Confed Cup

Proteste erwischten FIFA auf falschem Fuß

23.06.2013

Generalsekretär Valcke: "Wir sind nicht dafür verantwortlich, was passiert ist".

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© afp
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Die Massenproteste auf Brasiliens Straßen haben der WM-Generalprobe Confederations Cup bisher massiv geschadet. Die FIFA konnte dem Vertrauensverlust nicht entgegenwirken. Dabei läuft der Test für 2014 ansonsten ziemlich reibungslos - auch dort, wo man es eigentlich nicht erwartete.

Die Massenproteste in mehreren hundert Städten gegen Misswirtschaft, Korruption und Milliardeninvestitionen für die WM erwischten die FIFA auf dem falschen Fuß. "Niemand konnte so etwas erwarten", berichtete OK-Sprecher Saint-Clair Milesi von der Gefühlswelt bei den WM-Organisatoren.

FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke verteidigte den Weltverband gegen jede Kritik. "Was haben wir falsch gemacht? Verzeihen Sie mir, aber ich denke nicht, dass die FIFA das Gefühl haben sollte, etwas falsch gemacht zu haben. Wir sind nicht dafür verantwortlich, was passiert ist", sagte er in einem Interview der brasilianischen Zeitung "O Globo" (Sonntag).

Tatsächlich ist der FIFA kein unmittelbarer Vorwurf zu machen. Nicht einmal Brasiliens Staatsapparat schien präpariert. Doch das Krisenmanagement verlief auch beim Weltverband nicht gerade glücklich.

Als die Polizei mit Tränengas und Gummi-Geschossen auf die Gewalt auf den Straßen reagierte und sogar die WM öffentlich infrage gestellt wurde, war Blatter schon abgereist zur U20-WM in die Türkei. Nun drückt sich die FIFA um eine klare Aussage, wann Blatter vor den Halbfinalspielen zurückkommt.

Reflexartig verwiesen FIFA und OK immer wieder auf die Zuständigkeit der staatlichen Sicherheitsbehörden und demonstrierten so aller Welt ihre Ohnmacht. "Die FIFA ist verantwortlich für die Organisation von 64 Spielen und Gastgeber einiger anderer Veranstaltungen. Aber wir sind nicht verantwortlich für alles, was passiert", sagte Valcke.

Die bittere Ironie für die FIFA ist, dass ihre WM-Generalprobe eigentlich besser läuft als von vielen erwartet. Nur bekommt es im Schatten der Proteste keiner so richtig mit. Das befürchtete Logistikchaos blieb aus. Fans und Mannschaften waren von kleineren Stauproblemen abgesehen relativ pünktlich in Stadien und Hotels.

Die Fans machen in Rekordzahl den Confed Cup zu einer bunten Party - zumindest in den Arenen und der gebotene Fußball von vier Weltmeister-Teams bis zu den freundlichen Außenseitern aus Tahiti sorgt für beste Unterhaltung. Ein Torrekord ist greifbar nahe.

Dennoch mahnte Valcke weitere Anstrengungen an. "Die Minimalanforderungen sind erfüllt. Im nächsten Jahr wird mehr verlangt", sagte Valcke. "Wir müssen sicherstellen, dass die weiteren sechs Stadien Ende des Jahres fertiggestellt sind, sodass wir alle Installationen vornehmen können." Die sechs Confed-Cup-Stadien sind WM-tauglich, trotz teilweise massiver Bauverzögerungen und mancher nötigen Verschönerungsarbeit.

Noch kein Einsatz für Tortechnik beim Confederations Cup
Beim Confederations Cup in Brasilien musste die erstmals eingesetzte Torlinientechnik noch nicht von den Schiedsrichtern zurate gezogen werden. "Bisher hat es keinen Fall gegeben", sagte FIFA-Sprecher Pekka Odriozola am Sonntag in Rio de Janeiro vor den beiden abschließenden Spielen der Gruppenphase. Bei dem Testlauf für die Fußball-WM 2014 signalisiert das computergesteuerte System dem Schiedsrichter, ob der Ball im Tor war oder nicht.

Alle 47 Tore wären zweifelsfrei korrekt gewesen. Streitfälle, bei denen die Referees keinen Treffer gegeben hätten, gab es nicht. Der usbekische Schiedsrichter Rawschan Irmatow räumte aber einen Regelfehler in der Partie zwischen Brasilien und Italien (4:2) ein. Vor dem zweiten Tor der Italiener durch Giorgio Chiellini (71. Minute) hatte er das Spiel unterbrochen und auf Elfmeter für die Squadra Azzurra entschieden. Als Chiellini unmittelbar nach seinem Pfiff traf, erkannte er das Tor an.

"Er hat seinen Fehler eingeräumt", sagte Odriozola. Irmatow, der bei der WM 2010 das Eröffnungsspiel (Südafrika-Mexiko, 1:1) geleitet hatte, galt als Kandidat für das Endspiel beim WM-Testlauf in Rio de Janeiro. Dass sein Fehler eine Benennung zum Final-Schiedsrichter verhindern könne, wollte die FIFA nicht kommentieren.

 

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