Gaddafi-Sohn ist verletzt

Libyen: Saif al-Islam ist gefasst

19.11.2011

Gaddafis Lieblings-Sohn wurde in Libyen festgenommen.

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Der libysche Übergangs-Ministerpräsident hat die Ergreifung von Festnahme des Gaddafi-Sohnes Saif al-Islam bestätigt. Abdul Raheem al-Keeb (Abdurrahim al-Keib, al-Kib) sagte auf einer Pressekonferenz in der westlichen Stadt Zintan am Samstag: "Wir versichern den Libyern und der Welt, dass Saif al-Islam ein faires Verfahren bekommt (...) im Rahmen eines fairen Rechtsprozesses - was unserem eigenen Volk in den letzten 40 Jahren vorenthalten wurde."

Gleichzeitig erteilte Keeb den Forderungen von Menschenrechtlern nach Auslieferung des Gaddafi-Sohns an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH bzw. ICC) eine Absage. "Wir respektieren die internationale Rechtsprechung, aber es ist das Recht unseres Volkes, ihn hier vor Gericht zu stellen." Saif al-Islam werde nach Lehre des Islam über fairen Umgang mit Kriegsverbrechern behandelt. Keeb sagte aber zugleich, die libysche Justiz werde gemeinsam mit dem IStGH prüfen, wo der Gesuchte am besten vor Gericht gestellt werden solle.



Der IStGH in Den Haag hatte Ende Juni einen Haftbefehl gegen Saif al-Islam ausgestellt; die Anklage wirft dem 39-Jährigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Vor Keeb hatte bereits Justizminister Mohammed al-Alagy (Allagui) eine Auslieferung des Gefangenen an den IStGH abgelehnt. Dessen Chefankläger Luis-Moreno-Ocampo wirft der alten libyschen Staatsführung, inklusive Saif al-Islam, Morde an Hunderten Zivilisten, Folterungen, militärische Gewalt gegen unbewaffnete Demonstranten und gezielte Massenvergewaltigungen vor. Moreno-Ocampo wird in der kommenden Woche zu Gesprächen in Tripolis erwartet.

Unter Jubelrufen "Allahu Akbar" (Gott ist der Größte) nannte Keeb die Festnahme des prominentesten Gaddafi-Sohnes die "Krönung" des Volksaufstandes. Der seit Wochen flüchtige Saif al-Islam und mehrere Leibwächter waren in der Nacht auf Samstag von Kämpfern in der südlichen Wüste in Libyen gefasst worden.

So lief die Festnahme
Saif al-Islam habe um sein Leben gebangt, sagte einer der Männer, die ihn festnahmen. "Er dachte, dass wir ihn umbringen." Der 39-Jährige wurde später nach Zintan geflogen. An Bord des Flugzeugs sagte er auf die Frage einer Reuters-Journalistin, ob es im gutgehe: Ja. Verletzungen an einer Hand rührten von einem NATO-Luftangriff vor einem Monat, sagte er. Etwa zu dieser Zeit war sein entmachteter Vater gefasst und kurz darauf getötet worden. Saif al-Islam selbst galt noch vor einem Jahr als designierter Nachfolger Muammar Gaddafis.

Bei der Ankunft in Zintan versuchten einige Menschen, das Flugzeug zu stürmen. Sie wurden aber von den Kräften der Übergangsregierung zurückgehalten. Menschenmengen umringten das Flugzeug, so dass Gaddafi vorerst noch in der Maschine blieb. Er wirkte relativ ungezwungen und trug keine Handschellen. Sein bärtiges Gesicht war weitgehend von einem Tuch verhüllt, eine randlose Brille war zu sehen.

Auto gestoppt

Zur Ergreifung des Despotensohnes habe ein Hinweis auf einen hochrangigen Flüchtling geführt, sagte Ahmed Ammar, einer der 15 Kämpfer aus Zintan, die Saif al-Islam festnahmen. In der Wüste rund 70 Kilometer von der kleinen Ölstadt Obari entfernt hatten sie demnach versucht, zwei Autos zu stoppen. Nach Warnschüssen in die Luft seien die die Fahrzeuge stehengeblieben, ein Insasse habe sich als "Abdelsalam" ausgegeben - was "Friedensdiener" heißt. Doch die Kämpfer hätten schnell Saif al-Islam Gaddafi erkannt und ihn kampflos festgenommen. Saif al-Islam hatte zuvor stets angekündigt, bis zu seinem Tode zu kämpfen.

Der Gaddafi-Sohn willigte ein, nach Zintan 170 Kilometer südwestlich von Tripolis gebracht zu werden, wie Ammar weiter berichtete. Die Stadt in den Bergen südlich von Tripolis war eine Hochburg der Rebellen in ihrem Kampf gegen Muammar al-Gaddafi. Die Kämpfer gehen davon aus, dass Saif al-Islam sich in der Wüste zwischen Obari und der Stadt Bani Walid versteckt hatte, wo er letzten Monat zuletzt gesehen worden war. Nach ihrer Einschätzung habe er vorgehabt, die Grenze zum Niger zu überqueren. In den Autos wurden Gewehre und ein paar Tausend Dollar gefunden.
 

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22.18 Uhr: Die USA forderten die neue libysche Führung auf, dem Gaddafi-Sohn einen fairen Prozess zu garantieren und ihn "menschenwürdig" zu behandeln. Auch der britische Premierminister David Cameron forderte einen fairen Prozess nach internationalen Standards.

20.43 Uhr: Keine Auslieferung
Libyens Ministerpräsident erklärte, dass man Saif al-Islam nicht nach Den Haag ausliefern werde. "Wir respektieren die internationale Rechtsprechung, aber es ist das Recht unseres Volkes, ihn hier vor Gericht zu stellen." Saif al-Islam werde nach Lehre des Islam über fairen Umgang mit Kriegsverbrechern behandelt.

19.41 Uhr: Saif al-Islam erklärt die Verletzungen an seiner Hand: Die Wunden rühren von einem NATO-Luftangriff vor einem Monat, sagte er.

19.22 Uhr: Der libysche Übergangs-Ministerpräsident Abdul Raheem al-Keeb sagte auf einer Pressekonferenz in Zintan: "Wir versichern den Libyern und der Welt, dass Saif al-Islam ein faires verfahren bekommt (...) im Rahmen eines fairen Rechtsprozesses - was unserem eigenen Volk in den letzten 40 Jahren vorenthalten wurde."

19.12 Uhr: Einer der Männer, die den Sohn Gaddafis festnahmen, meinte, dass dieser Angst um sein Leben gehabt habe: "Er dachte, dass wir ihn umbringen." Der 39-Jährige wurde später nach Zintan geflogen. An Bord des Flugzeugs sagte er auf die Frage einer Reuters-Journalistin, ob es im gutgehe: Ja.

16.57 Uhr: Auch Amnesty International fordert Libyens Führung auf, den Gaddafi-Sohn Saif al-Islam an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag auszuliefern. Zudem müsse seine Sicherheit garantiert werden, damit er "sich für seine mutmaßlichen Verbrechen vor einem fairen Gericht ohne Todesstrafe verantworten kann"

© Reuters

Kämpfer bewachen Saif al-Islam im Flugzeug nach Sitan; Foto: Reuters

16.35 Uhr: Der Internationale Strafgerichtshof und die Europäische Union fordern Libyen zur Zusammenarbeit auf. Die neue Führung in Tripolis sei zur Überstellung des Sohnes des getöteten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi verpflichtet, da der IStGH einen Haftbefehl ausgestellt habe. Allerdings gebe es auch die Möglichkeit, den Prozess in Libyen abzuhalten.

15:24 Uhr: Der libysche Justizminister Mohammed al-Alagy (Allagui) kündigte laut BBC und Al-Jazeera an, dass Saif al-Islam al-Gaddafi ein faires Verfahren in Libyen erwartet. Dieses soll mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag koordiniert werden.

15:13 Uhr: Neue Details der Festnahme: Saif wurde in einem Militärjet nach Sitan geflogen. Dort ist er nun in Gewahrsam (siehe Bild oben). Als die Militärmaschine landete, wollten aufgebrachte Libyer das Flugzeug stürmen. Sicherheitskräfte drängten sie ab.

14:50 Uhr: In der Hauptstadt Tripolis wird Saifs Festnahme gefeiert. Auf den Straßen sind Jubel, Auto-Hupen und vereinzelte Freudenschüsse zu hören.

14:22 Uhr: Das erste Foto: Saif al-Islam ist verletzt. Seine Finger an der rechten Hand sind bandagiert. Der 39-Jährige liegt auf einem Bett, in eine Decke gehüllt und wird von den Rebellen bewacht bis Vertreter der Regierung eintreffen.

14:07: Erste Details der Festnahme: Saif al-Islam hielt sich offenbar in einer bergigen Gegend nahe der Wüstenstadt Obari im Süden des Landes auf. Er war auf der Flucht ins Ausland, mit einem gefälschten Pass. Rebellen spürten ihn auf und umzingelten ihn. Darauhin beschloss er, sich widerstandslos zu ergeben.

13:48 Uhr: Der Gaddafi-Clan: Libyens Ex-Revolutionsführer Gaddafi hatte sieben Söhne (einer stammte aus seiner ersten Ehe) sowie zwei Töchter. Der älteste Sohn Muhammad setzte sich mit seiner Stiefmutter, seinem Halbbruder Hannibal und seiner Halbschwester Aisha nach Algerien ab. Al-Saadi al-Gaddafi, der sechste Sohn, ist in den Niger geflohen. Chamis, Gaddafis siebter und jüngster Sohn, wurde im August getötet. Saif al-Arab al-Gaddafi kam bereits im April bei einem NATO-Angriff auf Tripolis ums Leben. Mutassim Gaddafi, der viertälteste Sohn des getöteten Diktators wurde am 20.Oktober festgenommen und erschossen. Über Gaddafis (Adoptiv-) Tochter Hana ist so gut wie nichts bekannt. Gaddafis Lieblings-Sohn Saif wurde heute in Libyen gefasst.

13:41 Uhr: Saif al-Islam befindet sich nun in der Stadt Sitan (170 Kilometer von Tripolis entfernt) in Gewahrsam. Dorthin wurde er in einem Militärflugzeug gebracht. Hier soll er bleiben, bis er der Regierung übergeben wird.

13:32 Uhr: Laut dem arabischen Sender "al jazeera" wurde Saif erwischt, als er mit mehreren Bodyguards in den Niger fliehen wollte. Gaddafis Lieblingssohn soll nicht verletzt sein, so der Bericht.

13:28 Uhr:  Eine Quelle beim "Rat der Revolutionäre" in Tripolis, einer Vereinigung ehemaliger Rebellen, bestätigt die Festnahme des 39-jährigen Gaddafi-Sohnes. Seit dem frühen Vormittag hatten in der libyschen Hauptstadt Gerüchte von der Festnahme die Runde gemacht

13:01 Uhr: Eine Kurzbiografie des wohl bekanntesten Gaddafi-Sohnes finden Sie hier >>>

12:42 Uhr: Offenbar wollte Saif aus Libyen fliehen: Er hatte einen gefälschten Pass bei sich und hielt sich in der Nähe der Grenze zum Niger und zu Algerien auf.

12:33 Uhr: Jetzt offiziell: Saif al-Islam ist in Obari im Süden von Libyen gefasst worden. Er war in Begleitung von Helfern, die ebenfalls festgenommen wurden.

12:26 Uhr: Zuletzt hatte es geheißen, der 39-Jährige sei in den Niger oder nach Mali geflohen. Der 39-Jährige versteckte sich in seinem Heimatland.

12:00 Uhr: Laut dem designierten Justizminister Mohammed al-Allagui ist Saif al-Islam sei im Süden Libyens gestellt worden.

 

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