Italien

Berlusconi wackelt wegen seines Harems

18.01.2011

Die Partei des Premierministers schließt Neuwahlen nicht mehr aus.

Zur Vollversion des Artikels
© AP
Zur Vollversion des Artikels

Die Regierung in Rom wackelt unter dem Druck der schweren Vorwürfe gegen den italienischen Premierminister Silvio Berlusconi . Das Parlament in Rom prüft seit Montag einen Antrag der Mailänder Staatsanwaltschaft, die eine Wohnung Berlusconis durchsuchen will. Die Ermittler verdächtigen den 74-jährigen Regierungschef, mit einer "beträchtlichen Zahl" junger Prostituierter verkehrt zu haben, darunter auch eine 17-Jährige. Berlusconi werden Amtsmissbrauch und Prostitutionsdelikte mit einer Minderjährigen vorgeworfen, was ihm bis zu sechs Jahren Haft kosten könnte.

Erpressung?
Die unter dem Spitznamen Ruby bekannte Nachtclub-Tänzerin, die im Mittelpunkt des Skandals steht, soll den Premierminister erpresst haben. Fünf Millionen Euro soll die junge Marokkanerin Karima El Marough für ihr Schweigen über die in der Villa des Premierministers verbrachten Nächte verlangt haben, geht aus den Dossiers der Mailänder Staatsanwälte nach Angaben italienischer Medien hervor.

Die Geldforderung Rubys sei von einigen abgehörten Telefongesprächen des Mädchens zu entnehmen. "Ich habe mit Silvio gesprochen und ihm gesagt, dass ich etwas dafür will. Fünf Millionen für meinen beschmutzten Namen", soll die junge Ruby in einem Telefongespräch behauptet haben, welches von den Ermittlern belauscht wurde. Mehrere andere Frauen sollen von Berlusconi Geld für Sex verlangt haben. Der Rechtsanwalt Rubys bestritt jedoch, dass seine inzwischen 18-jährige Mandantin jemals vom Premier Geld für ihr Schweigen verlangt habe.

Solidarität
Berlusconis Minister bekundeten ihre Solidarität mit dem Premierminister, bangen jedoch um die Stabilität des Kabinetts. "Die Regierung arbeitet trotz dieser Schmutzkampagne gegen den Premierminister weiter. Italien braucht alles, nur keine vorgezogenen Parlamentswahlen", erklärte Unterrichtsministerin Maria Stella Gelmini. Doch in der Regierungskoalition wird nicht mehr ausgeschlossen, dass Berlusconi unter dem Druck der Justizermittlungen zurücktreten könnte. "Wir werden überprüfen, ob die Bedingungen vorhanden sind, um weiter zu regieren. Ansonsten wird es zu Neuwahlen kommen, damit die Freiheit in diesem Land garantiert wird", kommentierte Fabrizio Cicchitto, Fraktionschef von Berlusconis Mitte-Rechts-Partei PdL "Popolo della Libertá - Volk der Freiheit". Berlusconi werde von der italienischen Justiz verfolgt.

Rücktritt gefordert
Die Opposition fordert laut den Rücktritt des skandalumwitterten Premierministers. "Diese Situation ist unerträglich. Wer das Land führt, kann nicht von derart gravierenden Vorwürfen belastet werden. Berlusconi soll Italien aus dieser peinlichen Situation retten und zurücktreten", sagte die Präsidentin der stärksten italienischen Oppositionskraft "Demokratische Partei (PD)", Rosy Bindi.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel