Versunkene Bohrinsel

Ölpest droht Ökosystem zu vernichten

23.04.2010

"Rohöl und Gas werden unkontrolliert von einer Leitung aus der Quelle freigesetzt", erklärte ein Sprecher.

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© AP
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Nach einer Explosion auf einer US-Ölbohrinsel im Golf von Mexiko droht in den Gewässern vor der Küste von Louisiana eine Ölpest. Die Bohrinsel brannte aus und sank nach mehreren weiteren Explosionen am Donnerstag. Aus dem unterseeischen Bohrloch könnten nach Angaben der US-Küstenwache täglich bis zu 1,13 Millionen Liter Rohöl ausströmen, außerdem befanden sich auf der Plattform rund 2,5 Millionen Liter Diesel.

Die größten Umweltschäden drohen, wenn das Öl die 80 Kilometer entfernte Küsten von Louisiana und Mississippi mit ihren empfindlichen Ökosystemen erreichen sollte. Bei den gegenwärtigen Windverhältnissen werde dies frühestens nach dem Wochenende der Fall sein, erklärte ein Experte der Nationalen Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA). Ob bereits Rohöl ausgeströmt ist, war laut Küstenwache noch unklar. Es gebe aber erste Hinweise auf einen etwa 1,5 mal acht Kilometer großen Ölteppich, sagte eine Sprecherin. Was genau unter Wasser vor sich gehe, wisse man nicht.

Um Öl von der Wasseroberfläche abzusaugen, waren sieben Schiffe im Einsatz sowie vier Flugzeuge, die einen möglichen Ölteppich mit Hilfe von Chemikalien eindämmen können. Nach Angaben des britischen Ölkonzerns BP, der die Bohrinsel betrieb, wurden auch Ölsperren herantransportiert. Eine NOAA-Sprecherin sagte, in der Region um die Bohrinsel suchten Pottwale nach Nahrung. Unklar sei, ob sie von den Vorgängen in dem Gebiet gestört würden.

Mit Tauchrobotern wurden Videoaufnahmen von den Schäden in rund 1.600 Metern Tiefe gemacht. Die Bilder sollen Erkenntnisse für das weitere Vorgehen liefern. So soll geprüft werden, ob ein Sicherheitsventil am Bohrloch von der gesunkenen Plattform beschädigt wurde oder ob es geschlossen werden kann.

Die Plattform, auf der Probebohrungen vorgenommen wurden, wurde in diesem Jahr drei Mal routinemäßig überprüft, zuletzt am 1. April. Verstöße seien nicht festgestellt worden, teilte eine Sprecherin der zuständigen Behörde mit. Als Unglücksursache wurde ein plötzlicher Ausbruch von Gas oder Öl angenommen.

Die Ölplattform "Deepwater Horizon" hatte die Größe von zwei Fußballfeldern. Von elf Ölarbeitern, die seit der Explosion am Dienstagabend vermisst wurden, fehlte am Freitag weiter jede Spur. Sie sind vermutlich tot. Die meisten der 126 Menschen an Bord konnten sich mit Rettungsbooten in Sicherheit bringen, mehrere wurden verletzt.

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