Mehrere Verletzte

Münster: Lkw-Anschlag kein Terror

07.04.2018

Innenminister bestätigt: Täter war Deutscher +++ Drei Tote und mehrere Verletzte +++

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© APA/AFP/dpa/STEPHAN R.
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In Münster im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen ist am Samstag ein Kleintransporter in eine Menschenmenge gerast. Drei Menschen kamen dabei ums Leben, bestätigte das deutsche Innenministerium. Unter den Toten sei auch der Fahrer, der sich nach Erkenntnissen der Polizei erschossen habe. Spekulationen über einen Anschlag bestätigte die Polizei nicht.

 

Verdächtiger Gegenstand im Kleinlaster gefunden

In dem Kleinlastwagen sei ein verdächtiger Gegenstand gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher. Deshalb sei der Tatort weiträumig gesperrt worden. Ob von dem Gegenstand eine Gefahr ausgehe, müsse geklärt werden. Man gehe davon aus, dass die Gefahr gebannt sei. In mehreren Tweets appellierte die Polizei, "bitte keine Gerüchte" und "keine Spekulationen" zu verbreiten.

In Sicherheitskreisen hatte es zunächst geheißen, das Szenario sei so, dass man einen Anschlag nicht ausschließen könne. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte die Polizeisprecherin später. Polizei und Sanitäter seien mit allen verfügbaren Kräften an Ort und Stelle. Der Bürgermeister von Münster, Markus Lewe, sagte ebenfalls, dass die Hintergründe der Tat noch unklar seien. "Ganz Münster trauert über dieses schreckliche Ereignis", sagte er vor Journalisten.

Innenminister: Täter ist Deutscher, kein Terrorhintergrund

Bei dem Vorfall in der Münsteraner Altstadt hat es sich nach offiziellen Erkenntnissen nicht um einen islamistischen Terroranschlag gehandelt. Der Täter sei ein deutscher Staatsbürger, es gebe keinen Hinweis auf ein islamistisches Motiv, sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul am Samstagabend in Münster.

Er gab die Zahl der Todesopfer mit drei an, darunter den Täter. Zuvor hatte das deutsche Innenministerium von insgesamt vier Toten gesprochen. "Es sind in der Summe drei", betonte Reul. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" identifizierte die Polizei den mutmaßlichen Täter. Es handle sich um einen 48 Jahre alten Mann. Er stamme aus Olsberg im Sauerland und habe schon lange in Münster gelebt. Er soll in einer Wohnung in der Nähe des Tatorts gewohnt haben. Der Mann war am Samstagnachmittag mit einem Kleinlaster in eine Menschengruppe in der Altstadt gerast. Nach der Tat erschoss er sich.




 

Großeinsatz in Innenstadt

Nach Informationen der "Westfälischen Nachrichten" raste das Fahrzeug am Samstagnachmittag in eine Gruppe sitzender Menschen in der Münsteraner Altstadt. Die Zeitung zitierte einen Feuerwehrsprecher, der von insgesamt etwa "50 Betroffenen" sprach. Mehrere Rettungshubschrauber seien auf dem Weg in die Innenstadt.

Die deutsche Politik äußerte sich betroffen. "Furchtbare Nachrichten aus Münster", schrieb die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Samstag auf Twitter. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen." Justizministerin Katarina Barley dankte auf Twitter den Rettungskräften. "Müssen alles tun, um Hintergründe der Tat aufzuklären", schrieb sie. Ähnlich äußerte sich die designierte SPD-Vorsitzende Andrea Nahles. "Ich hoffe, dass unsere Behörden schnell Klarheit über die Hintergründe dieses Vorfalls gewinnen können und wünsche den Einsatzleuten vor Ort viel Kraft für ihre Arbeit".

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Afd-Vizefraktionschefin empört mit Tweet

Die Vize-Fraktionschefin der rechtspopulistischen AfD, Beatrix von Storch, ließ erkennen, dass sie einen islamistischen Hintergrund der Tat vermutet. "WIR SCHAFFEN DAS!", twitterte sie, ergänzt um ein Emoticon in Zornesröte, die viel zitierte Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise. Nach Kritik an ihrem Tweet ergänzte die AfD-Politikerin: "Das muss kein islamischer Anschlag gewesen sein. Klar nicht. Und wenn sich ein deutscher Kranker als Täter herausstellt, dann konstatiere ich: auch von deutschen Mördern und Verrückten haben wir genug. Wir brauchen keinen einzigen dazu."

Erst am Freitagabend war in der ostdeutschen Stadt Cottbus ein Geländewagen in eine Fußgängergruppe gerast. Zwei Menschen wurden dabei verletzt. Der Tatverdächtige soll unter Einfluss von Alkohol Polizisten beleidigt und rechtsgerichtete Parolen skandiert haben.
 

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