ÖSTERREICH-Interview

"Die beste Antwort sind eben Tore"

29.09.2006

Verdammt, verhasst, vergöttert: Austria-Stürmer Roman Wallner im ÖSTERREICH-Interview.

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Roman Wallner fuhr in dieser Woche auf einer Achterbahn der Gefühle. Nach dem 0:1 in Mattersburg wurde der Austria-Stürmer von den eigenen Fans beschimpft und beinahe attackiert, am Donnerstagabend jubelten ihm dieselben Anhänger nach seinem Goldtor über Legia Warschau frenetisch zu. Vom Buhmann zum Helden in vier Tagen.

Nicht einmal Krimi-Altmeister Alfred Hitchcock hätte kein besseres Drehbuch aus dem Ärmel schütteln können.

ÖSTERREICH: Herr Wallner, wie ist das Wohlbefinden am Tag nach dem Goldtor?Wallner: Es geht mir gut, ein bisserl müde bin ich nach dem Spiel. Jetzt müssen wir ein wenig entspannen und die Euphorie mitnehmen für das GAK-Spiel.

ÖSTERREICH: Schreibt der Fußball nicht wirklich die schönsten Geschichten?
Wallner: Das kann man wohl sagen. In letzter Zeit schreibt er bei mir schöne Geschichten. Ich hätte das nicht besser planen können. Zuerst komme ich von der Admira zur Austria, habe mich sportlich erfangen, aber keine Tore gemacht. Dann folgt die Kritik, ich werde von den Fans beschimpft. Gegen Legia komme ich ohne Aufwärmen ins Spiel und erziele das Tor nach Europa. Alles im Leben hat seinen Grund, nichts kann man erzwingen.

ÖSTERREICH: Geht einem bei so einem Tor überhaupt irgendetwas durch den Kopf?Wallner: Nein, das war nur eine emotionale Explosion. Ich kann mich an das Tor gar nicht erinnern. Wo die Verteidiger waren, wer geflankt hat. Ich habe nur den Ball im Netz gesehen und bin losgerannt.

ÖSTERREICH: Teamchef Hickersberger hat Sie nicht einberufen, weil Ihnen die Torgefährlichkeit fehlt.
Wallner: Solche Aussagen sind gefährlich. Nur hat er den Kader vorher bekannt gegeben. Bis dahin hat die Aussage gestimmt. Pech für mich, dass das Tor um ein paar Stunden zu spät gekommen ist. Aber die zehn Tage Länderspielpause werde ich für mich nützen.

ÖSTERREICH: Stimmt es, dass Sie intern jetzt „Horst“ genannt werden - nach dem Kopfball-Ungeheuer Horst Hrubesch?
Wallner: (Lacht) Angeblich haben die Fans das ja schon im Stadion gerufen. Es kommt beim Kopfball nicht immer auf die Größe an. Wenn Timing und Flanke passen, dann können auch Spieler wie der Wolfi Mair oder ich Tore köpfen. Wenn ein Verteidiger schläft, kann er zwei Meter groß sein.

ÖSTERREICH: Nach dem Spiel haben Sie mit den Austria-Fans, die Sie zuletzt beschimpft haben, gejubelt.
Wallner: Ich bin gleich zu meinem Fanklub gelaufen. Ich kann nur durch Leistung und Tore die Fans soweit bringen, dass sie mich akzeptieren. Tore sind für einen Stürmer die beste Antwort. Daran wird man im Fußball gemessen.

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