Ermittlungen

Razzia bei Bayern-Boss Hoeneß

21.04.2013

Der Präsident des deutschen Rekordmeisters soll ein Steuersünder sein.

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© Reuters
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Wegen eines Kontos in der Schweiz hat der Vereinspräsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß , sich selbst angezeigt. Die Staatsanwaltschaft München ermittle wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, berichtete das Magazin "Focus" am Wochenende. Die "Bild am Sonntag" berichtete, Hoeneß habe samt Selbstanzeige knapp 6 Mio. Euro ans Finanzamt bezahlt.

Wie der Chef der deutschen Steuer-Gewerkschaft, Thomas Eigenthaler, dem Blatt sagte, folgert daraus, dass "Hoeneß mindestens zehn Millionen Euro Einnahmen nicht angegeben hat". Die SPD, die das deutsch-schweizerische Steuerabkommen wegen zu vieler Schlupflöcher mit den Grünen zu Fall gebracht hatte, wertete die Selbstanzeige als Bestätigung.

Selbstanzeige
Hoeneß sagt im "Focus", er habe im Jänner über seinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht. Diese hänge "mit einem Konto von mir in der Schweiz" zusammen. Die steuerlichen Folgen würden derzeit von den Behörden geprüft. Ursprünglich habe er die Angelegenheit über das geplante deutsch-schweizerische Steuerabkommen regeln wollen, doch sei dieses "bekanntlich Mitte Dezember 2012 nicht zu Stande gekommen".

Die Staatsanwaltschaft München II habe auf Grundlage der Selbstanzeige ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, sagte der Münchner Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich dem Magazin. Die Selbstanzeige werde nun auf Wirksamkeit und Vollständigkeit geprüft. Auch die Staatsanwaltschaft wollte laut "Focus" keine näheren Angaben zur Summe machen.

Hoeneß ist nicht nur Vereinspräsident des FC Bayern München , sondern auch Gründer des Unternehmens HoWe Wurstwaren, das Discounter in verschiedenen europäischen Ländern und den USA mit Rostbratwürstchen beliefert: In Deutschland ist Aldi Süd der größte Abnehmer.

Genugtuung bei SPD
Die SPD reagierte mit Genugtuung auf die Selbstanzeige des Vereinspräsidenten. Hoeneß habe "darauf gehofft, dass seine Steuerhinterziehung durch das von der schwarz-gelben Bundesregierung geplante deutsch-schweizerische Steuerabkommen legalisiert worden wäre und er dabei anonym hätte bleiben können", erklärte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poß, in Berlin.

Diesen Plan, "den viele Steuerhinterzieher hatten", habe die SPD durch ihre Ablehnung des Abkommens im Bundesrat vereitelt, fügte Poß hinzu. Der Fall Hoeneß zeige, dass die Strategie der SPD richtig gewesen sei. "Er wird nicht der einzige bleiben, dessen Hoffnungen auf das Abkommen der schwarz-gelben Bundesregierung nun zerplatzen", erklärte Poß.

Steuerhinterziehung
Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", künftig müssten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, sagte der "FAS", die Bundesregierung habe deutsche Steuerbetrüger regelrecht ermutigt, "beim Schweizer Steuerabkommen auf Persilschein mit Kuschelaroma zu bauen".

Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) zog in der "Welt am Sonntag" eine Verbindung zwischen dem Fall Hoeneß und der Steuerpolitik der CSU. Er verstehe seit Jahren nicht, "warum die CSU so viele Sympathien für Steuerhinterzieher hegt, obwohl sie sonst so für Law and Order auftritt". Das Hoeneß "so heftige Sympathien für die CSU" hege, "findet in den kommenden Wochen vielleicht eine zusätzliche Erklärung".

Das von der Bundesregierung mit der Schweiz ausgehandelte Steuerabkommen war nach monatelangem Ringen zwischen Koalition und Opposition gescheitert. SPD und Grüne hatten es wegen zu vieler Schlupflöcher für Steuersünder im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat zu Fall gebracht.

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