Nach Horrorstürzen

Maier will Sicherheitsexperte werden

27.01.2011

Der Herminator (38) erfuhr beim Skifahren von Scheibers Sturz.

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© TZ Österreich/Pauty
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ÖSTERREICH: Herr Mai­er, ist die Anhäufung von Unfällen in letzter Zeit Zufall?

Hermann Maier: Zu Marios Sturz in Chamonix kann ich nichts sagen, den habe ich ja nicht gesehen. Oft kommt einiges zusammen und man kann es sich nicht unmittelbar erklären. Das war auch in der Formel 1 so, als am selben Wochenende Senna und Ratzenberger verunglückt sind.

ÖSTERREICH: Aber Sie kennen Chamonix, dort haben Sie sich bei Ihrer ersten Abfahrt die Hand gebrochen. Trotzdem eine angeblich leichte Abfahrt ...

Maier: Es gibt keine leichten Strecken mehr, nur technisch mehr oder weniger anspruchsvolle. Die vermeintlich leichten sind oft die gefährlichen. Weil Läufer gezwungen sind, ans Limit und darüber hinaus zu gehen, um mitzumischen. Dort ist der Kreis der Sieganwärter nämlich noch größer.

ÖSTERREICH: Sind die Pisten heute zu hart, zu eisig?

Maier: Nein. Zwischen 1998 und 2000 sind wir teilweise auf blankem Eis gefahren. Gefährlich sind die wechselnden Bedingungen. Man muss sich das wie beim Autofahren vorstellen: Da hab ich mit Sommerreifen im Trockenen kein Problem, doch wenn plötzlich eine Stelle mit Schnee kommt, bin ich weg. Die Abstimmung ist sehr wichtig – für diesen Ausdruck bin ich belächelt worden, jetzt hört man ihn die ganze Zeit.

ÖSTERREICH: Einige Experten meinen, dass die Ski-Helme zu unsicher wären?

Maier: Natürlich kann man dickere Helme verwenden, aber die wären zu schwer, da besteht die Gefahr, dass man sich durch die Zentrifugalkraft das Genick bricht. Das Problem mit den sogenannten Experten ist, dass sie zu weit weg sind.

ÖSTERREICH: Und immer wieder fällt Ihr Name ...

Maier: Sehr interessant. Ich habe früher auf Sicherheitsmängel hingewiesen. Aber wenn du schnell bist, hören sie nicht auf dich, weil sie glauben, du willst was Neues zu deinem Vorteil ausnützen. Da wurden sinnvolle Dinge wie Protektoren verboten. Theorie, For­schung und Wissenschaft sind gut, aber bringen vielleicht 20 Prozent. Das Um und Auf ist die praktische Erfahrung. Sonst weiß ja keiner, was auf einer Abfahrt wirklich passiert. Und die wenigsten wissen, wie komplex der Skirennsport ist: Fahrerisches Können, Fitness, Mut, Koordination, Material – alles muss passen.

ÖSTERREICH: Wären Sie bereit, sich aktiv in die Sicherheitsdiskussion einzubringen?

Maier: Ja, aber nicht über die Medien. Wenn, dann will ich Nägel mit Köpfen machen. Sollte jemand von Ver­bandsseite (FIS, ÖSV; d. Red.) an mich herantreten, kann man über alles reden. Ich hätte jedenfalls einiges zu sagen.

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