Meineid?

Neues Verfahren gegen Jan Ullrich

24.09.2006

Staatsanwaltschaft Hamburg leitet Ermittlungsverfahren gegen Jan Ullrich wegen des Verdachts der falschen Versicherung an Eides statt ein.

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Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat ein Ermittlungsverfahren gegen den deutschen Radprofi Jan Ullrich wegen des Verdachts der falschen Versicherung an Eides statt eingeleitet. Dies bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaften Hamburg gegenüber der ARD. "Es gibt zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für einen Anfangsverdacht" , erklärte Sprecher Rüdiger Bagger am Sonntag.

Hat Ullrich gelogen?
Auslöser des neuen Ermittlungsverfahrens ist Dopingaufklärer Werner Franke, der bei der Hamburger Staatsanwaltschaft Anfang September Strafanzeige gegen Ullrich gestellt hatte. Der Heidelberger zweifelt Ullrichs Erklärung an, er habe nicht 35.000 Euro für Dopingmittel an den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes bezahlt.

Verfahren wegen Betrug läuft bereits
Gegen den mit Dopingvorwürfen konfrontierten Jan Ullrich läuft bereits seit mehr als vier Wochen ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Bonn. Unter dem Aktenzeichen 430 Js 936/06 war das Verfahren wegen des Verdachts auf Betrug zum Nachteil des Rennstalls T-Mobile eingeleitet worden. Das Bonner Team hatte Ullrich wegen dessen Verwicklungen noch während der Tour de France fristlos entlassen.

Die Staatsanwälte reagierten auf eine Strafanzeige der Ex-Leichtathletin Britta Bannenberg. Die Professorin für Strafrecht und Kriminologie in Bielefeld hatte Ullrich und seinen früheren Teamgefährten Oscar Sevilla sowie Berater Rudy Pevenage angezeigt, weil "der Sport in Deutschland sauber bleiben" müsse. Der 52-jährige Belgier Pevenage, seit 1996 Berater Ullrichs, soll nach Erkenntnissen der spanischen Polizei Doping-Mittel besorgt haben.

Gerichtserfolg für Ullrich
Einen ersten Rechtsstreit vor dem Hamburger Landgericht gegen Werner Franke hatte Ullrich indes in erster Instanz gewonnen. Franke darf nach einem Urteil der Pressekammer nicht mehr behaupten, der unter Dopingverdacht stehende Ullrich habe in einem Jahr Fuentes 35.000 Euro zur Anschaffung von illegalen Substanzen bezahlt. Franke hatte dies in einem TV-Interview gesagt und sich dabei auf Ermittlungsakten aus Spanien berufen.

Franke erklärte, er habe diese Behauptung nie aufgestellt, sondern nur Medienberichte und Quellen spanischer Ermittler zitiert. Ob es zu Zahlungen von Ullrich an das mutmaßliche spanische Dopingnetzwerk kam, wird auf Grund des jetzt eingeleiteten Verfahrens Gegenstand von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hamburg sein.

Dem ehemaligen T-Mobile-Kapitän droht zudem weiterhin eine sportrechtliche Auseinandersetzung mit dem Schweizer Radsport-Verband, bei dem Ullrich seine Profilizenz gelöst hat. Der Verband wartet noch immer auf beglaubigte Dokumente des Weltradsport-Verbandes UCI zur Doping-Affäre. Ullrich droht als Wiederholungstäter bei einer Verurteilung eine lebenslange Sperre.

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