Alter Bekannter
"Hat Veränderung gebraucht": Danube Dragons haben neuen Head Coach
14.11.2025Die Danube Dragons haben im Vorjahr nach einer turbulenten Saison denkbar knapp das Finale gegen die Vienna Vikings verloren. Nun haben sich die Verantwortlichen für einen neuen Head Coach entschieden.
Während es in Football-Europa brodelt und die Durchführung einer internationalen Profi-Liga im kommenden Jahr mehr als nur wackelt, rüsten sich die heimischen Teams für die nächste Spielzeit in der Austrian Football League (AFL). Titelverteidiger Vienna Vikings muss mit den erweiterten Planungen darauf warten, wie es mit den ELF-Vikings weitergeht, die Graz Giants zählen auch heuer wieder zu den Top-Favoriten und mit dem ehemaligen ELF-Team der Fehervar Enthroners und Aufsteiger Vienna Knights, die mächtig aufrüsten, gibt es schon jede Menge Teams, die für Spannung sorgen. Und auch Vorjahresfinalist Danube Dragons will heuer wieder angreifen und sich im Austrian Bowl zum Champion küren.
Hönig übernimmt Ruder bei Dragons
Dafür setzt man in Wien-Donaufeld auf einen alten Bekannten als neuen Head Coach. Michael Hönig wird das Ruder übernehmen und zum neuen Oberdrachen gemacht. Im Vorjahr stand er nach dem überraschenden Abgang von Fred Armstrong noch gemeinsam mit Florian Pos an der Seitenlinie. Nun haben sich die Verantwortlichen und Hönig selbst wieder für das Defensive-Mastermind entschieden, welches auch beim sensationellen Europameistertitel unserer Nationalmannschaft als Defensive Coordinator an der Seitenlinie stand.
Hönigs Bekenntnis zu den Dragons
Im Gespräch mit oe24 meint Hönig, dass er sich nun voll und ganz auf seine Aufgabe bei den Dragons konzentrieren will und er sich ganz klar zu dem Verein bekannt hat, wo er ein neues Trainer-Team mit großen Visionen um sich herum aufbaut. "Ich habe den Dragons einiges zu verdanken. Ich versuche die strukturellen Ansätze, die wir immer hatten, weiterzuentwickeln und möchte das Team auf stabile Beine stellen", meint der neue Chef-Trainer.
Zufälliger Einstieg ins Coaching
Dass er überhaupt zum American Football gekommen ist, war ein reiner Zufall. Der heute 31-jährige Jurist begann vor genau 10 Jahren als Trainer für die Defensive Backs der Danube-Dragons U15. Damals machte sich ein Studienkollege für ihn stark, dass man auch jungen Trainern eine Chance geben soll. Denn Probe-Trainings für interessierte Talente sind seit langer Zeit ein gängiges Mittel, die Stars von Morgen zu kümmern. Als Student besuchte er ein Training, ohne zuvor gespielt zu haben. Doch er tüftelte sich rein und hatte um sich herum viele Coaches, die ihn sehr unterstützt haben, wofür er heute noch dankbar ist.
Karriereaufstieg im Verein
Von der U15 arbeitete er sich innerhalb des Vereins weiter nach oben, war in den folgenden zwei Jahren zusätzlich auch noch Special Teams Coordinator der Jugendauswahl, ehe er 2018 in der AFL zum Defensive Assistant ernannt wurde und in der Jugendmannschaft erstmals auch das Zepter als Head Coach übernahm. Ein Jahr später ging er den nächsten Schritt, kümmerte sich im AFL-Team wieder um die Defensive Backs und wurde Chef-Trainer der U18. Ab 2020 fokussierte er sich voll und ganz auf die Kampfmannschaft der Donaufelder, übernahm als Special Teams Coordinator, ehe er im darauffolgenden Jahr in der Abwehr den Ton angab und 2022 nach drei Spieltagen auch erstmals zum Cheftrainer - gemeinsam mit Florian Pos - ernannt wurde.
Wechsel zu Vikings und Rückkehr
Danach brauchte er Veränderung, wechselte in die ELF ausgerechnet zu den Vienna Vikings, wo er Special Teams Coordinator (2023) und Linebacker Coach (2024) war. 2025 kehrte er dann zu seinen Ursprüngen zurück. Geholt als Defensive Coordinator musste er zu Beginn der Saison und ab der zweiten Saisonhälfte gemeinsam mit Pos Armstrong ersetzen. Über die Zeit bei den Vikings meint Hönig selbst, dass "er den Tapetenwechsel gebraucht hat" und es seiner "Entwicklung geholfen" habe. Ähnliches hofft er für seinen langjährigen kongenialen Partner Pos. Denn auch wenn ihm die Entscheidung schwer gefallen ist, erstmals in seiner Karriere alleine die Verantwortung zu übernehmen und sein langjähriger Weggefährte nun nicht mehr Teil der Dragons ist, erinnert er sich an die gemeinsame Zeit gerne zurück.
Rückblick auf abenteuerliche Anfänge
Vor allem die ersten beiden Jahre seiner Trainer-Karriere bezeichnet Hönig rückblickend als "abenteuerlich". Hönig: "Ich hatte unglaubliches Glück und tolle Trainer, die mir am Weg geholfen haben." Wenn er heute daran zurückdenkt, kann er es selbst kaum fassen, welche Entwicklung seine Karriere als Coach genommen hat.
Einfluss von Coach Armstrong
Von der gemeinsamen Zeit mit US-Coach Armstrong bei den Dragons hat Hönig ebenfalls viel mitgenommen. Alleine der Umgang mit den Spielern, wie man in kurzer Zeit die unterschiedlichen Typen anspricht und man ein Team führt, hat der Amerikaner vorbildlich vorgelebt. Ein Umstand, den sein Nachfolger weiterführen und mit eigenen Akzenten umsetzen will.
Aufbau des Trainerteams
Wie genau der Betreuerstab nächstes Jahr aussehen wird, kann Hönig noch nicht sagen. "Ich habe einige Namen im Kopf. Es wird aber noch daran gearbeitet, weil ich versuche, eine relativ breite Gruppe aufzustellen. Ähnlich wie beim Nationalteam sollen gute Leute geholt werden und zusätzliche Assistants geholt werden, um die Arbeit zu erleichtern", weiß der neue Coach, wie er sich sein Team vorstellt.
Positive Teamreaktion
Auch innerhalb des Teams macht die neue Nachricht schon ihre Runde und wird durchwegs positiv aufgenommen. "Ein Coach, der Österreichs Football sehr gut kennt und schon einige Jahre hintereinander beweist, dass er es sich verdient hat, den Job zu bekommen. Die menschliche Komponente passt auch noch ausgezeichnet. Das ist das Beste, was den Dragons passieren hätte können", freut sich Vereins-Ikone und Teamspieler Daniel Pozarek über die Neuigkeiten.
Freundschaftliche Rivalitäten
Mit Blick auf die neue Saison fiebert Hönig natürlich den Top-Spielen gegen die Vikings und Giants entgegen. Bei den Wikingern steht mit Benjamin Sobotka ebenso ein langjähriger Freund gegenüber, so wie Stefan Pokorny bei den Steirern, unter dem Hönig die ersten Erfahrungen bei den Dragons gesammelt hat. "Es ist schon interessant, dass die Trainer der drei vermeintlichen Top-Teams untereinander ein freundschaftliches Verhältnis haben", schmunzelt Hönig.
Respekt vor neuen Kontrahenten
Auch bei den Knights steht mit Ivan Zifko ein langjähriger Dragons-Coach an der Seitenlinie, vor dem neuen Stadtrivalen zeigt man seitens der Dragons jede Menge Respekt. "Sie haben sich ordentlich verstärkt. Man muss aber abwarten, welchen Einfluss die neuen Stars haben und wie gut das Grundgerüst der Mannschaft ist", so Hönig.
Liga im Umbruch
Allgemein sieht er die Liga auf dem richtigen Weg. "Ich glaube, dass es eine coole Liga wird", merkt er an. Ein Umstand, der nicht neu ist. Teamchef Max Sommer trat nach dem Triumph bei der EM mit einem Rundumschlag gegen den AFBÖ ab und stellte die Strukturen öffentlich in Frage. Auch in der Liga sorgt eine Regeländerung für Aufregung. Zwar bleibt man dabei, dass es weiterhin nur zwei A-Klasse-Imports im Kader haben darf (üblicherweise Spieler aus den USA), allerdings ist die Verpflichtung von E-Klasse-Spielern erstmals unlimitiert. "Er fände es gut, wenn echte E-Imports nicht mit zufällig anwesenden Nicht-Österreichern über einen Kamm geschert werden", so Hönig
Kritik an neuen Regularien
Heißt, es können beliebig viele Spieler aus Europa verpflichtet werden. Ein Umstand, der den Wettbewerb extrem verzerren könnte. Wenn es zum großen Beben in Football-Europa kommen sollte und nächstes Jahr keine Profiliga bestehen könnte, würden vor allem finanziell besser aufgestellte Teams davon profitieren. Laut oe24-Infos haben sich sowohl die Giants, Vikings und Dragons gegen das neue Regulativ gewehrt, allerdings wollte die Liga mit dem neuen Deal vor allem Salzburg und Neuling Fehervar entgegenkommen. Einzige Beschränkung ist, dass acht einheimische Spieler am Feld stehen müssen.