Ukriane-Krise

Tote bei Gefechten im Donbass

04.05.2022

In der ostukrainischen Region Donezk sind infolge russischer Angriffe nach ukrainischen Angaben mindestens 21 Zivilisten getötet worden.

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© Getty Images (Symbolbild)
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 Weitere 27 wurden verletzt, teilte die Gebietsverwaltung am Dienstag in ihrem Telegram-Kanal mit. Zu zivilen Opfer sei es demnach vor allem in den umkämpften Städten Awdijiwka, Lyman und Wuhledar gekommen. Im benachbarten Gebiet Luhansk hat es laut dem Gouverneur Serhij Hajdaj um die Stadt Popasna schwerste Kämpfe gegeben.

Im westukrainischen Gebiet Lwiw führten russische Raketenangriffe nach Behördenangaben zu Stromausfällen. Drei Umspannwerke seien dabei beschädigt worden. Tote und Verletzte in bisher noch unbekannter Zahl gab es demnach bei Raketeneinschlägen im zentralukrainischen Gebiet Kirowohrad. Im Gebiet Winnyzja und bei der Hauptstadt Kiew hingegen seien die russischen Raketen abgeschossen worden.

Erstmals wurde auch das Gebiet Transkarpatien im äußersten Westen Ziel eines Raketenangriffs. Dabei sei ein Infrastrukturobjekt in den Bergen getroffen worden. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Die Behörden des Gebiets Odessa berichteten, eine russische Kampfdrohne abgeschossen zu haben.

Kiew meldete zudem neue russische Bodenangriffe im Donbass-Gebiet in der Ostukraine. Die russischen Truppen hätten demnach versucht, weiter von Norden her vorzustoßen, um die dort stationierten ukrainischen Truppen einzukesseln. Einzelne Einheiten aus Panzer-und Infanterietruppen sowie Fallschirmjäger führten entlang der Linie Isjum - Barwenkowe Angriffe durch, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Dienstag mit.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief unterdessen in einem Telefonat das russische Staatsoberhaupt Wladimir Putin dazu auf, die Kämpfe zu stoppen. "Ich habe Russland aufgefordert, seiner internationalen Verantwortung als Mitglied des UNO-Sicherheitsrats gerecht zu werden und diesen verheerenden Angriff zu beenden", teilte sein Büro nach dem Telefonat mit.

Zuvor hatte Putin die westlichen Staaten aufgefordert, ihre Waffenlieferungen an die Ukraine einzustellen. In dem Gespräch mit Macron warf der Kremlchef den ukrainischen Streitkräften Kriegsverbrechen vor, die von der EU "ignoriert" würden. Der Westen könne "dazu beitragen, diese Gräueltaten zu beenden", indem er Druck auf Kiew ausübe "sowie die Waffenlieferungen an die Ukraine stoppt", meinte Putin. Der Regierung in Kiew warf der Kremlchef vor, nicht "ernsthaft" an Gesprächen zur Beendigung des Konflikts interessiert zu sein.

Nach einer wochenlangen Tortur in den Bunkern des von Russland belagerten ukrainischen Stahlwerks Asowstal und in der Umgebung gelangten mehr als 150 Kinder, Frauen, Kranke und Ältere in die Freiheit. Ein von humanitären Helfern organisierter Konvoi, dem das russische Militär freies Geleit zugesagt hatte, erreichte aus Mariupol kommend am Dienstag die Stadt Saporischschja rund 230 Kilometer weiter nordwestlich. Viele Menschen hätten nach zwei Monaten in den Bunkern erstmals wieder Tageslicht gesehen, berichtete die Ukraine-Beauftragte des UNO-Nothilfebüros, Osnat Lubrani.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist erleichtert über die Rettung von 156 Zivilisten aus dem seit Wochen umkämpften Stahlwerk Azovstal und anderen Teilen von Mariupol. "Endlich sind diese Menschen in völliger Sicherheit", sagte er in seiner Videobotschaft vom Dienstagabend in Kiew. Die Evakuierung sei unter großen Mühen, mit langen Verhandlungen und der Hilfe verschiedener Vermittler vorbereitet worden. Selenskyj sagte, man bereite weitere Rettungsaktionen für die Eingeschlossenen vor. "Das ist kompliziert. Aber wir brauchen sie alle."

Das russische Militär wies Vorwürfe zurück, Zivilisten die freie Ausreise auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet zu verwehren. Seit dem 4. März öffneten die russischen Streitkräfte in Mariupol täglich "Fluchtkorridore ohne irgendwelche Einschränkungen für die Evakuierung von Zivilisten, in erster Linie Frauen, Kindern und älteren Menschen in jeder von ihnen gewählten Richtung", erklärte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium am Abend.

Die russische Militärführung antwortete damit auf eine Macron-Forderung, der von Putin gefordert hatte, den Evakuierten entsprechend internationalem Recht freie Wahl über ihren Zielort zu lassen. In der Vergangenheit hatte es mehrfach Berichte gegeben, dass Zivilisten aus der schwer zerstörten Hafenstadt am Asowschen Meer gegen ihren Willen nach Russland oder in die russisch kontrollierten Gebiete des Donbass verbracht wurden.

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