Überraschung

Rapid: Helmut Schulte neuer Sportdirektor

19.12.2012

55-Jähriger übernimmt ab Jänner bei den Hütteldorfern.

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Mit der Bestellung des ehemaligen St. Pauli-Sportdirektors Helmut Schulte zum neuen Sportdirektor hat Rapid am Mittwoch eine "Baustelle" geschlossen. Bei der Präsentation des Deutschen, der quasi von einem Kultclub zum anderen geht, lobte Präsident Rudolf Edlinger sowohl "Bestimmheit" als auch Konzept des 55-Jährigen und war sich sicher: "Er ist eine gute Wahl".

Ansprüche "wie bei Bayern"
Schulte selbst, der mit einem Einjahresvertrag, "der automatisch in ein unbefristetes Verhältnis übergeht" (Edlinger) ausgestattet ist, stellte seiner Amtszeit eine markige Ansage voran: "Ein Anspruchsdenken wie Bayern, Tradition und Leidenschaft wie Schalke 04, dabei ein Etat wie St. Pauli."

Lage überprüfen
Vorerst - und also auch bei allfälligen Wintertransfers will sich Schulte noch im Hintergrund halten. "Ich werde jetzt einmal zuschauen und zuhören und dann Entscheidungen treffen. Ich kann jetzt aber nicht sagen, was wir in der nächsten Zeit tun werden", betonte der zweifache Familienvater, der bisher drei Rapid-Partien sah, am Donnerstag. Das erste Fazit: "Ich traue mir keine Einschätzung zu. Ich habe eine gute, junge, talentierte Mannschaft gesehen." Ganz allgemein sei er jedenfalls "kein Freund vieler Transfers, sondern von Kontinuität. Wenn man Misserfolg haben will, muss man nur oft genug das Personal wechseln."

12 Hearings
Edlinger betonte, dass man es sich bei der Suche "nicht leicht gemacht" habe. Nach zwölf Gesprächen und mehreren Hearings sei die Entscheidung gefallen. "Er weiß, wovon er spricht", beteuerte Edlinger. "Er will Kontinuität von der U6 bis zur Kampfmannschaft. Und er meinte, dass er sich als der erste und wesentliche Unterstützer des Trainers sieht. Seine Devise: Nur ein starker Trainer kann gute Arbeit leisten."

Trainer wird Rücken gestärkt
Coach Peter Schöttel, der in die Entscheidung nicht eingebunden war, dürfte das mit Freuden vernommen haben. Am Donnerstag stand der 45-Jährige nur im Schatten - und genoss es. "Was den sportlichen Bereich betrifft war es schon sehr auf eine einzelne Person fokussiert - gerade als es nicht so gut gelaufen ist", sagte Schöttel, der nun mit einem Mann zusammenarbeiten muss, der von sich behauptet: "Ich bin nicht dogmatisch, der Dialog ist mir wichtig. Und ich werde mich nicht in die Trainerarbeit einmischen."

Wie sich das Verhältnis der beiden gestaltet, bleibt abzuwarten, Schöttel streute Schulte aber vorab Rosen: "Ich hatte bis jetzt über die Medien einen sehr guten Eindruck von ihm. Er kann dem Verein ganz sicher helfen." Dass der Club von der Verpflichtung eines Mannes mit Rapid-Hintergrund absah, kommt bei Schöttel jedenfalls gut an: "Ich finde es gut, dass jemand von außen dazugestoßen ist, der sich ganz frei seine Meinung aufbauen kann." Edlinger wollte das freilich nicht als Fingerzeig für zukünftige Personalentscheidungen verstanden wissen.

Schulte lobt Hofmann
Rot-weiß-roten Ängsten, die mit der Bestellung eines Deutschen einhergehen könnten, baute er sogleich vor: "Jene, die denken, 'ach du Schreck, so'n deutscher Besserwisser', kann ich ein bisschen beruhigen: Mein Vorbild eines Deutschen in Österreich ist Steffen Hofmann", erklärte Schulte, der - obwohl erst am Mittwochabend über seine neue Mission informiert - sichtlich vorbereitet seinen ersten offiziellen Auftritt für Rapid absolvierte und nach einer Rückkehr nach Hamburg mit Anfang Jänner sein Amt in Wien antreten wird.

Letzter Job bei St. Pauli
Für Schulte ist das Engagement in Wien Neuland, gerade in geographischer Hinsicht. "Ich hab' mich selbst oft ins kalte Wasser geschmissen", sagte der "Neue", der als Trainer außer St. Pauli (1987 - 1991) auch Dynamo Dresden (1991/92) und Schalke 04 (1993) betreute, eher er ins Management wechselte. Nach den Stationen Lübeck, St. Pauli und als Nachwuchs- und Scoutingleiter bei Schalke kehrte er 2008 zum Hamburger Club St. Pauli zurück, wo er bis Mai Sport-Geschäftsführer war.

Edlinger war überzeugt: Gerade Schultes Tätigkeit bei St. Pauli passe zur neuen Station Rapid. "St. Pauli ist der deutsche Kultclub, ich behaupte, Rapid ist der Kultclub Österreichs." Schulte bestätigte, Vereine mit Tradition und Emotion besonders zu mögen. "Natürlich kann Leidenschaft, auch Leiden schaffen. Das weiß man, aber es ist viel, viel schöner. Das ist das Leben", gab er zu Protokoll.

Unrealistische Erwartungen bremsen
Wolle ein Club seiner Philosophie treu bleiben - und wie etwa St. Pauli den Stadionnamen nicht vermarkten - dann müsse man laut Schulte "damit leben". Allerdings seien dann auch die Ziele entsprechend zu justieren: "Man wird im Fußball sehr oft mit unrealistischen Erwartungen losgeschickt. Wenn man das zulässt, wird man sehr, sehr viel Frustration produzieren."

Geht es nach Edlinger, soll der medial hoch gehandelte Rapid-Nachwuchschef Carsten Jancker bleiben. "Ich gehe davon aus", sagte Edlinger, laut dem auch der bisherige Sportmanager Stefan Ebner "im Bereich der sportlichen Arbeit eingebunden bleibt

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