Chaos in Kärnten

Doch kein Rückbau von EM-Stadion?

15.07.2009

Finanzierung durch den Bund muss bis 31. Juli stehen, ansonsten wird doch reduziert.

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© APA/GERT EGGENBERGER
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Der Klagenfurter Gemeinderat hat am Dienstagabend zwar beschlossen, dass das Fußballstadion nicht wie vertraglich vereinbart rückgebaut werden, sondern bei Bundesligaspielen für 18.000 Besucher zugelassen werden soll. Trotzdem brennt jetzt der Hut, denn der Beschluss hat einen gravierenden Haken: Er ist daran gekoppelt, dass der Bund die Kosten für die Fertigstellung in der Höhe von bis zu 19 Mio. Euro berappt, die Frist für eine entsprechende Vereinbarung ist mit 31. Juli dieses Jahres extrem knapp bemessen. Gibt es kein zusätzliches Geld aus Wien, muss, so steht es in dem Beschluss, der Rückbau auf 12.000 Sitze "umgehend" durchgeführt werden.

Unendliche Geschichte
Damit ist ein neues Kapitel in der schier unendlichen Geschichte des EM-Stadions eröffnet. Vor der EURO 2008 war alles eindeutig geregelt. In dem zwischen Bund, Land Kärnten und Landeshauptstadt - sie finanzierten den Bau zu je einem Drittel - geschlossenen Vertrag wurde fixiert, dass die 32.000 Besucher fassende Arena unmittelbar nach der Fußball-EM um eine Etage niedriger gemacht und so auf 12.000 Plätze verkleinert wird.

Deshalb wurde der Oberrang nur temporär errichtet, Material und Bestuhlung blieben im Eigentum der Baufirma. Nach Ende der EURO wollten die verantwortlichen Politiker das "schönste Stadion Österreichs" auf keinen Fall mehr zurückbauen.

Finanzierung
Es wurde hin und her verhandelt, von dauerhaften 32.000 Plätzen über 28.000 oder 22.000 wurden alle möglichen Varianten ins Spiel gebracht. Derweilen fielen Mietkosten für die geleasten Teile in der Höhe von 250.000 Euro pro Monat an. Die Stadt hoffte stets darauf, dass der Bund jenes Geld, das er für den Rückbau garantiert hat, auch für die anderen Fertigstellungsvarianten bezahlen würde. Wenige Monate vor der Bürgermeisterwahl am 1. März 2009 erreichte Scheucher bei seinem Parteifreund, Staatssekretär Reinhold Lopatka, eine verbindliche Zusage, dass die Republik bereit sei, 10,6 Mio. Euro dafür auszugeben, dass das Stadion mit 22.000 Plätzen dauerhaft bestuhlt bleibt und der Oberrang nicht abgetragen sowie das Dach abgesenkt wird.

Neue Pläne
Scheucher verlor die Bürgermeisterwahl, auf ihn folgte BZÖ-Mann Christian Scheider. Die neue Koalition im Rathaus mit SPÖ-Vizebürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz änderte die Pläne neuerlich, nun sollten es 18.000 Plätze werden, und fünf Mal im Jahr - für Großveranstaltungen und Ländermatches - die volle Besetzung mit 32.000 Plätzen.

Höhere Kosten
Dies werde 17 oder sogar 19 Mio. Euro kosten, hieß es. Die Stadt könne das aber sicher nicht finanzieren, ließ Finanzreferent Albert Gunzer (B) wissen. Sollte der Bund die Mehrkosten nicht tragen, darauf hat man sich nun festgelegt, muss die ursprüngliche Vereinbarung eingehalten und das Stadion rückgebaut werden. Doch auch das kostet die Stadt eine Stange Geld, denn die Leasingraten waren bisher nicht fällig, sie wären bei einem Kauf der Teile auf den Preis angerechnet worden. Muss die Baufirma den Oberrang zurücknehmen, stellt sie die Raten in Rechnung.

Der Kabinettchef von Sportminister Norbert Darabos, Stefan Kammerhofer, hat gegenüber der "Kleinen Zeitung" bereits abgewunken. Es bleibe bei 10,6 Millionen Euro.

Debakel
In der Gemeinderatssitzung am Dienstag wurde darüber stundenlang debattiert, dabei stellte sich heraus, dass die Stadtregierung noch nicht einmal einen Termin bei der Bundesregierung hat. Dass unter diesen Auspizien bis zum 31. Juli eine verbindliche Vereinbarung zustandekommt, erscheint daher mehr als fraglich.

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