Libyen

Gerettet aus 
Gaddafis Todesstadt

04.04.2011

Türkei schickt Spitals-Schiff. 250 Verletzte aus Kriegsstadt Misrata evakuiert.

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© TZ ÖSTERREICH/Karl Wendl
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Es war die größte Rettungsaktion für Verletzte seit Ausbruch des Krieges in Libyen vor vierzig Tagen. Die türkische Regierung schickte am Wochenende das Fährschiff "Istanbul" nach Misrata, drittgrößte Stadt Libyens.

Dauerbeschuss
Die Stadt (eine Million Einwohner) ist seit Wochen heftig umkämpft, steht unter Dauerbeschuss der Gaddafi-Truppen: "Während im Zen­trum geschossen wurde, Granaten einschlugen," schildert Salman Karadayi, 42, ein Arzt des türkischen Roten Kreuzes, "holten wir die Verletzten aus dem Krankenhaus, brachten sie in Ambulanzen zum Hafen." 250 Verwundete und schwer kranke Patienten des Spitals wurden an Bord gebracht. "Danke, Türkei", riefen die Geretteten, als das Schiff Sonntagabend im Hafen von Bengasi einen Zwischenstopp einlegte – zum Auftanken.

Laderaum als Notspital
An Bord des Schiffes wird das gesamte Leid des Krieges sichtbar: Der Laderaum der riesigen Autofähre ist zu einem Notspital umfunktioniert. Auf Feldbetten, Matratzen, Decken liegt ein Verletzter neben dem anderen. "Wir haben Herzpatienten evakuiert, Menschen mit Krebsleiden, Schwerstkranke", sagt Salman Karadayi: "Sie werden jetzt in die Türkei gebracht und dort behandelt." In Misrata bleibt die Lage dramatisch. Seit 40 Tagen haben die Menschen keinen Strom, kein Fließwasser, kaum ­frische Lebensmittel. Viele fürchten eine humanitäre Katastrophe.
 

Gaddafis Söhne wollen an die Macht

Muammar Gaddafi steht vor dem Sturz. Zwei seiner Söhne wollen Land nun regieren. Aber: EU sagt Nein.

Während sich Rebellen und Gaddafi-Anhänger weiter erbitterte Kämpfe liefern, wird hinter den Kulissen fieberhaft nach einer friedlichen Lösung gesucht. Im Mittelpunkt: Gaddafis Söhne.

Der neueste erstaunliche Vorstoß: Offenbar gehen jetzt gleich zwei Söhne des 68-jährigen Diktators in die Offensive und bieten einen Übergang zur Demokratie an.

Der 36-jährige Al-Saadi und der 37-jährige Saif (Saif ist der zweitälteste, Al-Saadi der drittälteste Sohn Gaddafis) stehen für eine politische Öffnung ­Libyens und sind westlichen Wirtschaftsformen nicht abgeneigt. Saif al-Islam soll den Übergangsprozess leiten, sein Vater alle Macht abgeben.

Suche nach Lösungen
Libyens Außenminister Abdul Ati al-Obeidi war am Sonntag zu Gesprächen in Griechenland und bestätigte: Ja, das Regime in Tripolis suche nach einer Lösung. Aber die EU feuert dagegen: keine Regierung, in denen die Gaddafi-Söhne sitzen.

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