Tour de France

Ausreißer Millar gewinnt längste Etappe

13.07.2012

Das Gelbe Trikot von Wiggins war am Freitag nicht in Gefahr.

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Die Favoriten der Tour de France haben sich am Freitag nach den Strapazen in den Alpen einen ruhigeren Arbeitstag gegönnt. Fünf Ausreißer bestimmten das Geschehen auf der längsten Etappe der 99. Frankreich-Rundfahrt. Den Tagessieg in Annonay Davezieux holte sich der Schotte David Millar, der im Finish nach 226 Kilometern den Franzosen Jean-Christophe Peraud niedersprintete. Das Gelbe Trikot des britischen Gesamtführenden Bradley Wiggins war nie in Gefahr.

Triumph von Ex-Doper
Wiggins kam im ersten größeren Feld - gut behütet von seinen Sky-Teamkollegen um Edeldomestik Christopher Froome - mit knapp acht Minuten Rückstand ins Ziel. Der 32-Jährige führt weiterhin 2:05 Minuten vor seinem Landsmann Froome, 2:23 vor dem Italiener Vincenzo Nibali und 3:19 vor Vorjahressieger Cadel Evans aus Australien. Die totale britische Dominanz unterstrich Millar, der seine insgesamt vierte Tour-Etappe gewann - die erste nach einer zweijährigen Dopingsperre von 2004 bis 2006.

Millar hatte 2004 den Einsatz von EPO gestanden. Eine lebenslange Olympia-Sperre hat der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne im April aufgehoben, daher darf der 35-Jährige nach der Tour auch bei den Spielen in London starten - unter anderem mit Wiggins, Froome und Sprintstar Mark Cavendish. "Ich bin ein Ex-Doper. Aber heute habe ich gezeigt, dass es auch sauber geht", betonte Millar. "Die Dinge haben sich massiv verändert. Heute ist es möglich, sauber zu gewinnen."

Defekt bei Eisel
Früh hatte sich eine fünfköpfige Fluchtgruppe mit Millar, Peraud, dem Spanier Egoi Martinez, dem Franzosen Cyril Gautier und dem Kroaten Robert Kiserlovski, die zwischenzeitlich bis zu 13 Minuten Vorsprung herausfuhr. Das die Tour dominierende Team Sky mit dem Österreicher Bernhard Eisel, der 25 km vor dem Ziel nach einem Hinterraddefekt den Anschluss an die Favoriten verlor, ließ die Ausreißer gewähren.

Im Finale setzte sich Peraud von seinen Fluchtgefährten ab. Nur Millar wollte folgen, ehe er auf der Zielgeraden das größere Stehvermögen dokumentierte. "Einen Prolog oder ein Zeitfahren zu gewinnen, ist eine Sache, so eine Etappe etwas ganz anderes", erklärte der ausgewiesene Spezialist im Kampf gegen die Uhr. "Ich bin glücklich, ein so großes Rennen nach Hause zu fahren." Seinen bisher letzten Tagessieg bei der Tour hatte er 2003 gefeiert.

Darf Froome in den Pyrenäen attackieren?
Auch die Etappen Nummer 13 und 14 am Wochenende könnten zur Beute für Ausreißer werden. Am französischen Nationalfeiertag geht es nach Cap d'Agde ans Mittelmeer, danach nach Foix an den Rand der Pyrenäen, in denen die Vorentscheidung über den Tour-Sieg fallen dürfte. Diese ist auch eine Entscheidung von Sky, zumal Froome in den Bergen bisher einen stärkeren Eindruck als Wiggins gemacht hat, von seinem Team aber bei einer Attacke zurückgepfiffen wurde.

Die Rollenverteilung ist klar. Wiggins gilt als besserer Zeitfahrer, Froome gibt vorerst weiterhin den braven Helfer. "Froome hat auf der ersten Etappe durch einen Defekt 1:25 Minuten verloren und noch einmal 30 Sekunden im Zeitfahren", erinnerte Sky-Sportdirektor Sean Yates. "Wir spielen hier nicht Lotto - wir spielen die Karte des Teams, und da ist Bradley im Vorteil. Wir sind in einer perfekten Situation und die werden wir nicht aufs Spiel setzen."

Rippenbruch bei Petacchi?
Den Sprint des Feldes entschied der Australier Matthew Goss vor dem dreifachen Etappensieger Peter Sagan für sich. Goss wurde aber hinter dem Slowaken gewertet, weil er diesen behindert hatte. Gar nicht mehr angetreten waren nach Stürzen am Vortag der italienische Sprint-Altmeister Alessandro Petacchi und der Niederländer Robert Gesink. Bei Petacchi bestand der Verdacht auf einen Rippenbruch, Gesink will sich auf die Vuelta ab Mitte August konzentrieren.

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