"Beispielloser Moment im russischen Fernsehen"

Kreml-Propagandist in seiner Sendung bloßgestellt

22.11.2022

Wladimir Solowjow musste in seiner Sendung ungewöhnlich deutliche Kritik hinnehmen.

Zur Vollversion des Artikels
© Youtube
Zur Vollversion des Artikels

Kreml-Propagandist Wladimir Solowjow (59) wurde in seiner eigenen Sendung ungewöhnlich deutlich kritisiert. Zunächst wütete Solowjow wegen der jüngsten Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine: "Ist es uns in den Sinn gekommen, dass wir die Schusslinie an unsere Grenzen verlegen? Ich habe das schon 100 Mal gefragt, warum sagen wir nicht: Wenn ihr uns beschießt, wird Charkiw zerstört, vom Erdboden getilgt. Kiew wird zerstört." 

Der Kreml-Propagandist fordert die Vernichtung ukrainischer Städte – mit Widersprüchen seiner Sendungs-Gäste rechnet er offenbar nicht. Doch gleich zwei Gäste wetterten gegen die barbarischen Fantasien des Kreml-Hetzers. 

Kreml-Propagandist in seiner Sendung bloßgestellt

Am deutlichsten äußerte sich der frühere israelische Politiker und Diplomat Yacov Kedmi (75) gegen die Forderungen Solowjows. "Diese Worte, 'Kiew und Charkiw vom Erdboden zu tilgen', sollten nicht ausgesprochen werden, vor allem nicht in Russland", so Kedmi. 

"Es gab keine Kriege in der Geschichte, in denen die Bombardierung einer friedlichen Stadt, einer Zivilbevölkerung jemals zu irgendwelchen Ergebnissen auf dem Schlachtfeld geführt hat", sagt Kedmi.

Auch Filmregisseur Karen Schachnasarow (70) sorgte bei westlichen Beobachtern für Verblüffung – er kritisierte das russische Narrativ zum Ukraine-Krieg: "Es fühlt sich so an, als ob wir versuchen, eine Illusion zu schaffen, dass dies wirklich eine Operation ist. Aber dies ist keine Operation. In Wirklichkeit ist es ein großer Krieg."

"Beispielloser Moment im russischen Fernsehen"

Der französische Medienbeobachter Julien Pain sprach von einem "ganz beispiellosen Moment im russischen Fernsehen". "Während der Starmoderator darum bittet, Kiew und Karkiw von der Landkarte zu tilgen, wagt sich einer der Redner zu entgegnen, dass diese Äußerungen beschämend seien und ein Krieg nicht durch Massaker an Zivilisten gewonnen werde", erklärt Pain. 

US-Journalistin Julia Davis schrieb via Twitter von einem "seltenen Moment der Vernunft im russischen Staatsfernsehen".

Zur Vollversion des Artikels