Völliges Chaos & Hunderte Verletzte

Referendum: Schwere Krawalle in Katalonien

01.10.2017

Schwere Zusammenstöße in Barcelona +++ Lokale Medien: 91 Prozent für Loslösung von Spanien.

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Bei dem umstrittenen Referendum über die Unabhängigkeit in der spanischen Region Katalonien haben die Unabhängigkeitsbefürworter am Sonntag mit rund 90 Prozent der Stimmen gewonnen. Das teilte die katalanische Regionalregierung in der Nacht auf Montag in Barcelona mit. Zuvor hatte Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont bereits die Loslösung der Region von Spanien eingefordert.

Nach Angaben des Regierungssprechers Jordi Turull gaben aber nur knapp mehr als die Hälfte der 5,3 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimmen ab: Insgesamt seien 2,26 Millionen Stimmzettel gezählt worden, die Zahl der Ja-Stimmen habe bei 2,02 Millionen gelegen. 6,8 Prozent stimmten der katalanischen Zeitung "Vanguardia" zufolge gegen die Abspaltung.

Gummigeschosse

Die von der Zentralregierung in Madrid ausgesandte paramilitärische Polizeieinheit Guardia Civil ging seit dem Morgen hart gegen Wähler vor: Sie schoss mit Gummigeschossen auf sie und setzte Schlagstöcke ein.

© APA/AFP

„Sie holten ihre Schlagstöcke raus und schlugen wie Tiere einfach auf uns ein“, sagte der 34-jährige Albert Pujol aus Barcelona. In zahlreichen Internet-Videos ist dokumentiert, wie spanische Polizisten auf Zivilisten einschlugen. Spaniens Innenministerium teilte mit, 33 Einsatzkräfte seien verletzt worden.


Barca-Stars in Farben der "Senyera"

Der FC Barcelona wärmte sich am Sonntag beim Liga-Spiel gegen UD Las Palmas (Endstand 3:0) in Trikots mit den Farben der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung auf. Der argentinische Superstar Lionel Messi und die anderen Spieler kamen am Nachmittag in gelben T-Shirts mit roten Streifen aus der Kabine - angelehnt an die "Senyera", die traditionelle Flagge der Separatisten. Vor Spielbeginn wechselte die Mannschaft dann aber in ihre normalen blau-roten Trikots. Messi spielte dennoch mit einer Armbinde in den "Senyera"-Farben.

Aus Protest gegen die Gewalt beschloss der Fußball-Topclub aber, das Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Der Antrag des Vereins, das Spiel abzusagen, wurde spanischen Medienberichten zufolge vom Verband abgelehnt. "Der FC Barcelona verurteilt die Ereignisse, die es heute in weiten Teilen von Katalonien gegeben hat, um die Bürger daran zu hindern, ihr demokratisches Recht der freien Meinungsäußerung auszuüben", hieß es in einer Erklärung des Clubs.

© Reuters


Regierungschef Rajoy: "Hat kein Referendum gegeben"

Das Verfassungsgericht hatte die Abstimmung zuvor für illegal erklärt. Tausende Polizisten wurden in die Region geschickt, um den Urnengang zu verhindern. Wahlurnen und Stimmzettel wurden beschlagnahmt. Katalanen bildeten Menschenketten vor den Wahllokalen, um Polizisten am Eindringen zu hindern.

Nichts passiert. „Es hat kein Referendum gegeben“, sagte Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy am Abend im Fernsehen. Er verteidigte den harten Polizeieinsatz.

© APA/AFP

Zum Generalstreik aufgerufen

Dutzende Gewerkschaften und andere Organisationen für Dienstag zu einem Generalstreik aufgerufen. Wegen der "schweren Verletzung von Rechten und Freiheiten" der Katalanen während des Volksentscheids solle die ganze Region an diesem Tag die Arbeit ruhen lassen, erklärten die Organisationen am Sonntagabend.

Eine "schlagkräftige Antwort" auf die Repression sei nötig, sagte die regionale Sprecherin des nationalen Gewerkschaftsbundes CCOO, Dolors Lobet, am Sonntagabend in Barcelona nach einem Treffen mit Vertretern mehrerer Verbände und Gruppierungen. Der UGT, neben CCOO der einflussreichste Gewerkschaftsverband Spaniens, wollte am Montag über eine Teilnahme an der Arbeitsniederlegung entscheiden.
 

 






 

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