Wie bei der Krim
Plötzlich tauchen Putins "grüne Männchen“ an der NATO-Grenze auf
15.10.2025Putin provoziert weiter – das Vorgehen erinnert an die Annexion der Krim 2014.
An der Grenze zwischen Russland und Estland, einem NATO-Mitglied, sind kürzlich mehrere bewaffnete Männer in unmarkierten grünen Uniformen aufgetaucht.
Solche Truppen, oft als „kleine grüne Männchen“ bezeichnet, erinnern stark an das Vorgehen Russlands bei der Annexion der Krim im Jahr 2014, als ebenfalls Soldaten ohne Hoheitszeichen eingesetzt wurden, um verdeckte militärische Aktionen durchzuführen. Die aktuellen Beobachtungen erfolgten nahe der sogenannten Saatse-Brücke im Südosten Estlands, einem kleinen Grenzgebiet, in dem russisches Territorium wie ein schmaler Korridor in estnisches Gebiet hineinragt.
Estnische Grenzbeamte meldeten das Auftauchen von sieben uniformierten Männern, die sich verdächtig nahe an der Grenzlinie bewegten. Unmittelbar darauf registrierten die Behörden ungewöhnliche Aktivitäten russischer Grenztruppen, weshalb Estland aus Sicherheitsgründen mehrere Grenzübergänge vorübergehend sperrte. Die Regierung in Tallinn sprach von einer möglichen Provokation und reagierte mit erhöhter Alarmbereitschaft. Auch NATO-Vertreter wurden informiert, da jeder Zwischenfall an der Ostflanke des Bündnisses potenziell sicherheitspolitische Konsequenzen haben kann.
Narwa-Szenario
Der estnische Außenminister betonte, dass Russland zunehmend hybride Methoden einsetze, um westliche Staaten zu verunsichern. Neben militärischen Drohgebärden gehören dazu auch Desinformationskampagnen, Cyberangriffe und Grenzprovokationen. Einige Beobachter sehen in dem Vorfall jedoch keinen direkten Angriff, sondern eine gezielte Einschüchterungstaktik, um die Entschlossenheit der NATO zu testen.
Militärexperten warnen seit Längerem, dass Russland sich in einer sogenannten „Phase 0“ eines möglichen Konflikts mit der NATO befinde – einer Phase der Vorbereitung, in der Einflussoperationen und verdeckte Aktionen den Boden für größere militärische Schritte bereiten sollen. Besonders die nordostestnische Stadt Narwa gilt als strategisch gefährdet, da dort eine große russischsprachige Minderheit lebt. Ein Vorfall in dieser Region könnte Russland als Vorwand dienen, um angeblich seine „Landsleute zu schützen“ – ähnlich wie 2014 auf der Krim.
Der Vorfall an der russisch-estnischen Grenze verdeutlicht damit einmal mehr die fragile Sicherheitslage in Osteuropa. Für Estland und seine NATO-Partner ist klar: Jede noch so kleine Provokation darf nicht unterschätzt werden, da sie Teil einer größeren russischen Strategie der Destabilisierung sein könnte.