Wettskandal

Liga stoppt Total-Absage

29.11.2013

Bundesliga und ÖFB äußern sich auf PK zum Wettskandal.

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Freitag Vormittag nahmen nun auch ÖFB und Bundesliga zum aktuellen Wettskandal Stellung. Wichtigste Nachricht: Die aktuelle Bundesliga-Runde wird wie geplant stattfinden, eine Absage steht nicht im Raum.

Schriftliche Erklärung verlangt
Im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Spielmanipulations- und Wettbetrugs-Affäre im österreichischen Fußball haben die Spitzen von ÖFB und Bundesliga einmal mehr ihre Bereitschaft zur lückenlosen Aufklärung betont. Als Beweis dafür sollen Spieler, Trainer und Funktionäre der beiden Profiligen und aller Akademien in einer schriftlichen Erklärung bestätigen, mit Schiebungen nichts zu tun zu haben.

Die entsprechenden Schreiben wurden bereits an die Clubs versendet, die Vereine der Regionalligen sollen demnächst folgen. Dazu war aber noch ein ÖFB-Präsidiumsbeschluss nötig, der am Freitagnachmittag getroffen wurde.

Bundesliga-Präsident Hans Rinner sieht in dieser Vorgehensweise eine geeignete Maßnahme. "Wir wollen damit sicherstellen, dass keine weiteren Verdachtsmomente bestehen."

Wettmöglichkeiten einschränken
Als weitere Konsequenz wünscht sich Rinner, dass Wetten etwa auf Elfmeter oder Gelbe und Rote Karten eingeschränkt werden. "Wir wollen diese Ereigniswetten so gut wie möglich eindämmen, können das aber nicht alleine stemmen." Deshalb suche man den Kontakt mit Wettanbietern und auch mit der UEFA und der FIFA, erzählte der 50-Jährige und ergänzte, man habe seitens der Liga den Skandal nicht kleingeredet. Den laufenden Verfahren haben sich ÖFB und Liga bereits angeschlossen, am 9. Dezember ist ein Gespräch der beiden Organisationen mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner angesetzt.

Fehlende Informationen
Rinner und Windtner haben in dieser Causa auch nicht mehr Informationen als jene, die von der Staatsanwaltschaft veröffentlicht wurden. Dies wird vom ÖFB-Präsidenten nicht goutiert. "Wir wollen aus der passiven in eine aktive Rolle treten und haben bei der Staatsanwaltschaft Salzburg ein weiteres Mal um Akteneinsicht gebeten. Wir haben nicht volles Verständnis dafür, dass dies noch nicht passiert ist."

"Gewaltiger Hammer für den Fußball"
Die negativen Auswirkungen der Affäre auf den heimischen Kick seien massiv, gab Windtner zu. "Das ist ein gewaltiger Hammer für den Fußball, aber wir werden alles unternehmen, um uns von dieser Geißel zu befreien", sagte der Oberösterreicher. "Wir sind betroffen von der Dimension und dem breiten Kreis, der involviert ist, und haben höchstes Interesse an einer umfassenden und lückenlosen Aufklärung."

Laut Windtner könnte die Affäre auch Positives bewirken. "Ich sehe die Krise auch als Chance, um die Reputation unseres Fußballs wieder herzustellen."

"Psychische Probleme" ausschlaggebend
Dass sich Kicker auf Spielmanipulationen einlassen, liegt nach der Meinung von Rinner nicht an mangelnder Bezahlung. "Die betroffenen Spieler haben psychische Probleme und können mit Geld nicht umgehen. Das hat nichts mit dem Einkommen zu tun", erklärte der Liga-Chef.

Die Häufung von mutmaßlich manipulierten Spielen in der Erste Liga wollte Rinner nicht überbewerten. "Das ist vielleicht Zufall und hat nichts mit dem Liga-Format zu tun." Einen Zusammenhang zwischen Schwarzgeld-Zahlungen im Fußball und Wettbetrug ist für den früheren Sturm-Graz-Präsidenten ebenfalls nicht gegeben. "Da einen Konnex herzustellen, ist nicht richtig."

KSV-Präsident "total verzweifelt"
Die Vereinsfunktionäre sind für Rinner in dieser Causa außer Obligo - so auch Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs, dessen Club einige verdächtige Spiele abgeliefert hat. "Ich habe mehrmals mit ihm telefoniert. Er ist total verzweifelt. Er sagt, er ist mit einer guten Mannschaft aus der Bundesliga abgestiegen, und wenn er das jetzt alles liest, fragt er sich, ob es damals mit rechten Dingen zugegangen ist", erzählte Rinner.

Sponsorensuche wird torpediert
Parallel zur Manipulationsaffäre kämpft die Liga mit einem beträchtlichen Zuschauerschwund, und auch ein weiteres Problem ist nach den jüngsten Vorkommnissen nicht gerade kleiner geworden. Durch den bevorstehenden Ausstieg von tipp3 und T-Mobile, die bisher kolportierte drei Millionen Euro pro Jahr zahlten, muss die Liga neue Geldgeber finden.

"Dass uns solche Ereignisse bei der Suche nach Sponsoren nicht helfen, ist klar. Aber wir werden auch künftig in Österreich einen Profi-Fußball mit tollen Spielen sehen und Sponsoren haben, die den Fußball unterstützen", sagte der Bundesliga-Chef, der auf eine Wiederwahl im Rahmen der Hauptversammlung am kommenden Freitag hofft.

Alle verdächtigen Spiele im Überblick

 

Operation "Rinas" - So lief der Betrug
Auf diese Liste haben alle gewartet, und die Ermittler der Operation „Rinas“ präsentierten sie am Donnerstag um 15 Uhr bei einer Pressekonferenz. 17 Spiele im Zeitraum von 2004 bis 2013 sollen manipuliert worden sein. Der aktuellste Fall ist noch gar nicht lange her und vor allem den Rapid-Fans im Gedächtnis:

10. November 2013: 
Grödig – Rapid 2:2
Nach einem 0:2-Rückstand gelang Rapid ein glückliches 2:2-Remis. Brisant: Der Ausgleich von Hofmann (86.) fiel durch einen Foulelfmeter, verursacht von Dominque Taboga. Er ist die Schlüsselfigur im Wettskandal.

27. Oktober 2013: 
Grödig – Red Bull 0:3
Brutales Foul von Dominique Taboga (31) in der Nachspielzeit. Sein versuchtes Elfer-Foul wurde aber nicht geahndet.

31. August 2012: 
Grödig – Kapfenberg 0:1
Kurios: Ausgerechnet im Duell gegen seinen Ex-Klub kassierte Taboga mit Grödig eine überraschende 0:1-Niederlage gegen den Underdog Kapfenberg. Dieses Spiel hatte das Wettwarnsystem ausgelöst, da es riesige Geldeinsätze in Asien gab. Für alle genannten Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Die Verdächtigen

 

 

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10.22 Uhr: Das war's auch schon wieder. Die PK ist beendet. Kurze Zusammenfassung: Die aktuellen Liga-Runden werden wie geplant ablaufen, ÖFB und Liga wollen gemeinsam gegen Wettmanipulation vorgehen. In den aktuellen Fällen sind dem Verband aber (noch) die Hände gebunden, da man auf Informationen, bzw. Akteneinsicht der Behörden angewiesen ist.

10.21 Uhr: Zum Abschluss fordert Windtner noch die volle Unterstützung - "auch von den Medien. Wir sind voll entschlossen, das hier anzugehen."

10.19 Uhr: Die Liga steht auch vor dem Problem, dass die mit Ende der Saison auslaufenden Sponsorverträge mit T-Mobile und tipp3 nicht verlängert werden. Bei der Suche nach neuen Sposoren würde der Wettskandal natürlich nicht helfen.

10.17 Uhr: Windtner ergänzt, dass man in Zukunft besonders darauf achten müsse, "dass die Spieler in ihrer Freizeit nicht ins Casino gehen und Ähnliches. Als Angestellter hat man dem Klub die ganze Arbeitszeit zur Verfügung zu stehen."

10.16 Uhr: Rinner: "Jeder Mensch ist unterschiedlich in seiner Psyche und das werden wir nicht in den Griff bekommen. Aber das ist die größte Herausforderung."

10.13 Uhr: Auch Windtner weist darauf hin, dass der österreichische Fußball eine besser Infrastrutkur brauche. Ebenso müsse das Service für die Fans verbessert werden. "Der Fußball-Fan ist Kunde und muss auch als solcher betrachtet werden." Windtner bringt als Beispiel die Linzer "Gugl", wo statt neu zu bauen, das alte Stadion um teures Geld kaum merkbar renoviert wurde.

10.11 Uhr: ÖFB-Boss Windtner versucht das Positive an der Sache zu sehen: "Dieser Fall ist eine Last für den österreichischen Fußball und für unseren ganzen Sport. Aber: Diese Krise ist auch eine Chance."

10.09 Uhr: Bundesliga-Boss Rinner beschwert sich jetzt im Allgemeinen über die Zustände: So sei die EURO 2008 nicht nachhaltig genutzt worden, "bei der Infrastruktur muss noch viel passieren." Man hätte Traditionsklubs und Zuschauer verloren. Auch der Vergleich mit anderen Ligen sei ein Problem, "auch wenn ich das nicht als Ausrede gelten lassen will". So hätte der Konsument heute um 35 Euro die Chance via Pay-TV die Top-Ligen Europas zu sehen und dann mit unserer Bundesliga zu vergleichen.

10.06 Uhr: Die Liga will mit Verfahren gegen beschuldigte Spieler so bald als möglich beginnen.

10.03 Uhr: ÖFB-Boss Windtner bekräftigt, dass ein "Umdenken stattfinden" müsse - "sowohl bei der Prävention, als auch bei den Sanktionen."

10.01 Uhr: ÖFB-Rechtsexperte Holler meint, dass ein Geständnis "natürlich ein Milderungsgrund" sei. Dann wird's emotional: Spielmanipulationen seien "ein Krebsgeschwür." Man müsse "selbstverständlich" mit aller Härte gegen diese Dinge ordentlich vorgehen. "Man wird  nicht jedes Mal mit einer sechsmonatigen Sperre davonkommen." Holler spielt damit auf die Sperre eines unterklassigen Kickers an, dessen Strafe nach einem Geständnis zuletzt drastisch reduziert wurde.

9.58 Uhr: Rinner nochmals zu den Verdächtigen: Es handle sich dabei um "Topverdiener, die aber aufgrund ihres Lebensstils anfällig für Spielmaniulation" wurden. "Die Wettpaten suchen aktiv und gezielt nach gewissen Charaktertypen, bei denen auch ein gewisses soziales Umfeld vorhanden ist. Diese werden dann angesprochen."

9.56 Uhr: Für 9. Dezember wurde ein Termin mit Innenministerin Mikl-Leitner ausgemacht.

9.55 Uhr: Bundesliga-Präsident Rinner will den Wettskandal aber nicht darauf zurückführen, dass die verdächtigen Personen zu wenig verdient hätten: "Es wäre falsch zu sagen, das auf eine bestimme Liga abzuwälzen. So etwas passiert in vielen Ländern."

9.53 Uhr: Ebenbauer merkt an, dass man die Spielergewerkschaft aufgefordert habe, einen Gehaltscheck in der Erste Liga zu machen. Daraus ging hervor, dass neun Spieler in den beiden obersten Spielklassen weniger als den gesetzlichen Mindestlohn verdienen.

9.51 Uhr: Rinner stellt klar, dass er den Skandal nicht kleinreden wolle: "Ich habe nur gesagt, dass selbst die Wettskandale in Deutschland und Italien den Fußball nicht zerstört haben."

9.50 Uhr: Zur Klarstellung: Der ÖFB kann nur gegen aktive Spieler, aber nicht gegen ehemalige Spieler, vorgehen.

9.48 Uhr: Bundesliga-Boss Rinner glaubt nicht, dass das Schlimmste schon überstanden ist: "Keiner weiß, was da noch kommt."

9.45 Uhr: Der verdächtige Akademietrainer wurde bereits vom Dienst freigestellt. Er soll sich noch zu seiner aktiven Zeit als Fußballer verdächtig gemacht haben.

9.44 Uhr: Jetzt ist der Bundesliga-Vorstand für Recht, Ebenbauer, an der Reihe. Er hält fest, dass das Bundeskriminalamt die Vereine nicht als Beschuldigte anführt. Es ginge nun darum, endlich Akteneinsicht zu bekommen um zu entscheiden, wie mit den beschuldigten Spielern weiter zu verfahren ist.

9.43 Uhr: Bundesliga-Boss Rinner berichtet von einem Gespräch mit Kapfenberg-Boss Erwin Fuchs, in dem der berichtet mittlerweile zu bezweifeln, ob beim Abstieg aus der Bundesliga alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Denn, so Fuchs, man habe damals eine gute Mannschaft gehabt. Der KSV-Boss weist zugleich jede Schuld von sich.

9.42 Uhr: Soweit die offiziellen Statements von Bundesliga und ÖFB. Jetzt dürfen die Journalisten ihre Fragen stellen.

9.41 Uhr: Bundesliga-Chef Rinner stellt klar: Es wird keine Absage dieser Spielrunde geben!

9.40 Uhr: Nochmals ÖFB-Boss Windtner: "Wir wollen umgehend Klarheit haben."

9.39 Uhr: Jetzt ist Bundesliga-Präsident Rinner an der Reihe. Er weist darauf hin, dass man "auch in der Vergangenheit aktiv war und Schulungsmaßnahmen durchgeführt" habe. Rinner will "sämtliche Clubs" auffordern, eine Erklärung abzugeben, inwiefern man von möglichen Wettmanipulationen gewusst habe.

9.37 Uhr: Windtner weiter: Man werde sich als Privatbeteiligter an ein Verfahren anschließen.

9.36 Uhr: ÖFB-Boss Windtner erklärt, dass der Verband "nicht von selbst aktiv werden kann, sondern bisher auf die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft angwiesen ist." Windtner wiederholt, dass man mehrmals um Akteneinsicht gebeten habe, diese bisher aber nicht gewährt wurde.

9.34 Uhr: Bundesliga-Präsident Rinner und ÖFB-Präsident Leo Windtner werden sich zum Wettskandal äußern. Liga und Verband gehen bei dieser Geschichte Hand in Hand.

9.30 Uhr: Herzlich willkommen bei unserem Ticker zur PK des ÖFB zum Wettskandal.

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