Bayern-Skandal

Haftbefehl gegen Uli Hoeneß

23.04.2013

Uli Hoeneß (61) hinterzog nicht nur Steuern, er wurde sogar verhaftet – schon am 20. März.
 

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Dienstagabend kickten in der Münchner Allianz-Arena die Bayern gegen Barcelona. Die zwei derzeit wohl besten Fußballmannschaften Europas kämpften um den Einzug ins Champions-League-Finale. Die Bayern gewannen das Match mit 4:0. Aber der Rasen war nur der eine Schauplatz.



Der andere: Seit gestern Abend ist bekannt, dass Uli Hoeneß, der Bayern-Präsident und Saubermann Deutschlands, nicht nur Steuern hinterzogen haben soll, sondern am 20. März verhaftet wurde.

Laut Süddeutscher Zeitung (SZ) hat sich der Multimillionär aber mit einer Kaution von fünf Millionen Euro freigekauft.

Beckenbauer hält zu Hoeneß: „Youl‘ll never walk alone“
Erst waren sogar sieben Millionen gefordert, doch man einigte sich auf fünf und den Zusatz, dass sich Hoeneß zwei Mal pro Woche bei den Behörden melden muss – offenbar wegen akuter Fluchtgefahr. Diese vorläufige Festnahme ist laut SZ ein ernster Hinweis darauf, dass die Selbstanzeige möglicherweise nicht strafbefreiend sein könnte. Hoeneß droht nun sogar eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.

Seit Bekanntwerden seiner Steuerflucht (20 Millionen in der Schweiz) hielt sich der Moralapostel, der jahrelang Steuersünder attackiert hatte, quasi versteckt. Erst gestern wagte er sich wieder vor die Presse. „Ich habe erkannt, dass ich einen schweren Fehler gemacht habe. Ich will reinen Tisch machen.“

Franz Beckenbauer, Ehrenpräsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters, verteidigte Hoeneß: Dieser sei „kein Betrüger, da ist ihm irgendein Fehler unterlaufen“. „Ich halte zu ihm, immer, ganz gleich was passiert. So nach dem Motto: You‘ll never walk alone.“

Das sagt Aufdecker

  • Über den Schock: Selten hat eine Enthüllung so bewegt wie diese. Ausgerechnet der Uli! Die höchste moralische Instanz der Liga. Man könnte auch sagen, die höchste moralische Instanz der Fleißigen, die an den Erfolg durch harte Arbeit glauben. Wie tief wird sein Fall?
  • Die Konsequenzen: Er muss mit offenem Visier erklären, was war. Schonungslos Klartext reden, so wie er es auch bei anderen gerne macht. Fehler zugeben, Reue zeigen, weiter ackern, weiter siegen.
  • Fehler zugeben: Er könnte einen neuen Maßstab setzen. Es gibt wenige Menschen, denen es gelingt, ehrlich eigene Fehler einzugestehen. Ex-Bundespräsident Christian Wulff ist das abschreckendste Beispiel dafür.

Sein Millionen-Imperium
Manager, Firmenchef und Zocker: Daher hat Uli Hoeneß so viel Geld:

  • 30 Jahre Fußball-Manager: 1979 wurde Hoeneß zum Manager des FC Bayern München und führte den Verein zu neuen Höhenflügen. Und: Das ließ er sich teuer bezahlen.
  • Wurst-Imperium: 1985 gründete Hoeneß ein Wurst-Unternehmen, das heute Aldi und McDonald’s beliefert und 45 Millionen Jahresumsatz macht.
  • Börsenzocker: Vor 13 Jahren soll der 61-Jährige mit den Spekulationen begonnen und damit Millionen verdient haben.

© oe24.at

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