Persona non grata

Marion Jones aus Olympia-Annalen gestrichen

12.12.2007

Nun ist es endgültig: Das IOC hat Marion Jones als persona non grata erklärt. Unklar ist, wer die Medaillen der Dopingsünderin nun bekommt.

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Die geständige Dopingsünderin Marion Jones ist endgültig aus allen Ergebnislisten Olympischer Spiele gestrichen und für die Sommerspiele im August 2008 zur unerwünschten Person erklärt worden. Dies hat das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erwartungsgemäß am Mittwoch in Lausanne entschieden. "Sie ist disqualifiziert und aus den Ergebnislisten gestrichen", erklärte IOC-Präsident Jacques Rogge.

Auf einer Pressekonferenz teilte er zugleich mit, dass Folgeentscheidungen bis zur juristischen Klärung vertagt worden sind. Insbesondere würden neue Erkenntnisse aus dem Skandal um das amerikanische BALCO-Labor erwartet.

Medaillen bereits zurückgeschickt
Der 32-jähriger US-Sprinterin, die ihre fünf olympischen Medaillen bereits zurückgeschickt hat, wurden offiziell die Goldmedaillen über 100 und 200 m sowie in der 4 x 400-m-Staffel und die Bronzemedaillen im Weitsprung und mit der Sprintstaffel von Sydney 2000 aberkannt. Zugleich wurde sie nachträglich von den Sommerspielen 2004 in Athen disqualifiziert, wo sie den fünften Platz im Weitsprung belegt hatte.

Rogge erklärte außerdem, dass Marion Jones nicht für die Spiele im August 2008 in Peking zugelassen werde, "weder als Athlet noch in irgendeiner anderen Funktion". Sollten bei den BALCO-Ermittlungen weitere Erkenntnisse gewonnen werden, könne die Amerikanerin auch noch auf Lebenszeit von Olympia verbannt werden. "Das war eine leichte Entscheidung, die Fakten waren klar", sagte IOC-Vizepräsident Thomas Bach als Vorsitzender der Disziplinarkommission.

Unklar, wer Medaillen bekommt
Zurückgestellt hat die IOC-Regierung Entscheidungen, wer auf die frei gewordenen Medaillenplätze nachrückt und ob auch die Staffelkameradinnen von Marion Jones ihre Medaillen zurückgeben müssen. Betroffen wären fast drei Dutzend Athletinnen von Aberkennung beziehungsweise Neuvergabe von Edelmetall. Besonders pikant ist die Entscheidung im 100-m-Lauf, ob - wie eigentlich üblich - die nachplatzierten Läuferinnen aufrücken. Die Griechin Ekaterina Thanou, in Sydney Zweite, war wegen verpasster Dopingtests auch schon einmal gesperrt.

Den US-Staffelläuferinnen ist bis zum 31. Jänner eine Frist zur Stellungnahme über das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) gesetzt. "Wir sind jeden Tag bereit zu handeln", erklärte Bach, der zusammen mit dem Schweizer Denis Oswald und Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka (Ukraine) in der Disziplinarkommission die Entscheidungen des IOC vorbereitet.

Rogge selbst hatte die Initiative ergriffen, um auch die Staffelkolleginnen von Marion Jones zu disqualifizieren. "Dazu müssen aber erst alle rechtlichen Fragen geklärt werden", sagte der Belgier. Er hoffe, dass Entscheidungen bis zur Exekutiv-Sitzung im April in Peking fallen können. Möglicherweise ist dies aber auch erst im Vorfeld der Olympischen Spiele im August möglich. Olympia-Medaillen können rückwirkend acht Jahre aberkannt werden.

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hatte vor zwei Wochen auch alle WM-Medaillen von Marion Jones kassiert, sie aus allen Ergebnislisten seit dem 1. Oktober 2000 gestrichen und alle Prämien zurückgefordert. Olympia-Medaillen kann indes nur das IOC entziehen. USOC hatte die anderen acht US-Staffelläuferinnen - im Vorlauf war jeweils eine Jones-Vertreterin eingesetzt worden - aufgefordert, alle Medaillen zurückzugeben.

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