Umfrage
Ukrainer lehnen Russen-Bedingungen für Frieden mehrheitlich ab
15.12.2025Derzeit Verhandlungen in Berlin über amerikanischen Friedensvorschlag
Eine große Mehrheit der Ukrainer lehnt die russischen Bedingungen für ein Friedensabkommen ab. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie (KIIS) hervor. Demnach sind für drei Viertel der Befragten russische Forderungen nach Gebietsabtretungen, Verzicht auf Sicherheitsgarantien oder Obergrenzen für die ukrainische Armee völlig inakzeptabel.
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Ursprünglich haben die Amerikaner einen Friedensvorschlag gemacht, in dem weitgehend russische Forderungen übernommen wurden. Derzeit verhandeln in Berlin die USA und die Ukraine über Änderungen an diesem Konzept.
Der Umfrage zufolge wären 72 Prozent der Ukrainer zu einer Vereinbarung bereit, die die derzeitige Frontlinie als Grenze zwischen den ukrainischen und russischen Herrschaftsbereichen festlegt und einige Kompromisse enthält. 63 Prozent der Ukrainer sind demnach bereit, weiterzukämpfen. Nur neun Prozent glauben, dass der Krieg bis Anfang 2026 beendet sein wird.
Forderung nach Sicherheitsgarantien
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine europäischen Verbündeten fordern als Teil einer Vereinbarung Sicherheitsgarantien von den USA gegen einen erneuten russischen Angriff. Selenskyj hatte am Sonntag erstmals zugestanden, die Ukraine würde im Gegenzug den Wunsch nach einer Mitgliedschaft im westlichen Verteidigungsbündnis NATO aufgeben.
Das Vertrauen in die USA ist in der ukrainischen Bevölkerung jedoch stark gesunken. Nur noch 21 Prozent der Ukrainer vertrauen der Regierung von US-Präsident Donald Trump verglichen mit 41 Prozent im Dezember des Vorjahres. Das Vertrauen in die NATO sank im gleichen Zeitraum von 43 auf 34 Prozent. "Wenn die Sicherheitsgarantien nicht eindeutig und verbindlich sind, werden die Ukrainer ihnen nicht trauen, und das wird die allgemeine Bereitschaft zur Zustimmung zu dem entsprechenden Friedensplan beeinträchtigen", schrieb der geschäftsführende Direktor des KIIS, Anton Hruschezkyj.
Vertrauen in Selenskyj bei 61 Prozent
Trump drängt die Ukraine zu einem schnellen Friedensschluss in dem fast vier Jahre andauernden Krieg, während Russlands größere und besser bewaffnete Armee auf dem Schlachtfeld langsam vorrückt. Trump hat zudem seine Forderung nach Wahlen in der Ukraine erneuert, die nach dem Kriegsrecht verboten sind. Nur neun Prozent der Ukrainer wünschen sich eine Wahl vor dem Ende der Kämpfe. Das Beharren Trumps auf Wahlen werde von der Öffentlichkeit als Versuch gewertet, das Land zu schwächen, so Hruschezkyj.
Das Vertrauen in Selenskyj, dessen erste Amtszeit im vergangenen Jahr endete, liegt nach einem Einbruch infolge eines Korruptionsskandals wieder bei 61 Prozent. Die Umfrage wurde zwischen Ende November und Mitte Dezember unter 547 Befragten in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten vorgenommen.