In Haft

Feigling-Vorwürfe gegen Kapitän

15.01.2012

Die Behörden haben mittlerweile auch den ersten Offizier festgenommen.

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© EPA
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Was passierte wirklich, als die Costa Concordia am Freitagabend um Punkt 21.45 Uhr auf Felsen auflief und mehr als 4.200 Menschen aus dem sinkenden Schiffe gerettet werden mussten? Es steht fest: Drei Tage nach dem Unglück im Mittelmeer gerät der Kapitän der Costa Concordia immer mehr in Erklärungsnot.

Havarie, weil Crew schönes Fotomotiv bieten wollte?
Bereits jetzt bekannt: Während viele seiner Passagiere ­Todesangst hatten und um die Plätze in den Rettungsbooten kämpften, machte sich Kapitän Francesco Schettino (52) klammheimlich aus dem Staub. Italienische Zeitungen berichten: Schon um 0.30 Uhr war Schettino am Festland. Erst fünf Stunden später aber wurden die letzten Passagiere von der Costa Concordia gerettet. Auch den Hafenkommandanten in Livorno hatte Schettino nicht darüber informiert, was auf dem Schiff passierte.

Warum aber war das 114.500 Tonnen schwere Schiff überhaupt auf Grund gelaufen? Der Kapitän behauptet: In den Seekarten sei der gerammte Felsen nicht verzeichnet und so eben auch nicht erkennbar gewesen. Gerade jenes Gewässer um die Insel Giglio aber ist für felsigen Untergrund bekannt. Ein erfahrener Seefahrer wie Schettino (er arbeitete bereits seit elf Jahren für die Reederei) hätte das eigentlich wissen müssen.

Die Staatsanwaltschaft vermutet nun: Schettino und seine Mannschaft wollten ihren Gästen ein besonderes Fotomotiv bieten und waren so nah wie möglich (150 Meter) an der Insel vorbeimanövriert. Ein in den letzten Jahren immer beliebterer, aber auch gefährlicher Nervenkitzel. Bei Anfahrt auf den angesteuerten Hafen drehen die Luxusliner in letzter Zeit häufig bei und lassen die Nebelhörner erklingen.

Kapitän und erster Offizier müssen jetzt vor Gericht
Dafür spricht: Erst im August hatte sich der Bürgermeister der Insel Giglio beim Kapitän der Costa Concordia für eine Ehrenrunde entlang der Küste bedankt. Schettino und sein erster Offizier werden sich vor Gericht verantworten müssen. Wegen fahrlässiger Tötung, Verursachung eines Schiffbruchs und wegen des vorzeitigen Verlassens ihres Schiffes. Schettino sitzt bereits in Haft. Vielleicht aber saß der Kapitän an diesem Abend auch gar nicht an der Kommandobrücke und überließ anderen die Arbeit: Gäste wollen ihn den gesamten Abend an der Bar gesehen haben. In Damenbegleitung.

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