Toni Polster Interview

"Ich gehöre in die höchste Spielklasse"

23.06.2013


Traumjob. Als Admira-Trainer ist Polster erstklassig geworden.

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© apa
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Als Admira-Trainer will Toni Polster jetzt in der Bundesliga durchstarten. Was kaum einer weiß: Seine Freundin hat ihn dazu motiviert. Überpünktlich und voller Tatendrang übernahm die Goalgetter-Legende Dienstagvormittag das Kommando bei der Admira: "Ich bin jetzt dort, wo ich hingehöre - in der Bundesliga." An der Outlinie beobachtet eine blonde Dame im kleinen Schwarzen ihren Lebensgefährten bei der Arbeit. Im ÖSTERREICH-Interview verrät Polster: "Der Birgit hab ich zu verdanken, dass ich jetzt hier bin."

Nach seiner Traum-Karriere mit Stationen wie Austria, Torino, Sevilla oder Köln und später im Management von Borussia Mönchengladbach wurde Polster mit Auftritten als Sänger und bei Dancing Stars zur Kultfigur.

Doch Birgit öffnete ihm die Augen
"Sie hat gemerkt, dass mir der Fußball gefehlt hat." So arbeitete sich der Rekord-Teamtorschütze (95 Länderspiele, 44 Tore) von den LASK Juniors über Wiener Viktoria (Aufstieg in die Wiener-und jetzt in die Regionalliga) nach oben. Jetzt kann er sich in der Bundesliga beweisen. Da werden auch die inzwischen studierenden Kinder Anton (23) und Lisa (20) stolz auf den Papa sein.

Toni: "Meine Freundin wollte mich hier sehen"

ÖSTERREICH: Toni, eigentlich wollten Sie jetzt auf Urlaub fliegen. Wie hat Ihre Freundin die Programmänderung aufgenommen?
Toni Polster: Sie freut sich mit mir. ich muss ja zugeben: Die Birgit hat mich ein bisschen dorthin getrieben, wo ich jetzt bin. Sie hat vor vier jahren auf mich eingeredet und gesagt: "Der Fußball ist dein leben. Du weißt so viel, du hast so viel Erfahrung. Mach doch das wieder, konzentrier' dich da drauf." Das hab ich dann beherzigt und mich komplett vom Society-Parkett zurückgezogen. Da hat sie mich bei meinem Ehrgeiz gepackt, und jetzt bin ich dort angekommen, wo sie mich immer hinhaben wollte. Dafür bin ich ihr unglaublich dankbar.

ÖSTERREICH: Was hat sich jetzt in Ihrem Leben geändert?
Polster: Bei Wiener Viktoria hat das Training um dreiviertel sieben am Abend begonnen, und um halb zehn war ich zum Abendessen daheim. jetzt fahr ich um neun uhr zum Vormittags-Training und bin bis am Abend im Einsatz ...

ÖSTERREICH: Bei Ihrer Start-Pressekonferenz meinten Sie, Sie hätten dieses Angebot einem der Austria vorgezogen. Können Sie uns das bitte erklären?
Polster: Das passt jetzt perfekt in meine Entwicklung als Trainer. ich bin zur richtigen Zeit am richtigen Ort. ich sehe das als Riesenchance.

ÖSTERREICH: Ihr erstes Meisterschaftsspiel steigt ausgerechnet gegen Ihren Ex-Klub Austria Wien ...
Polster: ja, das hat was. Das ist eine Rückkehr nach Hause -und diesmal bin ich Gast. Wir werden sicher nicht in die Generali Arena kommen und in Ehrfurcht erstarren.

ÖSTERREICH: Wundert es Sie, dass sich die Austria auf der Suche nach einem neuen Trainer nicht bei Ihnen meldete?
Polster: Die Austria hat ja einen Österreicher mit violetter Vergangenheit gesucht -dann hat sie mit Niko Kovac verhandelt und Nenad Bjelica verpflichtet. Machen Sie sich ihren Reim draus ...

ÖSTERREICH: Warum ist es für ehemalige Top-Spieler so schwer, in der Bundesliga als Trainer Fuß zu fassen?
Polster: Als Spieler habe ich gewusst: Wenn ich 20,25 Tore schieße, kommen die Angebote automatisch. Als Trainer ist es viel schwieriger, durch gute leistungen deiner Mannschaften auf dich aufmerksam zu machen.

ÖSTERREICH: Was meinten Sie mit: "Beim Blick auf meinen Kontoauszug denke ich mir: Das ist mein eigenes kleines Griechenland ..."?
Polster: Dass ich bei der Admira sehr wenig verdiene - aber die Bosse dort haben gleich gespürt, dass ich das mache, weil ich es liebe.

ÖSTERREICH: Sie haben der Admira modernstes Training versprochen. Was erwartet die Spieler da?
Polster: ich erfinde den Fußball nicht neu. Aber ich baue Elemente wie etwa life Kinetik ein. Das ist ein spezielles Gehirntraining, mit dem zum Beispiel auch Dortmund-Trainer jürgen Klopp sehr erfolgreich ist. Dabei wird nicht nur die Koordination gefördert: Spieler nehmen plötzlich am Platz viel mehr wahr und handeln schneller. Außerdem wird der Ermüdungszustand nach hinten verschoben. Mit Wiener Viktoria zum Beispiel haben wir viele Spiele in den letzten 20 Minuten entschieden. ich wünsche mir, dass das bei der Admira auch gelingt.

ÖSTERREICH: Sehen Sie die Admira als mögliches Sprungbrett für höhere Aufgaben?
Polster: ich bin nicht so verwegen, dass ich den zweiten Schritt vor dem ersten mache. ich bin gekommen, um zu bleiben, und will mit der Admira viel bewegen.

ÖSTERREICH: Haben Sie sich ein konkretes Ziel gesetzt?
Polster: Vergangene Saison hat die Admira am letzten Spieltag als Neunter den Klassenerhalt gerettet. So was wünsche ich weder den Fans, noch dem Klub, noch den Spielern und auch mir nicht. Mir wär es schon ein Anliegen, im gesicherten Mittelfeld zu landen.

ÖSTERREICH: Werden Ihre Spieler auch etwas von Ihren Fußballkünsten zu sehen bekommen?
Polster: ich werde sicher nicht den Fehler machen und meinen Spielern erzählen, wie toll ich nicht auf dem Platz war, und werde auch keine Schüsse vorzeigen. Diese Zeit ist vorbei. jetzt muss ich meinen job als Trainer genauso gut machen, wie ich ihn als Spieler gemacht hab.

O-Ton: Polsters beste Sprüche

Polster: "MeineTänzerkarriere ist vorbei"

  •  ... seine Gage bei der Admira: "Für die muss mich keiner beneiden. Ich werde mir jeden Monat meinen Kontoauszug ausdrucken, ihn streicheln und mir sagen:,Das ist mein eigenes kleines Griechenland'."
  • ... seinen Wunschspieler: "Wir haben eine Gehaltsobergrenze, deshalb wäre es auch unmöglich gewesen, einen Philipp Hosiner, der ja bei der Admira groß geworden ist, zu halten. Aber sollte Messi bei seinen Steuersorgen auf die Idee kommen, nach Österreich zu flüchten, hätte ich für ihn jederzeit einen Platz.
  • ... seine Karriere als Tänzer: "Die ist vorbei. Ich habe bei Dancing Stars viermal die Höchstnote 10 erhalten, mehr geht nicht. Und ich bin nicht der Howard Carpendale, dass ich vier Comebacks starte."
  • ... seinen geplatzten Traum als Sänger: "Wenn in diesem Land nicht einmal große Österreicher wie Ambros oder Fendrich eine echte Chance bekommen und regelmäßig im Radio gespielt werden, wieso ich dann? Das habe ich akzeptiert. In Spanien oder Italien würde das anders ausschauen."
  • ... Neid: "Ich hab die Erfahrung gemacht, dass mir drei Leute zuwinken, weil sie Fans von mir sind, und mir zugleich sechs die Sympathien neiden. Die will ich jetzt überzeugen."

Knut Okresek

 

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