Amtsmissbrauchs-Verdacht

Sex-Affäre: Neue Erhebungen gegen Berlusconi

14.01.2011

Das Büro einer Mitarbeiterin des italienischen Premiers ist durchsucht worden.

Zur Vollversion des Artikels
© AP
Zur Vollversion des Artikels

Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi gerät wieder ins Visier der Staatsanwälte. Nachdem das Verfassungsgericht am Donnerstag ein Immunitätsgesetz teilweise aufgehoben hat, das dem Premierminister Schutz vor Strafverfolgung gibt, muss sich der Medienzar mit weiteren Justizermittlungen auseinandersetzen. Die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittle gegen den Premierminister wegen Amtsmissbrauchs und eines Prostitutionsdelikts, teilten die Justizbehörden mit.

Berlusconi reagiert empört auf die Ermittlungen: "Wenn ich eine Initiative ernst nehmen wollte, die es nicht ist, würde ich sagen, dass jede Grenze überschritten worden ist. Einige Staatsanwälte versuchen die fundamentalen Regeln der Demokratie umzuwerfen."

So heiß ist Berlusconis Geliebte



Dabei geht es um Berlusconis Beziehung zu einer minderjährigen Prostituierten marokkanischer Abstammung. Der Fall hatte bereits in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt und Berlusconi schwer belastet. Der Premierminister muss sich in den nächsten Tagen vor den Staatsanwälten verantworten.



Geld für Sex?
Der Premierminister soll zwischen Februar und Mai 2010 Sex mit dem damals noch minderjährigen Mädchen gehabt und es dafür bezahlt haben. Berlusconi hatte dies stets bestritten. Der 74-jährige Ministerpräsident wird auch des Amtsmissbrauchs beschuldigt, weil er in der Nacht des 27. Mai persönlich bei der Mailänder Polizei angerufen hatte, um die junge Prostituierte aus dem Polizeigewahrsam freikommen zu lassen. Die junge Frau war wegen mutmaßlichen Diebstahls festgenommen worden. Um sie aus dem Polizeigewahrsam freikommen zu lassen, hatte Berlusconi einem Mailänder Polizeifunktionär erklärt, dass die junge Marokkanerin eine Verwandte des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak sei. Er hatte auch eine Person benannt, in deren Obhut die Beamten die Minderjährige geben konnten, berichteten die Ermittler. Berlusconi hatte bisher stets den Vorwurf des Amtsmissbrauchs im Zusammenhang mit dem Fall bestritten.

Anwälte: "Absurd"
Die Rechtsanwälte des Premierminister bezeichneten die Ermittlungen gegen Berlusconi als "absurd". Die Vorwürfe gegen den Premier seien schon längst geklärt worden, versicherte Berlusconis Rechtsanwalt Nicoló Ghedini. Er sprach von einem untolerierbaren Eingriff auf das Privatleben des Regierungschefs. "Die Vorwürfe gegen Berlusconi sind absolut unglaubwürdig", kommentierte Daniele Capezzone, Sprecher von Berlusconis Partei PdL "Volk der Freiheit" (Popolo della libertá). Es sei offenkundig, dass eine Verfolgungskampagne gegen den Premierminister im Gange sei.

Berlusconi bezeichnete die Prozesse, die gegen ihn geführt werden, als "erfunden, lächerlich und grotesk".






 
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel