Nach 21 Jahren

Helge Payer verlässt Rapid

13.04.2012


Vertrag des Tormannes der Hütteldorfer wurde nicht verlängert.

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Nach mehr als zwei Jahrzehnten verlässt Helge Payer den österreichischen Fußball-Rekordmeister Rapid. "Eine Ära geht zu Ende. Helge war und ist ein echter Vorzeige-Rapidler, sportlich und menschlich", meinte Club-Präsident Rudolf Edlinger über Payer, der seit 1991 für Rapid gespielt hat. Der 32-Jährige wird ab sofort auf eigenen Wunsch nicht mehr mit der Kampfmannschaft trainieren, weil er sich solo auf seine - noch unbekannte - nächste Aufgabe vorbereiten möchte.

"Es tut schon sehr weh, Rapid zu verlassen. Seit ich fünf Jahre alt bin, schlägt mein Herz für diesen Verein. Aber der Zeitpunkt ist gut. Mein Vertrag läuft aus und Rapid ist im Tor gut aufgestellt", sagte Payer am Freitag. "Ich weiß, dass ich wieder zurückkommen werde. Ich sehe mich auf Ausbildung und will meine Erfahrungen dann in ein paar Jahren bei Rapid in irgendeiner Form wieder einbringen", so Payer weiter.

Spätestens im Sommer soll der 20-fache ÖFB-Teamspieler mit einem Abschiedsmatch von den Rapidlern noch gebührend gefeiert werden. Nach 21 Jahren in Hütteldorf inklusive zwei Meistertiteln und dem Erreichen der Champions-League-Gruppenphase würde Payer gerne ins Ausland wechseln. Der Oberösterreicher schließt aber auch einen Transfer innerhalb von Österreich nicht aus. Payer liegen laut eigenen Angaben drei, vier interessante Anfragen vor, von einem Abschluss sei man aber noch sehr weit entfernt.

Fast ein Monat lang war Payer zuletzt durch eine Nebenhöhleneiterung außer Gefecht gesetzt gewesen. Deshalb weiß er, dass er Rapid im Finish der Meisterschaft nicht mehr helfen wird können. Darum will sich Payer nun eine Auszeit gönnen und danach ab Mitte Mai wieder intensiv trainieren. Rapid stimmte Payers Plan zu.

Bereits 2005 und 2010 hätte Payer ins Ausland wechseln können, gute Angebote aus Lüttich und Seattle schlug er jedoch aufgrund einer Verbundenheit zu Rapid aus. "Aber jetzt wage ich den Schritt ins Unbekannte", meinte Payer. Aufgrund der belgischen Wurzeln seiner Lebensgefährtin Natalie, mit der er eine eineinhalbjährige Tochter hat, würde Payer am liebsten nach Belgien oder Frankreich wechseln. "Aber das ist ja kein Wunschkonzert."

Sollte Payers Suche nach einem neuen Arbeitgeber scheitern, würde er sich noch mehr auf seine 2006 gegründete Tormannschule konzentrieren und wohl einen Job bei Rapid annehmen. Aber das ist nur Plan B. "Das vorrangige Ziel ist, noch einmal zu spielen."

Rapid-Trainer Peter Schöttel kennt Payer seit seiner Zeit als Co-Trainer der U14-Mannschaft und hat eine dementsprechend enge Bindung zu seinem ehemaligen Mitspieler aufgebaut. "Wir sind beide zum selben Ergebnis gekommen, dass es das Beste wäre, wenn er sich eine neue Herausforderung sucht", meinte Schöttel, der im Saisonverlauf immer wieder Vieraugengespräche mit Payer geführt hat.

Die Entscheidung im Herbst, Payer als Nummer eins durch Jan Novota und dann Lukas Königshofer zu ersetzen, sei ihm dementsprechend schwer gefallen. "Ich möchte mich bei Helge bedanken, wie professionell er mit der Entscheidung umgegangen ist und wie sehr er Jan und Luki in der täglichen Arbeit unterstützt hat. Aber das war keine Überraschung für mich, weil er einen Top-Charakter hat", sagte Schöttel.

Payer erklärte, dass er Schöttel seine Entscheidung nicht übelnehmen konnte. "Ich hätte es als Trainer genauso gemacht. Ich selbst war mit meiner  Körpersprache und meinen Leistungen nicht zufrieden. Eine Rakete schießt auch nicht immer nur geradeaus. Ich habe mit Schöttel so ein gutes, kollegiales Verhältnis, dass ich das akzeptiert und versucht habe, meine Person in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Weil die Mission 33 (33. Meistertitel Rapids, Anm.) ist wichtiger, als ob ich spiele."

Aus eigener Erfahrung riet Schöttel Payer zu einer Veränderung. "Ich bin stolz, immer nur bei Rapid gewesen zu sein. Aber nach der Karriere habe ich festgestellt, dass man dann nicht die Kontakte hat, wie wenn man bei mehreren Vereinen tätig war. Deshalb glaube ich, dass es wichtig für ihn ist, etwas Neues zu probieren."

Nicht nur Schöttel ist sich sicher, dass Payers Zeit bei Rapid "nur unterbrochen ist". "Es wird viele interessante Themen bei Rapid geben, bei denen er mithelfen kann." Auf die Suche nach einem neuen Tormann wird sich Rapid vorerst nicht begeben, denn Novota und Königshofer haben übers Saisonende hinaus laufende Verträge.
 


 
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