Hoffen auf Heimvorteil

Nader greift nach erstem Profi-Titel

30.10.2012

Der 22-Jährige boxt gegen den Spanier Santos.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Österreichs Box-Hoffnung Marcos Nader greift am Freitagabend im Schwechater Multiversum nach dem ersten Profititel. Nach mehr als 100 Amateurkämpfen hat der 22-Jährige seine bisher 16 Profikämpfe gewonnen und möchte sich nun vor heimischem Publikum gegen den spanischen Titelhalter Roberto Santos den Gürtel des EU-Meisters im Mittelgewicht umlegen. "Er ist Favorit. Aber ich habe gut trainiert, werde einen tollen Kampf bieten und den Titel nach Hause holen", gab sich Nader zuversichtlich.

Nader schenkt Santos Sachertorte
Die Pressekonferenz am Dienstag war Teil des üblichen Vogeplänkels im Boxen, Show-Training, PK und Abwaage inklusive. Aggressive Szenen ersparten die beiden Kämpfer der Öffentlichkeit aber, vielmehr gab es von Nader eine Sachertorte als Geschenk für seinen 31 Jahre alt gewordenen Gegner sowie eine Umarmung. "Heute gibt's noch Geschenke, am Freitag nicht mehr", sagte Nader lachend.

Heimische Nachwuchshoffnung
Auf den jungen Kämpfer aus der Nader-Familie - Vater Roman ist Präsident des Boxverbandes (ÖBV), Tochter Martina dort Generalsekretärin, Bruder Daniel Leiter und Nachwuchstrainer im Leistungs-Stützpunkt Ost - lastet viel Druck. Nach dem Wechsel 2009 ins Profilager ist er vom berühmten Sauerland-Boxstall aufgebaut worden und muss jetzt erstmals Farbe bekennen. Eine Niederlage im ersten großen Titelkampf würde ihn zurückwerfen, in Österreich sind zudem mit ihm auch große Hoffnungen auf eine Wiederbelebung der großen Zeiten eines Hans Orsolics verbunden.

"Das wird ein ganz wichtiger Moment für den Boxsport in Österreich", glaubt auch Ringrichter-Legende Walter "Teddy" Schall. Nader (16-0/2 K.O.) gilt als der technisch versiertere Boxer, ein EU-Titel könnte auch den Weg zu einem EM- und später auch WM-Kampf öffnen. Der Olympia-Zug ist trotz der AIBA-Initiative für Nader aber abgefahren.

Santos hat Taktik parat
Naders älterer Gegner hat allerdings deutlich mehr Erfahrung (18-6-2/10 K.O.) und ist in der Form seines Lebens. Zuletzt schlug Santos Naders deutschen Stallkollegen Dominik Britsch durch technisches K.O und zwar am selben Tag, an dem Nader in Bamberg seine Generalprobe gegen den Franzosen Damien Bertu gewann. "Ich habe bereits meine Taktik gegen Marcos ", ließ der in der unabhängigen Weltrangliste nur knapp vor Nader liegende Santos ausrichten.

Nader strotzt vor Selbstvertrauen
Sein bemerkenswerter Weise ebenfalls in Ibiza geborener, österreichischer Gegner ließ sich nicht einschüchtern, auch wenn er bisher "nur" zwei seiner 16 Profisiege durch K.O. gefeiert hat. "Natürlich wäre es schöner, wenn der Arbeitstag schneller zu Ende ist", erklärte Nader, der vor seinem ersten Kampf über zwölf Runden keine Spur von Nervosität zeigte. "Ich bin mit starken Sparringpartnern schon mehrmals über diese Distanz gegangen und damit gut vorbereitet. Ich kann mit viel Selbstvertrauen in den Kampf gehen."

Der EU-Titelkampf zwischen Santos und Nader ist am Freitag der Höhepunkt eines um 19.45 Uhr beginnenden Kampfabends mit insgesamt sechs Fights. ORF Sport + (ab 22.20 Uhr) und Eurosport übertragen den Box-Hit, bei dem man mit zumindest 2.500 Zuschauern rechnet.

Bergmann schwärmt von Ali vs. Frazier
Im ORF kommentiert mit Sigi Bergmann selbst eine "Legende". Der 74-Jährige hat bereits über 3.000 Boxkämpfe übertragen, zuletzt alleine 276 bei Olympia in London. Höhepunkt war natürlich das erste Aufeinandertreffen Muhammad Ali gegen Joe Frazier im März 1971. "Nicht jeder Haushalt hatte damals TV, deshalb wurde der Kampf selbst in Pfarrsälen und Gefängnissen übertragen. "Vom Pfarrer bis zum Verbrecher. Wer den Kampf nicht gesehen hat, war out", erinnerte sich Bergmann.

Nader verzichtet auf Kampfnamen
Ali und Co. sind natürlich auch für Nader Helden, ein konkretes Vorbild hat der Fußball-Fan und Freund von Bayern-Kicker David Alaba aber nicht. Der in Niederösterreich wohnende und mit einer ehemaligen Miss Vienna liierte Nader hat die Mehrzahl seiner Kämpfe im Ausland gefeiert, deshalb ist ihm der Kampf vor Heim-Publikum - die "dritte Faust" - doppelt wichtig.

Ihm gegenüber steht der "Tiger von Benidorm". Nader selbst hat noch keinen Kampfnamen, dafür zieht er stets mit Falcos "Vienna Calling" in den Ring. "Ich bin Marcos aus Wien", so Nader.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel