Zwickau

Die Blutspur der Nazi-Killer

14.11.2011

Polizei fasst 4. Täter - 10 Morde in Deutschland.

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Es war ein blutiger Exekutions-Feldzug, den die Nazi-Killer mehr als zehn Jahre lang durchzogen. Ihre rechte Terrorzelle nannten sie „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), ihr Motto war „Taten statt Worte“.

Den ersten Mord verübten sie am 9. September 2000 in Nürnberg. Am 9. September hielt Hitler traditionell in Nürnberg seine Parteitagsrede. Ihr Opfer war ein türkischer Geschäftsmann. Sie schossen ihm aus nächster Nähe ins Gesicht. Das tote Opfer filmten sie. Zehn weitere Male mordeten sie in ganz Deutschland. Willkürlich: Neun Türken, einen Griechen, eine junge Polizistin.

Die Videoaufnahmen der sterbenden Opfer „verarbeiteten“ sie zu einem Bekenner-Video. Die DVD wollten sie an Medien schicken und an islamische Zentren – doch dazu kamen sie nicht mehr.

Die Rollenverteilung der Mörder-Gang war klar:

  • Uwe Böhnhardt (34), ein stumpfer Waffennarr, war der Militante.
  • Uwe Mundlos (38), ein Professorensohn, der „Vordenker“. Auf seinem roten Ford Escort hatte er das Kennzeichen „AH“ – Adolf Hitler.
  • Beate Zschäpe (36), Mitläuferin, sie schlief mit allen.
  •  Holger G. (37), hat die Bande „logistisch“ unterstützt.

Unterschlupf der Terrorzelle war eine Wohnung in Zwickau in Thüringen im Osten Deutschlands. Arbeit ging keiner nach. Ihren Lebensunterhalt finanzierten sie durch 14 Banküberfälle.

Ihr Schwur war: „Lieber tot als in den Knast.“ Dem Staatsschutz waren die Rechtsradikalen längst bekannt. Sie sollten sogar als V-Männer bei Nazi-Gruppen eingeschleust werden. Dass sie damit eine Killergang unterstützten, entging den Ermittlern.

Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos verübten Selbstmord, als ihnen die Polizei auf die Spur kam. Beate Zschäpe ließ sich verhaften. Ebenso Holger G. Beide schweigen, wollen nur gegen eine Kronzeugenregelung auspacken.

4. Mann: Polizei kannte den Nazi

Holger G. (37) war der wichtigste Helfer der Nazi-Killer in Deutschland. Die Polizei kannte ihn seit Jahren.

Hannover
Seit Sonntag verhört die Polizei auch den 37-jährigen Holger G. aus Lauenau in Niedersachsen. Er ist der mysteriöse vierte Mann der Gruppe, soll die Nazi-Killer (zumindest) logistisch unterstützt haben. So stellte er den Rechtsradikalen seinen Reisepass zur Verfügung. Auch mietete er jene Wohnmobile an, mit denen die Killer zu ihren 14 Banküberfällen fuhren.

Helfer oder Täter?
Holger G. war Mitglied der rechten Terror-Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“. Dem Staats- und Verfassungsschutz war er seit Jahren bekannt. Schon 1999 wurde der erste Akt über den Neonazi angelegt. Immer wieder tauchte er im Umfeld von Rechtsradikalen auf. Er schloss sich der „Kameradschaft 77“ an, war später bei den „Freien Nationalisten Hannover“.

Wie gefährlich Holger G. tatsächlich war, steht noch nicht fest: „Wir haben keine personenbezogenen Akten über ihn geführt“, sagt Hans Werner Wargl, Präsident des niedersächsischen Verfassungsschutzes. Die Beamten gehen aber davon aus, dass er mehr war als nur ein Mitläufer.

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