Fehler im Krieg

Ukraine-General erhebt schwere Vorwürfe gegen Präsident Selenskyj

01.12.2025

Der Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (47) nimmt weiter zu. 

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Nach dem jüngsten Korruptionsskandal im Umfeld seiner Regierung, der zur Entlassung seines Präsidialamtschefs Andrij Jermak (54) führte, rückt nun eine Kritik ins Zentrum, die Selenskyj besonders trifft: Die mangelnde Vorbereitung auf den russischen Großangriff im Frühjahr 2022.

Ausgesprochen wird sie von einem Mann, dessen Wort in der Ukraine Gewicht hat: Walerij Saluschnyj, Ex-Generalstabschef, Kriegsheld und heute Botschafter in London. In einem scharf formulierten Gastbeitrag für den britischen „Telegraph“ erhebt Saluschnyj schwerwiegende Vorwürfe gegen die damalige politische Führung in Kiew.

Der frühere Oberbefehlshaber schreibt unmissverständlich: „Die russische Armee vergrößerte rapide ihre Truppenstärke und Versorgung. Währenddessen geschah in der Ukraine das Gegenteil. Im Jahr 2021 wurde der Armee sogar weniger Geld zugeteilt als im Vorjahr.“

Der entscheidende Satz folgt unmittelbar: „Dadurch traf unser Militär die umfassende Invasion im darauffolgenden Jahr mit einem enormen Mangel an allem – von Personal bis zu Waffen.“

Zwischen den Zeilen steht ein klarer Vorwurf an den Präsidenten: Selenskyj habe Warnsignale ignoriert und zu wenig getan, um das Land auf den drohenden Angriff vorzubereiten. Genau diese Kritik hatte lange als Tabu gegolten, da die politische und gesellschaftliche Lage während des Krieges keinen Raum für interne Schuldzuweisungen ließ. Doch nach Jermaks Entlassung bricht dieses Schweigen auf.

Saluschnyi sehr beliebt

Saluschnyj genießt in der Ukraine große Popularität – und galt schon während seiner Amtszeit als möglicher politischer Rivale des Präsidenten. Besonders während der monatelangen Schlacht um Bachmut krachte es hinter den Kulissen: Der General drängte auf einen Rückzug, warnte vor massiven Verlusten. Selenskyj lehnte ab – aus Sorge um die internationale Unterstützung, sollte Bachmut fallen. Viele Militäranalysten sehen heute Saluschnyj im Recht.

Doch trotz seiner Kritik an der politischen Führung warnt der Ex-General gleichzeitig vor falschen Schlussfolgerungen – etwa einem hastigen Friedensdeal mit Moskau.

„Stellen wir uns zum Beispiel vor, Russland würde die Region Donezk vollständig besetzen. Der Krieg wäre dennoch nicht beendet“, schreibt er. Russland verfolge das Ziel, „den Zusammenbruch der Ukraine gleichzeitig auf militärischer, wirtschaftlicher und politischer Ebene herbeizuführen“.

Nur robuste Sicherheitsgarantien könnten die Ukraine davor schützen, erneut überfallen oder politisch destabilisiert zu werden, betont Saluschnyj. 

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