Mehrfach Sirenen geheult

Schwere Explosionen erschüttern Kiew

02.03.2022

Mehrfach hätten die Sirenen geheult. Auch ein Berater des Innenministers sprach von einer heftigen Explosion.

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Kiew. Erneut gibt es Berichte über Explosionen in der ukrainischen Hauptstadt. Laut Medienberichten soll eine Rakete zwischen einem Hotel und dem Pivdennyi-Bahnhof eingeschlagen haben. "Kyiv Independent", ein "CNN"-Reporter, sowie "Bild"-Vize Paul Ronzheimer berichten von Explosionen. Mehrfach hätten die Sirenen geheult. Auch ein Berater des Innenministers sprach von einer heftigen Explosion.

 

 

 

Inzwischen berichtet ein Korrespondent der Nachrichtenagentur "Reuters", dass nach dem mutmaßlichen Raketeneinschlag nahe eines Kiewer Bahnhofs in der Stadt die Heizungen beziehungsweise die Warmwasserversorgung ausfallen könnten. Der Korrespondent beruft sich auf einen nicht näher genannten ukrainischen Offiziellen.

Rakete sollte Verteidigungsministerium treffen

Laut "Kyiv Independent" rührte die Explosion nahe des Bahnhofes von einer abgeschossenen Rakete her. Das Geschoss hätte eigentlich das Verteidigungsministerium treffen sollen, wurde aber von der ukrainischen Luftabwehr abgefangen. Trümmer stürzten dann auf eine Warmwasser-Versorgungsstation. 

 

 

 

Bereits seit Montag versucht die russische Armee um die ukrainische Hauptstadt einen Belagerungsring um die Millionenstadt zu errichten. Aber: Noch ist Kiew nicht eingekesselt. Allerdings ist die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten eingeschränkt.

"Nur gemeinsam sind wir stark, alleine sterben wir!"

Russland treibt die militärische Offensive in der Ukraine weiter voran, stößt aber nach wie vor auf heftigen Widerstand. Die Kämpfe konzentrieren sich auf die südukrainische Stadt Cherson und nach wie vor auf die zweitgrößte Stadt des Landes Charkiw im Nordosten. Auch die Hafenstadt Mariupol lag unter Beschuss, aus Kiew wurden vereinzelte Angriffe gemeldet. Der erwartete Großangriff der russischen Streitkräfte, die sich vor Kiew zusammengezogen haben, blieb noch aus.

"Wir brauchen Helme, wir brauchen Schutzwesten. Wir haben im Moment, glaube ich, genügend, Lebensmittel. Jetzt im Moment ist die Logistik gebrochen. Und die Produkte schnell ins Land zu bringen, ist schwierig. Deswegen haben wir unsere Freunde gebeten, uns bestimmte Produkte zu schicken", so Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew, gegenüber "Bild".

 "Wir schützen unsere Stadt um jeden Preis"

Vitali Klitschko betonte im Interview mit "Bild"-Vize Paul Ronzheimer in Kiew, dass die die Welt zur Ukraine stehen und entschlossen gegen Putin auftreten soll. Wladimir Klitschko fügt hinzu: "Wenn die Welt nicht zusammenrückt und gegen die russische Aggression, die gerade herrscht im ganzen Land, dann kann die Welt die Ukraine verlieren." Denn: "Jedes Geld, was Russland bekommt von der EU und der USA, stabilisiert seine Wirtschaft, stabilisiert seine Armee. Deswegen ab jetzt keine Kooperationen mehr mit Russland." 

Bereits kurz nach dem Kriegsbeginn hat der Tschetschenien-Machthaber Ramsan Kadyrow (45) angekündigt, dass er seine Truppen zur Unterstützung des russischen Militärs in die Ukraine schickt. Wie "Bild" berichtet, stehe die Privatarmee Kadyrows schon 50 Kilometer vor Kiew. Aufnahmen, die die "Kadyrowzy" kurz vor der ukrainischen Hauptstadt zeigen, machen in den sozialen Medien die Runde. Laut "Bild" sind die Clips bestätigt. Die Tschetschenen (mindestens 400) nähern sich von Norden.

Wladimir Putin hat den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow 2007 an der Spitze der autonomen Republik installiert. "Kadyrowzy" nennt sich die Privatarmee des Tschetschenien-Machthabers und ist 80.000 Mann stark.

Ukraine meldet den Tod von mehr als 2.000 Zivilisten

In dieser Zahl seien gestorbene Soldaten des Landes nicht inbegriffen, teilte der Rettungsdienst am Mittwoch bei Facebook mit. Unter den Toten seien auch zehn Rettungskräfte. Die UNO sprach zuletzt von 142 Toten. Mit Blick auf die andauernden Angriffe hieß es: "Jede Stunde kostet das Leben unserer Kinder, Frauen und Verteidiger."

Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ruft zu täglichen Protesten gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine auf. "Alexei Nawalny hat die Menschen aufgerufen, jeden Tag um 19.00 Uhr und am Wochenende um 14.00 Uhr gegen den Krieg zu protestieren", sagte seine Sprecherin Kira Jarmisch am Mittwoch.

"Wahnsinniger Zar"

"Lassen Sie uns wenigstens nicht zu einer Nation von verängstigten Schweigern werden", heißt es in einem im Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichten Aufruf. "Von Feiglingen, die so tun, als würden sie den aggressiven Krieg gegen die Ukraine nicht bemerken, den unser offensichtlich wahnsinniger Zar entfesselt hat."

Nawalny ist der prominenteste Gegner von Präsident Wladimir Putin in Russland. Er hatte 2020 einen Giftanschlag in Russland überlebt und war in Deutschland ärztlich behandelt worden. Bei der Rückkehr in seine Heimat Anfang 2021 wurde Nawalny festgenommen und zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft wegen des Verstoßes gegen Bewährungsauflagen verurteilt. Nawalny macht Putin persönlich für den Giftanschlag verantwortlich. Die Regierung in Moskau weist die Vorwürfe zurück. 

Russische Angriffe gehen weiter

Russland treibt die militärische Offensive in der Ukraine weiter voran, stößt aber nach wie vor auf heftigen Widerstand. Die Kämpfe konzentrieren sich auf die südukrainische Stadt Cherson und die zweitgrößte Stadt des Landes Charkiw im Nordosten. Auch die Hafenstadt Mariupol lag unter Beschuss, aus Kiew wurden vereinzelte Angriffe gemeldet. Die Verteidiger meldeten vereinzelte Erfolge. So sei die Siedlung Makariw westlich von Kiew zurückerobert worden.
 

 

Auch bei Horliwka im ostukrainischen Donbass sollen ukrainische Soldaten demnach Erfolge verbucht haben. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben zunächst nicht. In der Region Schytomyr sollen bei einem Luftangriff vier Menschen getötet und fünf verletzt worden sein. Ein US-Vertreter erklärte am Mittwoch, die Lage habe sich seit Dienstag nicht signifikant verändert. Russland habe seine Streitkräfte in der Ukraine etwas verstärkt und gehe aggressiver gegen Infrastruktur vor. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Beim Angriff auf Kiew seien die Russen "im Verzug".

Spital bombardiert

Zudem gab es durch Bombardements in diesem Zeitraum 112 Verletzte. Auch in anderen Städten gingen die Kämpfe weiter. Aus der ukrainischen Großstadt Schytomyr wurde am Dienstagabend ein Luftangriff gemeldet. Vermutlich Marschflugkörper des russischen Typs Kalibr hätten zahlreiche Wohngebäude beschädigt, außerdem ein Krankenhaus, meldete die Agentur Unian. Auf Videos, die in sozialen Netzwerken geteilt wurden, waren brennende Häuser und Rettungskräfte zu sehen. Schytomyr liegt rund 140 Kilometer westlich der Hauptstadt Kiew.

 

  

In Mariupol, einer Hafenstadt am Asowschen Meer, wurden am Dienstag mehr als 100 Menschen durch russischen Beschuss verletzt, sagte der Bürgermeister der Stadt, Wadim Bojtschenko, ukrainischen Medien zufolge.

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