Basketball
Pöltl über Europa-Rückkehr: »Würde es nicht ausschließen«
01.08.2025Österreichs NBA-Superstar Jakob Pöltl kehrt nach drei Jahren zurück ins Nationalteam. Vor seinem Nationalteam-Comeback im WM-Vorqualifikationsspiel gegen die Niederlande am Samstag (14.30 Uhr/live auf ORF Sport+) traf oe24 den 2,13-m-Center.
Neun Saisonen in der stärksten Basketball-Liga der Welt hat Jakob Pöltl bereits auf dem Buckel. Was dem NBA-Export in seiner Karriere aber noch fehlt: Die Teilnahme an einem großen Turnier mit dem österreichischen Nationalteam. Genau das soll sich jetzt ändern – und der erste Schritt erfolgt am Samstag (14.30 Uhr, live auf ORF Sport+) in Den Haag beim WM-Vorqualifikationsspiel gegen die Niederlande.
Nach drei Jahren Pause kehrt der 2,13-Meter-Mann von den Toronto Raptors damit endlich wieder im rot-weiß-roten Trikot aufs Parkett zurück – mit dem klaren Ziel, den Traum von der EM 2029 Wirklichkeit werden zu lassen. Kurz vor dem Auftakt stellte sich Österreichs wohl bodenständigster Basketball-Millionär oe24 zum Interview – und sprach über sein Comeback, seine neue Rolle im Team, dicke NBA-Deals und seine ganz persönlichen Zukunftspläne. Ein Gespräch auf Augenhöhe – zumindest inhaltlich. Denn körperlich war ich mit meinen 1,60 Metern dann doch klar im Nachteil.
oe24: Seit deinem letzten Österreich-Besuch im Mai bist du wieder zurück in die USA gereist. Hattest du zwischendurch auch ein wenig Zeit für Urlaub?
PÖLTL: Das geht sich schon aus. Es hängt natürlich immer davon ab, wie es sich zeitlich mit meinem Umfeld – etwa meiner Freundin – ausgeht. Wenn wir beide gleichzeitig frei haben, nutzen wir die Gelegenheit gerne. Dieses Jahr konnten wir uns eine Woche Urlaub am See in den USA gönnen, gemeinsam mit ein paar Freunden. Natürlich muss ich auch im Sommer mein Trainingsprogramm durchziehen, aber es gelingt schon, zwischendurch ein paar Tage oder auch mal eine Woche abzuschalten.
oe24: Nach drei Jahren bist du nun wieder zurück im Nationalteam. Wie fühlt es sich an, wieder das österreichische Trikot zu tragen?
PÖLTL: Ja, ich freue mich sehr. Es ist immer wieder eine coole Sache, beim Nationalteam dabei sein zu können. Das sehe ich nicht als Selbstverständlichkeit, vor allem jetzt, wo das Windows-System viele Spiele für mich schon mal automatisch ausschließt. Es ist natürlich umso schöner, wenn ich dann die Möglichkeit bekomme, wirklich voll dabei sein zu können.
oe24: Kannst du für unsere Leser das "Window-System" erklären?
PÖLTL: Das sind festgelegte Länderspielfenster während der Saison, in denen Qualifikationsspiele stattfinden. Spieler in Europa bekommen dafür meist frei und können für das Nationalteam spielen. In der NBA ist das leider nicht so – da läuft die Liga weiter, deshalb kann ich in diesen Zeiträumen meist nicht dabei sein. Nur im Sommer, wenn auch bei uns Pause ist, habe ich die Möglichkeit, fürs Nationalteam zu spielen.
oe24: Drei Jahre sind eine lange Zeit - nimmst du Veränderungen oder Entwicklungen seit seinem letzten Einsatz 2022 gegen Zypern im österreichischen Basketball wahr?
PÖLTL: Ja, es sind einige neue Gesichter dabei – vor allem junge Spieler, die im Nachwuchs aufgezeigt haben und jetzt den Sprung ins Herrenteam geschafft haben. Gleichzeitig sind auch Spieler im Kader, die schon in den letzten Jahren dabei waren, mit denen ich persönlich aber noch wenig zusammengespielt habe. Insgesamt habe ich ein gutes Gefühl: Wir haben eine vielversprechende Mischung aus erfahrenen Spielern und talentierten Jungen, die viel Energie mitbringen. Ich denke, wir sind für die Zukunft gut aufgestellt.
oe24: Ihr habt jetzt zwei Testspiele gegen die Slowakei absolviert - eins verloren, eins gewonnen. Was hat im zweiten besser funktioniert, und was kann man daraus mitnehmen für die bevorstehenden Partien?
PÖLTL: Man hat im ersten Spiel einfach gemerkt, dass wir noch nicht so weit waren in unserem Vorbereitungsprozess. Es war, glaube ich, der dritte oder vierte Tag im Training für manche, insgesamt erst der zweite Trainingstag gesamt. Unsere Gegner hatten zu dem Zeitpunkt schon seit zwei Wochen trainiert. Das haben wir im ersten Spiel gemerkt, und das war auch sehr gut für uns, weil wir so Fehler in unserem System, fehlende Physis und auch Ausdauer erkannt haben, an denen wir noch arbeiten müssen. Das haben wir dann in relativ kurzer Zeit bis zum zweiten Spiel schon verbessert. Hoffentlich können wir diesen Fortschritt gleich in den ersten richtigen Qualifikationsspielen mitnehmen.
oe24: Du hast vor kurzem gemeint, du kannst Bulgarien und die Niederlande als Gruppengegner noch nicht genau einschätzen. Hat sich das nach der Vorbereitung geändert?
PÖLTL: Ich denke, alle drei Nationen bewegen sich ungefähr auf einem Niveau. Wir sind wahrscheinlich auf dem Papier Außenseiter, aber keineswegs müssen wir uns verstecken oder als Riesenaußenseiter in diese Duelle gehen. Ich bin sehr positiv gestimmt und glaube, wir können mit viel Selbstvertrauen in die Spiele gehen.
oe24: Du kennst beide Welten – NBA und Europa. Wie schwer ist es, zwischen den beiden Spielstilen umzuschalten?
PÖLTL: Es gibt einige Unterschiede. Am auffälligsten ist für mich, wie sich das Spielfeld verteilt. Die NBA ist sehr dreierlastig, dementsprechend ist die Defense weit auseinandergezogen und man verteidigt die Dreierlinie sehr intensiv. In der Zone gibt es mehr Platz und Freiräume. Ich würde sagen, dass das Spiel generell schneller und athletischer ist als vielleicht in Europa. Das europäische Spiel ist hingegen ein bisschen taktischer und physisch intensiver. Das sind alles Faktoren, an die ich mich erst wieder gewöhnen musste. Das habe ich auch im ersten Testspiel gemerkt, dass ich meinen Spielstil anpassen muss, um mich wieder an das System zu gewöhnen.
oe24: Du bist bei den Raptors nicht unbedingt derjenige, der den letzten Wurf nimmt, sondern eher im Pick-and-Roll aktiv. Nimmst du im Nationalteam eine andere Rolle ein?
PÖLTL: So drastisch verändert sich meine Rolle da nicht. Wahrscheinlich wird die Anzahl meiner Würfe im Vergleich zu den anderen Spielern etwas mehr sein. Im zweiten Testspiel haben wir gemerkt, dass ich teilweise etwas aggressiver meinen eigenen Wurf suche als in der NBA. Aber ansonsten wird sich nicht viel verändern. Wir haben hier sehr talentierte Scorer, die viel mit dem Ball anfangen können. In der NBA habe ich ja auch schon ein bisschen mehr eine Spielmacherrolle eingenommen.
oe24: Du hast in der Zwischenzeit einen neuen Vertrag bis 2030 bei den Toronto Raptors unterschrieben. Das heißt, du spielst bis Mitte 30 in der NBA. Darf man sich danach eventuell auf einen Jakob Pöltl in Europa freuen?
PÖLTL: Das ist noch schwer zu sagen. Grundsätzlich ist das schon etwas, das auf meinem Radar ist. Aber wie lange und auf welchem Level die Basketball-Karriere geht, hängt davon ab, wie sehr mein Körper mitspielt, wie spielerisch es noch geht und auch, was privat mit Familie und Co. passiert. Das sind alles Faktoren, die schwer einzuschätzen sind, aber ich würde es auf jeden Fall nicht ausschließen.
oe24: Wird sich durch die eine oder andere Million mehr auf deinem Konto jetzt etwas in deinem Leben verändern?
PÖLTL: Ich glaube nicht. Natürlich freue ich mich sehr und schätze das Vertrauen des Vereins, dass sie mich so langfristig bei den Raptors halten wollen. Es ist auch schön für hoffentlich kommende Generationen in meiner Familie. An meinem Lebensstil wird sich aber nicht viel ändern.
oe24: Neben dir und David Alaba hat sich in der Woche auch NFL-Export Bernhard Raimann zu den Top-Verdienern unter den österreichischen Sportlern gesellt. Kennst du ihn? Seid ihr ab und an im Kontakt?
PÖLTL: Persönlich kenne ich ihn nicht, nein. Ich habe nur aus den Medien mitbekommen, wie gut es bei ihm läuft. Das ist natürlich eine großartige Sache, und ich freue mich sehr für ihn. Einen solchen Vertrag in der NFL zu bekommen, ist ein riesiger Erfolg. Da er noch am Anfang seiner Karriere steht, ist es umso beeindruckender, dass er sich so absichern kann. Ich wünsche ihm alles Gute und hoffe, dass es für ihn weiterhin steil bergauf geht.
Das Team trifft am Samstag (14.30 Uhr, live auf ORF Sport+) in Den Haag beim WM-Vorqualifikationsspiel auf die Niederlande.