Zwickau

Die Blutspur der Nazi-Killer

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Polizei fasst 4. Täter - 10 Morde in Deutschland.

Es war ein blutiger Exekutions-Feldzug, den die Nazi-Killer mehr als zehn Jahre lang durchzogen. Ihre rechte Terrorzelle nannten sie „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), ihr Motto war „Taten statt Worte“.

Den ersten Mord verübten sie am 9. September 2000 in Nürnberg. Am 9. September hielt Hitler traditionell in Nürnberg seine Parteitagsrede. Ihr Opfer war ein türkischer Geschäftsmann. Sie schossen ihm aus nächster Nähe ins Gesicht. Das tote Opfer filmten sie. Zehn weitere Male mordeten sie in ganz Deutschland. Willkürlich: Neun Türken, einen Griechen, eine junge Polizistin.

Die Videoaufnahmen der sterbenden Opfer „verarbeiteten“ sie zu einem Bekenner-Video. Die DVD wollten sie an Medien schicken und an islamische Zentren – doch dazu kamen sie nicht mehr.

Die Rollenverteilung der Mörder-Gang war klar:

  • Uwe Böhnhardt (34), ein stumpfer Waffennarr, war der Militante.
  • Uwe Mundlos (38), ein Professorensohn, der „Vordenker“. Auf seinem roten Ford Escort hatte er das Kennzeichen „AH“ – Adolf Hitler.
  • Beate Zschäpe (36), Mitläuferin, sie schlief mit allen.
  •  Holger G. (37), hat die Bande „logistisch“ unterstützt.

Unterschlupf der Terrorzelle war eine Wohnung in Zwickau in Thüringen im Osten Deutschlands. Arbeit ging keiner nach. Ihren Lebensunterhalt finanzierten sie durch 14 Banküberfälle.

Ihr Schwur war: „Lieber tot als in den Knast.“ Dem Staatsschutz waren die Rechtsradikalen längst bekannt. Sie sollten sogar als V-Männer bei Nazi-Gruppen eingeschleust werden. Dass sie damit eine Killergang unterstützten, entging den Ermittlern.

Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos verübten Selbstmord, als ihnen die Polizei auf die Spur kam. Beate Zschäpe ließ sich verhaften. Ebenso Holger G. Beide schweigen, wollen nur gegen eine Kronzeugenregelung auspacken.

4. Mann: Polizei kannte den Nazi

Holger G. (37) war der wichtigste Helfer der Nazi-Killer in Deutschland. Die Polizei kannte ihn seit Jahren.

Hannover
Seit Sonntag verhört die Polizei auch den 37-jährigen Holger G. aus Lauenau in Niedersachsen. Er ist der mysteriöse vierte Mann der Gruppe, soll die Nazi-Killer (zumindest) logistisch unterstützt haben. So stellte er den Rechtsradikalen seinen Reisepass zur Verfügung. Auch mietete er jene Wohnmobile an, mit denen die Killer zu ihren 14 Banküberfällen fuhren.

Helfer oder Täter?
Holger G. war Mitglied der rechten Terror-Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“. Dem Staats- und Verfassungsschutz war er seit Jahren bekannt. Schon 1999 wurde der erste Akt über den Neonazi angelegt. Immer wieder tauchte er im Umfeld von Rechtsradikalen auf. Er schloss sich der „Kameradschaft 77“ an, war später bei den „Freien Nationalisten Hannover“.

Wie gefährlich Holger G. tatsächlich war, steht noch nicht fest: „Wir haben keine personenbezogenen Akten über ihn geführt“, sagt Hans Werner Wargl, Präsident des niedersächsischen Verfassungsschutzes. Die Beamten gehen aber davon aus, dass er mehr war als nur ein Mitläufer.

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Braune Armee Fraktion:Rechter Terror in Deutschland

Die rechtsextreme Gruppierung"(Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)" ist in Deutschland aufgeflogen.

Eine 15-minütige DVD wurde in Eisenach in der abgefackelten Wohnung einer Komplizin zweier Rechtsradikale gefunden. Sie gilt als Bekenner-Video.

Auf das Konto der Terror-Gruppe soll der Mord mindestens zehn Ausländern in Deutschland gehen. Auch Banküberfälle und ein Bombenattentat in Köln werden ihr zugeordnet.

Nach dem Bekanntwerden der möglicherweise rechtsterroristischen Mordserie in Deutschland geraten die Sicherheitsbehörden in die Schusslinie.

Der Vorsitzende des für die Kontrolle der Geheimdienste zuständigen Bundestags-Gremiums, Thomas Oppermann, erklärte, er sei schockiert, dass es einer rechtsextremen Bande gelinge, über zehn Jahre hinweg unbehelligt Morde in Deutschland zu begehen.

Hintergrund: Vor einer Woche hatte die Polizei zwei der drei Verdächtigen, Uwe B. und Uwe M. in einem Wohnmobil nahe Eisenach tot aufgefunden.

In dem Wohnmobil entdeckten die Ermittler zudem die Dienstwaffe der im April 2007 getöteten Polizistin, nach deren Mördern seit Jahren gefahndet wird.

Die Neonazis um Uwe M. (l.) und Uwe B. (M.), aufgenommen im Herbst 1996 in Erfurt im Umfeld eines Prozesses gegen den Holocaust-Leugner Manfred Rooeder, sollen nach Erkenntnissen der ermittelnden Behoerden gemeinsam mit der in Haft sitzenden Beate Z. Mitglieder der terroristischen Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund" gewesen sein.

Deutschland fragt sich, ob die Bande 13 Jahre lang isoliert agierte oder Teil eines rechten Terror-Netzwerks war.

Von Sympathisanten im rechtsradikalen Milieu geht die Polizei mit Sicherheit aus. Auskunft erhoffen sich die Ermittler von der verhafteten Beate Z., die noch schweigt.

Nach Informationen von Bild am Sonntag will sie auspacken, wenn ihr als Kronzeugin Strafmilderung zugestanden wird.

Inzwischen wurde Haftbefehl gegen Beate Z. erlassen. (links im Bild)

In diesem Haus lebte ein möglicher Komplize des Trios. Er wurde inzwischen festgenommen.

Die 36-Jährige soll die Wohnung ihrer beiden Komplizen in Eisenach in Brand gesetzt haben, um Beweismittel zu vernichten.

Darüber hinaus gebe es weiterhin einen Anfangsverdacht, dass sie selbst unmittelbar an der Mordserie beteiligt war.

In diesem Haus fanden die Ermittler die Bekenner-DVD sowie die mehrere Tatwaffen.

1998 soll Beate Z. zusammen mit ihren Komplizen Uwe B. und Uwe M. die rechtsextreme Gruppierung "Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)" gegründet haben.

"Zweck der Vereinigung soll es gewesen sein, aus einer fremden- und staatsfeindlichen Gesinnung heraus vor allem Mitbürger ausländischer Herkunft zu töten", so die Bundesanwaltschaft.

Deutschland ist erschüttert, wie die Terroristen ein Jahrzehnt lang agieren konnten.

Möglicherweise ist dem Verfassungsschutz ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen.