Matt holt Bronze

Slalom-Gold: Marcel, Du bist unser Held!

15.02.2013

Nach dem WM-Titel im Slalom zählt der Salzburger ab sofort zu Österreichs größten Nationalhelden.

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„Lasst die Bilder für sich sprechen. Diese Bilder sagen mehr als 1.000 Worte.“ Zwei Stunden nach dem Sieg hatte Hirscher seine Emotionen noch immer nicht im Griff. Die Nation forderte Gold, und er holte dieses Gold.

Das schaffen im Sport nur die Allergrößten. „Ski-Heiland“ und „Medaillen-Messias“ – mit solchen Synonymen wurde gestern in Schladming um sich geworfen. Während die Fans ausflippten, blieb Hirscher am Boden. Wie er mit dem Druck fertiggeworden sei: „Man muss sich vorstellen, es ist nur ein Spiel.“



In jedem Fall ist Marcel Hirscher der coolste Weltmeister, den Österreich je hatte, Hirscher gab auch vor dem Rennen seines Lebens entspannte Interviews, postete zwischen den beiden Durchgängen.

Was ihn so stark macht? Hirscher ist kein Produkt des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Er ist ein Einzelkämpfer, wie es ein Hermann Maier war. Betreut und umsorgt von Vater Ferdinand. Er ist Marcels Trainer und wichtigste Ansprechperson. Hirscher senior bewirtschaftete früher in Annaberg die Stuhlalmhütte. Marcel musste kräftig mit anpacken. Mit dem Ersparten wurde die Ski-Ausbildung finanziert. „Die Zeit hat mich sehr geprägt“, sagt Marcel heute.

Nach Papa Ferdinand ist Mike Pircher Marcels nächste Bezugsperson. Der ÖSV-Trainer hat Marcel perfekt auf die WM hintrainiert. Ein Vorteil: Als Schladminger kennt Pircher die Planai wie seine Westentasche.

Für Hirschers Rennlatten ist Servicemann Edi Unterberger zuständig. Ein alter Fuchs im Ski-Business. Er feierte schon große Erfolge mit Maier.
Der ruhende Pol im System Hirscher ist Freundin Laura Moisl. Seit fünf Jahren sind Marcel und sie ein Paar. Sie wohnen zusammen in Abtenau. Für das Time-Management ist Pressemann Stefan Illek zuständig. Er koordiniert alle Interviewtermine.

Auch wenn es wegen Marcels Sonderstatus Spannungen mit dem ÖSV gegeben hat, das System Hirscher funktioniert perfekt. Seit gestern weiß das die ganze Welt.

Jetzt kassiert Marcel groß ab

Nach dem Triumph bei der WM beginnt für Superstar Marcel Hirscher das große Abkassieren. Sein Slalom-Gold ist eine Million wert.

Das meiste Preisgeld in Schladming kassiert Dreifach-Weltmeister Ted Ligety (USA) – 120.000 Schweizer Franken (93.300 Euro). Hirscher (Slalom- & Team-Gold, RTL-Silber) kommt auf umgerechnet 59.500 Euro. Peanuts im Vergleich zu dem, was an Sponsor- und Ausrüster-Prämien dazukommt.

Sponsor-Prämien. Sponsor Raiffeisen schüttet ebenso eine Gold-Gage aus wie Ski-Ausrüster Atomic. Dazu wird eine Prämie aus dem offiziellen ÖSV-Pool ausbezahlt. Und: Mit dem WM-Triumph hat Hirscher auch seinen Marktwert für Autogramm-Stunden und Sponsor-Aktionen weiter in die Höhe gefahren.

Auch wenn sich alle über die Höhe der Prämien ausschweigen: Wenn Hirscher, der vom ÖSV gemanagt wird, alles richtig macht, kommt er bis zu den Olympischen Spielen 2014 auf gut eine zusätzliche Million Euro.

Selbst das ist wenig im Vergleich zu dem, was Olympia-Gold in Sotschi wert sein könnte. Siehe Hermann Maier, dessen Jahres-Gage nach Olympia-Gold auf 5 Millionen Euro geschätzt wurde.


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Marcel Hirscher (AUT/Goldmedaille): "Ich kann es eigentlich gar nicht fassen. Was soll ich sagen, das ist genial. Es war sehr schwierig, die beiden vor mir haben mit Bestzeit abgeschwungen. Ich weiß nicht, wie ich mich so ablenken konnte, so oft will ich das nicht ausprobieren. Die Stimmung war sensationell. Ich war so fokussiert, habe gespürt, dass ich gut unterwegs bin und bin die letzten Tore intelligent gefahren."

Felix Neureuther (GER/Silbermedaille): "Das ist gewaltig. Ich lasse Emotionen nicht so gerne zu, aber das war absolute Schmerzgrenze. Endlich habe ich bei einem Großereignis das geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe probiert, locker zu bleiben und das runterzubringen, was ich draufhabe. Man konnte die Geschichte nicht besser schreiben. Die Revanche von Cordoba ist mir nicht ganz gelungen, aber ich bin sehr stolz. Es war ein nicht ganz optimaler Lauf, Marcel hat es wieder einmal sehr gut gemacht. Aber das nächste Mal wird er es wieder schwerer haben."

Mario Matt (AUT/Bronzemedaille): "Ich bin sehr zufrieden mit der Bronzemedaille. Die Dichte ist so groß im Slalom, auch andere haben voll angegriffen, bei denen ist es nicht aufgegangen. Ich habe mir vom Material her leichter getan als im ersten Durchgang."

Manfred Pranger (AUT/ausgeschieden im 2. Durchgang): "Ich habe gespürt, dass etwas möglich ist, voll attackiert und dann leider eingefädelt. Das kann passieren, aber es zipft mich voll an. In solchen Momenten ist der Sport beinhart. Ich wollte im zweiten Durchgang abschwingen und den Einser sehen, leider ist es in die Hose gegangen."

Mathias Berthold (ÖSV-Herren-Cheftrainer): "Ich habe schon bei Mario gedacht, dass es sich ausgehen, dass er Felix packen könnte. Da muss man auch Felix gratulieren. Aber Marcel ist im Slalom immer extrem zuverlässig, ist immer vorne. Ich habe auch mit Trainerkollegen gesprochen, es war ein Rennen auf extrem hohem Niveau. Die Piste hat im zweiten Durchgang nachgegeben. Aber die Topleute haben gezeigt, dass sie damit klarkommen. Es war ein extrem geiles Rennen. Ich bin jetzt froh, dass dieses Scheiß-Medaillengerede ein Ende hat."

Edi Unterberger (Servicemann Hirscher): "Es war eine sehr schwierige Situation, das viele Drumherum. Aber er war locker am Start. Heute wird sicher gefeiert, aber nicht so intensiv. Es geht ja weiter und wir haben noch weitere Ziele."

Ferdinand Hirscher (Trainervater): "Das ist ein wunderbarer Tag, mit viel Freude und großer Spannung in der Früh. Wir mussten noch die Manschette (am Schuh, Anm.) wechseln. Aber es ist super gegangen. Es war extrem schwierig, aber wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen. Er probiert immer, nicht an Titel zu denken, sondern an die Informationen, die er vom Trainerteam bekommt. Er ist so fokussiert, dass er dann nicht an Titel denkt."

Heinz Fischer (Bundespräsident): "Ich gratuliere Marcel Hirscher und dem gesamten österreichischen Ski-Team für den großartigen Erfolg bei der WM in Schladming, wo der letzte Tag in einem spannenden Finale mit Slalom-Gold durch Hirscher gekrönt wurde."

Werner Faymann (Bundeskanzler): "Die beiden Österreicher haben heute auf der Planai ihre Form zum richtigen Zeitpunkt ausgespielt, ich gratuliere ihnen herzlich." Sie hätten somit beim letzten Bewerb der WM für einen weiteren Höhepunkt aus österreichischer Sicht gesorgt. "Für die kommenden Aufgaben im Weltcup wünsche ich dem ÖSV-Team viel Erfolg", so der Bundeskanzler.

Norbert Darabos (Sportminister): "Marcel Hirscher hat zwei souveräne Läufe gezeigt und verdient den von ganz Österreich ersehnten Einzeltitel geholt. Mit insgesamt zweimal Gold und einmal Silber ist er somit neben Ted Ligety der erfolgreichste Skiläufer dieser WM. Herausragend auch die Leistung von Doppelweltmeister Mario Matt, der einen fulminanten zweiten Lauf hingelegt hat."

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