Völliges Chaos & Hunderte Verletzte

Referendum: Schwere Krawalle in Katalonien

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Schwere Zusammenstöße in Barcelona +++ Lokale Medien: 91 Prozent für Loslösung von Spanien.

Bei dem umstrittenen Referendum über die Unabhängigkeit in der spanischen Region Katalonien haben die Unabhängigkeitsbefürworter am Sonntag mit rund 90 Prozent der Stimmen gewonnen. Das teilte die katalanische Regionalregierung in der Nacht auf Montag in Barcelona mit. Zuvor hatte Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont bereits die Loslösung der Region von Spanien eingefordert.

Nach Angaben des Regierungssprechers Jordi Turull gaben aber nur knapp mehr als die Hälfte der 5,3 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimmen ab: Insgesamt seien 2,26 Millionen Stimmzettel gezählt worden, die Zahl der Ja-Stimmen habe bei 2,02 Millionen gelegen. 6,8 Prozent stimmten der katalanischen Zeitung "Vanguardia" zufolge gegen die Abspaltung.

Gummigeschosse

Die von der Zentralregierung in Madrid ausgesandte paramilitärische Polizeieinheit Guardia Civil ging seit dem Morgen hart gegen Wähler vor: Sie schoss mit Gummigeschossen auf sie und setzte Schlagstöcke ein.

Barcelona referendum
© APA/AFP
× Barcelona referendum

„Sie holten ihre Schlagstöcke raus und schlugen wie Tiere einfach auf uns ein“, sagte der 34-jährige Albert Pujol aus Barcelona. In zahlreichen Internet-Videos ist dokumentiert, wie spanische Polizisten auf Zivilisten einschlugen. Spaniens Innenministerium teilte mit, 33 Einsatzkräfte seien verletzt worden.


Barca-Stars in Farben der "Senyera"

Der FC Barcelona wärmte sich am Sonntag beim Liga-Spiel gegen UD Las Palmas (Endstand 3:0) in Trikots mit den Farben der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung auf. Der argentinische Superstar Lionel Messi und die anderen Spieler kamen am Nachmittag in gelben T-Shirts mit roten Streifen aus der Kabine - angelehnt an die "Senyera", die traditionelle Flagge der Separatisten. Vor Spielbeginn wechselte die Mannschaft dann aber in ihre normalen blau-roten Trikots. Messi spielte dennoch mit einer Armbinde in den "Senyera"-Farben.

Aus Protest gegen die Gewalt beschloss der Fußball-Topclub aber, das Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Der Antrag des Vereins, das Spiel abzusagen, wurde spanischen Medienberichten zufolge vom Verband abgelehnt. "Der FC Barcelona verurteilt die Ereignisse, die es heute in weiten Teilen von Katalonien gegeben hat, um die Bürger daran zu hindern, ihr demokratisches Recht der freien Meinungsäußerung auszuüben", hieß es in einer Erklärung des Clubs.

Barcelona Suarez Pique
© Reuters


Regierungschef Rajoy: "Hat kein Referendum gegeben"

Das Verfassungsgericht hatte die Abstimmung zuvor für illegal erklärt. Tausende Polizisten wurden in die Region geschickt, um den Urnengang zu verhindern. Wahlurnen und Stimmzettel wurden beschlagnahmt. Katalanen bildeten Menschenketten vor den Wahllokalen, um Polizisten am Eindringen zu hindern.

Nichts passiert. „Es hat kein Referendum gegeben“, sagte Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy am Abend im Fernsehen. Er verteidigte den harten Polizeieinsatz.

Barcelona referendum
© APA/AFP
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Zum Generalstreik aufgerufen

Dutzende Gewerkschaften und andere Organisationen für Dienstag zu einem Generalstreik aufgerufen. Wegen der "schweren Verletzung von Rechten und Freiheiten" der Katalanen während des Volksentscheids solle die ganze Region an diesem Tag die Arbeit ruhen lassen, erklärten die Organisationen am Sonntagabend.

Eine "schlagkräftige Antwort" auf die Repression sei nötig, sagte die regionale Sprecherin des nationalen Gewerkschaftsbundes CCOO, Dolors Lobet, am Sonntagabend in Barcelona nach einem Treffen mit Vertretern mehrerer Verbände und Gruppierungen. Der UGT, neben CCOO der einflussreichste Gewerkschaftsverband Spaniens, wollte am Montag über eine Teilnahme an der Arbeitsniederlegung entscheiden.
 

 






 

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 22:57

Katalanische Regierungschef: "Recht auf unabhängigen Staat gewonnen"

Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont hat nach dem umstrittenen Referendum über die Abspaltung von Spanien das Recht auf Unabhängigkeit seiner Region beansprucht. "Wir haben das Recht gewonnen, einen unabhängigen Staat zu haben", sagte Puigdemont am späten Sonntagabend in Barcelona.

Die Gräben zwischen Katalonien und der spanischen Zentralregierung sind durch das von Gewalt überschattete Unabhängigkeitsreferendum weiter vertieft worden. Die spanische Polizei ging am Sonntag mitunter gewaltsam gegen die verbotene Abstimmung vor, es gab zahlreiche Verletzte.

 21:34

Ruhige Abstimmung in katalanischer Exklave in Frankreich

Im Gegensatz zum von Gewalt überschatteten Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien ist die Abstimmung in der in Frankreich gelegenen spanischen Exklave Llivia ruhig verlaufen. Die katalanische Gemeinde liegt einige Kilometer hinter der Grenze und ist vom französischen Departement Pyrenees Orientales umgeben. Von den rund 1500 Einwohnern durften am Sonntag etwa tausend abstimmen.

Als Wahllokal diente das Apotheken-Museum. Llivia, das verwaltungstechnisch zu Katalonien gehört, ist dafür bekannt, eine Unabhängigkeit der Region vom Königreich Spanien zu unterstützen. Vor einigen Tagen hatten die Einwohner aus Kerzen eine riesige katalanische Flagge gebildet.

 21:32

Allein in Barcelona wurden 335 Menschen verletzt

 20:47

Spanische Premier Rajoy spricht von "Inszenierung"

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hat das umstrittene Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien scharf verurteilt. Er selbst werde sich aber keiner Gelegenheit zum Dialog verschließen, aber man müsse sich im Rahmen des Gesetzes bewegen, erklärte der konservative Politiker am Sonntagabend vor Journalisten in Madrid.

Er werde ein Treffen aller politischen Parteien ansetzen, um gemeinsam über die Zukunft nachzudenken. So schnell wie möglich müssten harmonische Verhältnisse wieder hergestellt werden.

 19:34

Juristische Schritte gegen Madrid angekündigt

Ein Sprecher der katalanischen Regionalregierung hat am Sonntag juristische Schritte gegen die Zentralregierung in Madrid angekündigt. Diese werde sich vor internationalen Gerichten wegen der Gewalt während des umstrittenen Unabhängigkeitsreferendums verantworten müssen.

Zugleich teilt er mit, dass der Zeitraum zur Stimmabgabe zwar nicht verlängert werde. Alle, die derzeit vor den Wahllokalen anstünden, könnten aber ihre Stimme noch abgeben. Er rechne damit, dass in der Nacht Millionen Stimmzettel ausgezählt würden. Wann die Auszählung abgeschlossen sei, wisse er nicht.

 19:33

Beschwerden gegen katalanische Regionalpolizei eingereicht

Bei mehreren katalanischen Gerichten sind am Sonntag nach Angaben des Obersten Gerichtshofs der Region Beschwerden gegen die katalanische Polizei eingegangen. Ihr werde vorgeworfen, das gerichtlich verhängte Verbot des Referendums nicht durchgesetzt und - anders als die spanische Bundespolizei - die Öffnung von Wahllokalen nicht verhindert zu haben.

Die katalanische Regionalpolizei Mossos d'Esquadra, die in der Region verwurzelt und angesehen ist, war vor dem Referendum Madrid unterstellt worden. Dem Befehl, Schulen und andere Wahllokale abzuriegeln, kam sie am Sonntag laut Augenzeugen dennoch nicht nach und blieb passiv.

 18:55

Die Guardia Civil (spanische Polizeieinheit) attackiert katalansiche Kollegen

 18:19

Erschreckende Bilder verbreiten sich in den Sozialen Netzwerken

 18:17

Solidaritätsmarsch im Baskenland

In Bilbao im Baskenland zeigen sich Tausende solidarisch mit den Katalanen und marschieren auf den Straßen.

 17:54

Auch der FC Barcelona setzt ein politisches Zeichen

Obwohl das Heimspiel der Katalanen aufgrund der Krawalle ohne Publikum stattfindet, senden Sie ein Zeichen nach draußen. Im Stadion erscheint auf der Anzeigetafel ein Bild von einer Wahlurne, dahinter die katalanische Flagge zu erkennen und darunter steht in großen Lettern: "Demokratie".

 17:09

Bürgermeisterin: "Bereits 460 Verletzte"

Die Bürgermeisterin von Barcelona Ada Colau hat am Samstagnachmittag erklärt, es seien während des Referendums bereits 460 Personen verletzt worden. Sie fordert die spanische Polizei auf, nicht mehr gegen die "wehrlose Bevölkerung" vorzugehen.

Zuvor hatte die katalanische Regionalregierung die Betroffenen aufgerufen, bei der katalanischen Polizei Anzeige gegen die staatliche Polizeieinheit Guardia Civil zu erstatten.

 17:06

Auch vor betagten Menschen macht die Polizei keinen Halt

 17:04

Serbien unterstützt "Spaniens Gebietseinheit"

Serbien hat anlässlich des strittigen Referendums in Katalonien am Sonntag seine "starke Unterstützung für die Gebietseinheit und Souveränität Spaniens" bekundet. Spanien sei einer der größten Freunde Serbiens, erklärte Außenminister Ivica Dacic. Er appellierte gleichzeitig an "politische Faktoren", mit dem Thema "nicht zu spielen".

 16:37

Auch Vilimsky (FPÖ) fordert Reaktion der "EU-Spitzen"

Angesichts der Gewalteskalation in Spanien vor dem Hintergrund des katalanischen Unabhängigkeitsreferendums, sind jetzt die EU-Spitzen gefordert die Spanische Zentralregierung in Madrid zur Ordnung und Mäßigung zu rufen, erklärte am Sonntag Harald Vilimsky, freiheitlicher Delegationsleiter im Europaparlament und FPÖ-Generalsekretär.

Es sei ungeheuerlich, wie hier ohne Augenmaß gegen die eigene Bevölkerung vorgegangen werde. Wären die heute übertragenen Bilder aus Russland genommen - die Staats- und Regierungschefs der EU würden weitere Sanktionen verhängen, argumentierte Vilimsky.

 16:21

Grüner Europaparlamentarier Michel Reimon fordert EU-Kommission zum Handeln auf

Michel Reimon, Co-Delegationsleiter der Grünen im Europaparlament, sagte in einer Aussendung: "Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy lässt mit massivem Polizeiaufgebot friedliche BürgerInnen niederknüppeln. Das ist völlig inakzeptabel. Polizeigewalt kann kein politisches Problem lösen. Die EU-Kommission hat sich bisher nobel zurückgehalten und die eskalierende Krise ignoriert. Sie muss jetzt dringend eingreifen und beide Parteien an den Verhandlungstisch bringen, bevor es noch mehr Verletzte gibt.”

 16:05

Verwirrung um Barca-Match: Spiel findet doch statt - nur ohne Publikum

Das Spiel FC Barcelona gegen Las Palmas findet ohne Zuschauer statt. Das gab der katalanische Club wenige Minuten vor dem Anpfiff um 16.15 Uhr bekannt. Gleichzeitig verurteilte der Tabellenführer der spanischen Liga, dass Menschen in Katalonien an ihrem demokratischen Recht auf freie Meinungsäußerung gehindert wurden.

 16:04

Katalonien stimmt über Unabhängigkeit ab

Krawalle, Polizeigewalt und Verletzte sind die bisher traurige Bilanz des Tages.