Großes ÖSTERREICH-Interview

Arnautovic: Alle lieben unseren Bad Boy

02.06.2012

Traumtor macht Marko Arnautovic zum Helden: Fußball-Genie mit Aussetzern.

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© TZ ÖSTERREICH/Kronsteiner
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Am Freitag, um 22.14 Uhr, spaltet Marko Arnautovic ganz Österreich. Sein Tor zum 3:2 gegen die Ukraine ist Weltklasse. Ein Hammer. Zum Niederknien. Typisch Marko: Immer extrem!

Zuvor schleppt er sich träge über den Platz. Spielt aufreizend lässig. Wird im ORF scharf kritisiert. Dann der Genieblitz, mit dem Arnautovic die ­Kritiker zum Schweigen bringt: Der Ball schlägt im Kreuzeck ein. So etwas kann nur er. Marko: „Ich hoffe, dass alle genau hingeschaut haben.“ Da schwingen Stolz und Genugtuung mit.

Sogar Mourinho ist an Arnautovic zerbrochen
Beim 3:1 im Februar in Klagenfurt gegen Finnland wird Arnautovic gnadenlos ausgebuht. Er hat Tränen in den Augen. Nun loben ihn alle in den Himmel. Marko schießt sich in die Herzen der Fans.

Viele rufen in der Nacht auf Samstag empört in der ÖSTERREICH-Redaktion an, beschweren sich über die ORF-Berichterstattung. Heiße Diskussionen im ganzen Land über Arnautovic. Er lässt keinen kalt. Hat er noch nie getan. Sogar Startrainer José Mourinho zerbricht bei Inter Mailand an Marko. Der Startrainer klagt: „Ein Kind im Körper eines Mannes.“ Auch in Bremen verzweifeln sie oft. Zuletzt, als sich Arnautovic beim Spielen mit seinem Hund am Knie verletzt.

Die Experten wissen nicht, was sie mit ihm anfangen sollen. Hans Krankl: „Ich kann Marko nicht zuschauen.“ Toni Polster: „Die Frisur ist ihm wichtiger als die Leistung.“ Doch alle sind sich einig: Würde Marko sein Potenzial ausschöpfen, wäre er ein Weltstar. Der Junge aus Floridsdorf mit serbischen Wurzeln ist (phasenweise) genial.
Teamchef Marcel Koller will Arnautovic gegen die Ukraine schon austauschen. Er macht es nicht. Um 22.14 Uhr fühlt sich ­Koller bestätigt.

Er heiratet Sarah und wird im Juli Vater

Marko Arnautovic ist geläutert. Der einstige Bad Boy schießt Tore – und denkt an die Familie.

„Ich grüße meine Familie zu Hause in Bremen und meine Frau, die hochschwanger ist“, jubelte Marko wenige Minuten nach seinem Siegtor ins ORF-Mikro. In der Stunde des Triumphs dachte er an seine Liebsten. Arnautovic übernimmt Verantwortung – am und neben dem Fußballplatz. Im Juli schenkt ihm Freundin Sarah eine Tochter. Vorher will er sie noch heiraten, endlich sesshaft werden. Die wilden Zeiten mit Partys und schnellen Autos scheinen vorbei. Sogar am Life Ball gab er sich außergewöhnlich gesittet. Unser Werder-Legionär wandelt sich vom einstigen Bad Boy zum zielsicheren Fußballer mit Herz.

 

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Superstar Marko Arnautovic im großen ÖSTERREICH-Interview

ÖSTERREICH: Marko, Sie spalten die Nation. Beim 3:1 im Februar gegen Finnland sind Sie gnadenlos ausgepfiffen worden. Jetzt, nach Ihrem Traumtor zum 3:2 gegen die Ukraine, werden Sie gefeiert. Was ist das für ein Gefühl?
Marko Arnautovic: Herrlich. Ich hoffe, dass beim dritten Treffer alle genau zugeschaut haben.

ÖSTERREICH: Schwingt da ein bisschen Genugtuung mit?
Arnautovic: Nein, keine Genugtuung. So denke ich nicht. Der Sieg und die zwei Tore machen mich einfach glücklich und stolz. Ich weiß auch nicht, was beim letzten Match in Klagenfurt mit mir los gewesen ist. Da habe ich ein Blackout gehabt. Nicht zu erklären. Die Pfiffe haben mir wehgetan. Ich möchte immer das Beste geben, spiele auch sehr gerne in der Nationalmannschaft. Das ist eine Ehre für mich. Ich bin Patriot. Diesmal habe ich meine Aufgabe erfüllt. Ich genieße diese Momente.

ÖSTERREICH: Nach Ihrem 3:2 sind Sie wie ein Verrückter auf Österreichs Teamchef Marcel Koller zugestürmt, haben ihn herzlich umarmt. Was haben Sie Koller im Jubelrausch gesagt, Marko?
Arnautovic: „Danke, Trainer!“ Das habe ich gesagt. Er schenkt mir sein Vertrauen, was nicht so selbstverständlich ist. Ich muss auch Gott danken, dass alles so gut läuft. Das ist wirklich fantastisch.

ÖSTERREICH: Zuletzt haben alle über David Alaba gesprochen, nicht mehr so sehr über Sie. Gut oder schlecht?
Arnautovic: David ist großartig und der Star im Team. Ich gönne ihm das. Ich rede gerne mit Journalisten. Trotzdem ist es okay, wenn ich einmal nicht so im Mittelpunkt bin.

ÖSTERREICH: Sie haben noch immer viele Kritiker, werden als Bad Boy wahrgenommen. Ungerecht?
Arnautovic: Bad Boy – das schreiben vor allem die Zeitungen. Und es stört mich. Ich habe Fehler gemacht. Aber ich bin nicht mehr der Marko Arnautovic von früher. Ich habe mich geändert.

ÖSTERREICH: Auch deshalb, weil Ihre Bremer Freundin, Sarah Lizakowski, hochschwanger ist?
Arnautovic: Ich spreche nicht so gerne über mein Privatleben.

ÖSTERREICH: Sie haben Ihre Sarah doch beim Match via TV grüßen lassen! Wann wird geheiratet?
Arnautovic: Ich kann nur sagen, dass ich sehr, sehr glücklich bin.

ÖSTERREICH: Sie sind eine Art Rockstar unter den Fußballern. Was bedeuten die unzähligen Tattoos an Armen und Beinen?
Arnautovic: Ich bin ein gläubiger Mensch. Das drücken auch die Tattoos aus. Am linken Arm steht: „Bog da me cuva“ – „Gott beschützt mich“. Am rechten Arm: „Marko wird dich nie vergessen“. Das ist für meinen Großvater, den ich sehr geliebt habe. Ich habe ihn immer bei mir. Noch einmal: Ich bin sehr dankbar, dass derzeit alles so wunderbar läuft. Das ist ein fantastisches Gefühl. Ich bin überglücklich.

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