Skifliegen

ÖSV-Team gewinnt Skandal-Springen

14.03.2009

Schlierenzauer sprengt Dimensionen der Schanze, stürzt zwei Mal und zeigt der Jury den Vogel.

Zur Vollversion des Artikels
© EPA
Zur Vollversion des Artikels

Trotz zweier Stürze von Gregor Schlierenzauer im Auslauf, bei denen der Tiroler unverletzt blieb, gewann Österreichs Weltmeister-Team von Liberec und auch bei der Skiflug-WM 2008 am Samstag erstmals auch eine Mannschaftskonkurrenz beim Skifliegen. Martin Koch, der im ersten Sprung mit 216,5 m vorübergehend Schanzenrekord markierte, Wolfgang Loitzl, Thomas Morgenstern und Schlierenzauer erzielten insgesamt 1.543,5 Punkte und verwiesen damit Finnland mit 44,5 Zählern Vorsprung auf Rang zwei. Dritter wurde Gastgeber Norwegen vor Slowenien und Deutschland.

Kritik von Schlierenzauer
Für Österreich war es im insgesamt siebenten Team-Flug-Weltcupbewerb der erste Sieg, allerdings hatte er vor allem für Schlierenzauer schon einen etwas bitteren Beigeschmack. Der 19-Jährige, der am Sonntag im Einzelbewerb vorzeitig seinen ersten Gesamt-Weltcup-Titel holen könnte, stürzte im zweiten Durchgang in der letzten Nationengruppe bei 224 Metern im Auslauf und zeigte daraufhin den "Vogel" in Richtung Jury. Schlierenzauer war in dieser Saison bereits mehrmals bei extremen Bedingungen sehr weit gesprungen und hatte daher auch den zu langen Anlauf kritisiert.

"Er hat sich schon nach dem ersten Sturz geärgert, weil der nicht hätte sein müssen. Gregor hat die Charakteristik des Radius noch nicht so genau gekannt. Nach dem zweiten Durchgang verstehe ich seine Reaktion, gerade beim Skifliegen, der Königsdisziplin, steht man unter höchster Anspannung", äußerte ÖSV-Cheftrainer Alex Pointner Verständnis für seine Nummer 1. Zwar hätte Schlierenzauer ein schwacher Sprung von etwa 167 Meter gereicht, um den Sieg der Österreicher als letzter Springer zu fixieren, doch der Athlet denkt da nicht daran.

"Absolute Spitzensportler wollen sich keine Blöße geben und möchten auch unter gleichen Bedingungen wie alle anderen starten. Die sind wie Rennpferde und gedrillt, absolute Topleistungen zu bringen", erklärte Pointner, der in Zukunft in solchen Situationen aber überlegen will, seinem Schützling zu empfehlen, den Anlauf von selbst zu verkürzen. Einen solchen Gedanken hatte Schlierenzauer heuer auch schon bei der Olympia-Generalprobe in Whistler geäußert, als er dann auf den nicht für möglich gehaltenen Schanzenrekord von 149 m hinuntergesegelt war.

Grund zur Freude
Grundsätzlich gab es für das ÖSV-Team aber freilich nur Grund zur Freude: Mit den 400 errungenen Punkten halten die rot-weiß-roten "Adler" im bereits gewonnenen Nationencup nun schon bei 6.646 Punkten. Der bisherige Punkterekord einer Nation/Saison - gehalten von Österreich im Vorjahr (6.734) - sollte schon am Sonntag fallen. Im Hinblick auf Planica, wo aufgrund der Schneelage sogar eine neue Weltrekordweite möglich sein soll (derzeit 239 m), wäre es für Schlierenzauer wohl gut, wenn er die große Kristallkugel schon am Sonntag unter Dach und Fach bringen könnte. Für den Einzelbewerb musste man u.a. aber auch mit dem Finnen Harri Olli rechnen, der im zweiten Durchgang den zuvor aufgestellten Schanzenrekord von Koch auf 219 m schraubte.

Endstand
1. Österreich 1.543,5 Punkte
(Martin Koch 216,5/197,5 m - Wolfgang Loitzl 198,5/204 - Thomas Morgenstern 189/197,5 - Gregor Schlierenzauer 213/224)
2. Finnland 1.499,0
3. Norwegen 1.485,0
4. Slowenien 1.396,9
5. Deutschland 1.389,5
6. Japan 1.364,8
7. Polen 1.320,6
8. Russland 1.269,9

Zur Vollversion des Artikels