Tennis in Österreich

Leitgeb ärgert sich über Paszek

05.02.2013

"Das Schlimmste, die Teamkameradinnen so im Stich zu lassen"

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Nur wenige Tage nach Österreichs Herren-Nationalteam im Davis Cup in Kasachstan spielen auch die ÖTV-Damen ab Mittwoch in Israel für Rot-weiß-rot. Patricia Mayr-Achleitner und Co. sind aber nicht nur aufgrund des schwierigen Modus und der starken Gegnerinnen eigentlich ohne Chance auf den Wiederaufstieg in die Weltgruppe II. Einmal mehr fehlt dem ÖTV-Team seine Nummer 1: Tamira Paszek hat ihre Teilnahme für dieses Jahr abgesagt – und das nicht zum ersten Mal.

2013 sorgt ihr Nein in der österreichischen Tennis-Szene aber für Kopfschütteln und Unverständnis. Vor etwas mehr als einem halben Jahr hatte der Internationale Tennisverband (ITF) der damals in guter Form befindlichen, 22-jährigen Vorarlbergerin den Start bei den Olympischen Spielen in London verwehrt. Grund dafür waren zu wenige Fed-Cup-Teilnahmen für Österreich in einem gewissen Zeitraum. Erst nach Intervention durch ÖTV-Präsident Ronnie Leitgeb sowie einer schriftlichen Stellungnahme durch Fed-Cup-Kapitän Jürgen Waber ließ sich die ITF umstimmen, Paszek konnte in Wimbledon im Zeichen der Fünf Ringe antreten – und schied gleich in der ersten Runde aus.

Vorgeschichte
Kennt man diese Vorgeschichte, kann man den Ärger verstehen, dem Leitgeb im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur freien Lauf lässt. "Der Fed Cup in dieser Woche ist eigentlich geprägt von der Enttäuschung des Tennisverbandes, aber auch meiner persönlichen Enttäuschung. Tamira hat uns letztes Jahr fix zugesagt, dass sie in den nächsten Jahren helfen wird, damit Österreich aus der zweiten Division rauskommt", erzählte der ÖTV-Boss noch in Astana. "Sie hat das mit einer eher peinlichen Ausrede heuer wieder verweigert - und am Ende des Tages muss ich den Schluss daraus ziehen, dass ihr das nationale Wohlergehen nicht sehr viel bedeutet."

Paszek hatte ihre Absage damit begründet, dass ein Turnier nach dem anderen stattfinde. "Ich will gesund bleiben und mich auf die nächsten Sachen konzentrieren. Es war auch die Entscheidung meines Trainers", sagte Paszek in Melbourne. Den Wunsch des Trainers als Begründung vorzuschieben, hält Leitgeb für wenig glaubhaft. "Sie ist eine junge Dame, sie ist volljährig und ich glaube, sie weiß schon, was sie tut."

Persönliche Befindlichkeit nicht im Vordergrund
Leitgeb, der Ende 2012 auch von seiner Manager-Tätigkeit für die Dornbirnerin entbunden wurde, betonte, dass seine persönliche Befindlichkeit nicht im Vordergrund stehe. "Für mich ist die ganz große Enttäuschung, dass wir letztes Jahr in Melbourne mit dem ganzen Team zusammengesessen sind und Tamira dort explizit - auch auf Nachfrage ihrer Teamkolleginnen - gesagt hat: nein, es geht ihr nicht nur darum, jetzt wegen Olympia zu spielen, sondern sie möchte helfen, dass Österreich zumindest wieder in die Zwischenrunde kommt im Fed Cup. Ich glaube, das ist das Schlimmste, was man tun kann, die Teamkameradinnen so im Stich zu lassen."

Der Weg zurück ins Fed-Cup-Team wird der aktuellen Nummer 29 der WTA-Weltrangliste in Zukunft dennoch nicht verwehrt bleiben: "Sie wird, wenn ihre sportliche Leistung in Ordnung ist, vom Kapitän ganz normal einberufen werden. Was sie selbst daraus macht, ist ihre Entscheidung, aber wir haben wieder ein Jahr verloren", ärgerte sich Leitgeb. Derzeit wird laut Leitgeb übrigens in der ITF eine Modusänderung diskutiert, wonach die Weltgruppe I und II wieder – wie im Davis Cup – zu einer Weltgruppe mit 16 Teams verschmolzen werden soll. Dadurch soll der Aufstiegsmodus vereinfacht und es wieder etwas leichter werden, den Sprung nach oben zu schaffen.

Leitgeb hofft
Leitgeb hofft, dass sich die zweifache Wimbledon-Viertelfinalistin in Zukunft für den Fed Cup entscheidet. "Wenn es einem eine Herzenssache ist, dann kann man auch einmal eine Turnierwoche seinem eigenen Land opfern."

Bei den Herren steht Jürgen Melzer seit Jahren regelmäßig für Österreich zur Verfügung. Er trägt den Davis-Cup-Dress – wie er immer wieder betont - mit Stolz, auch wenn er sich bei weniger guten Leistungen Medien-Schelte und böse Foren-Einträge gefallen lassen muss. Und er hat im Übrigen seinen neuen Coach Alexander Waske in der Saisonplanung besonders auf die für ihn hohe Priorität des Davis Cup hingewiesen, wie Waske gegenüber der APA vor dem Kasachstan-Trip berichtete: "Der Davis Cup ist das Wichtigste im ganzen Jahr für Jürgen – er ist ein absoluter Patriot, er will für Österreich siegen. Er hat das von Anfang an gesagt, die Planung muss darauf ausgerichtet sein, dass er da gut spielen kann."

ÖTV-Damen krasse Außenseiter
Ohne die Nummer eins wird es schwierig, erstmals seit 2008 in die Weltgruppe II zurückzukehren. Österreichs Fed-Cup-Team gilt beim Europa-Afrika-Zonenturnier in Eilat/Israel nach der Absage von Tamira Paszek als Außenseiter. Patricia Mayr-Achleitner, Yvonne Meusburger, Melanie Klaffner und Nicole Rottmann treffen ab Mittwoch in Gruppe A auf Kroatien, Weißrussland und Georgien.

Lediglich der Gruppensieger darf gegen den Sieger einer anderen Gruppe um den Einzug ins Play-off um den Aufstieg in die Weltgruppe II spielen. Erster Gegner ist Kroatien, am Donnerstag folgt mit Weißrussland vielleicht der schwierigste Kontrahent. Die Weißrussinnen müssen mit der Weltranglisten-Ersten Viktoria Asarenka aber ebenfalls ohne ihre Starspielerin auskommen.

"Wir sind aber immer noch Außenseiter", erinnerte Österreichs Fed-Cup-Kapitän Jürgen Waber. Sowohl gegen Kroatien als auch gegen Weißrussland haben die ÖTV-Damen zwei von drei Fed-Cup-Länderkämpfen verloren. Waber: "Unsere Aufgabe wird durch den Asarenka-Ausfall etwas leichter, ist aber immer noch schwer genug. Leicht wird es nicht werden." Gerade nach der neuerlichen Absage von Paszek.

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