Brasilien

Polizei sperrte Mädchen in Männerzellen

25.11.2007

Just am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen muss sich Brasilien mit Fällen sexueller Nötigung von weiblichen Inhaftierten auseinandersetzen.

Zur Vollversion des Artikels
© Reuters
Zur Vollversion des Artikels

Ein Gefängnis-Skandal erschüttert derzeit Brasilien. Drei Wochen lang musste ein fünfzehnjähriges Mädchen eine Gefängniszelle als einziger weiblicher Häftling mit 20 Männern teilen. Der Teenager durchlebte dabei ein Martyrium: Sie wurde immer wieder vergewaltigt. Das Mädchen sagte zudem, sie habe sich ihr Essen durch Sex verdienen müssen.

Anonyme Anzeige
Eine anonyme Anzeige brachte den unglaublichen Missstand ans Licht. Erste Ermittlungen ergaben, dass sich im betroffenen Bundesstaat Pará im Nordosten Brasiliens weitere vier inhaftierte Frauen in derselben prekären Situation befinden.

Sofortmaßnahme
Die Gouverneurin von Pará, Ana Julia Carepa, erinnerte laut der Tageszeitung Diário do Pará vom Sonntag daran, dass es strikt verboten sei, Frauen und Jugendliche gemeinsam mit Männern in Haft zu halten. „Ich bin schockiert, als Frau und als Gouverneurin. Wir brauchen dringend neue Frauengefängnisse“, sagte Carepa. Sie forderte den brasilianischen Staatspräsidenten Luiz Inácio Lula da Silva auf, sich in den „Skandal von Pará“ einzuschalten. Das Mädchen war nach einem vergleichsweise harmlosen Diebstahlsdelikt in der Stadt Abaetetuba von der Exekutive verhaftet und in die Männer-Zelle gesteckt worden. Die Polizeikommandatur der 140.000-Einwohner-Stadt im Urwald Amazoniens verteidigte ihr Vorgehen mit dem Hinweis, das Mädchen besitze zwei verschiedene Geburtsurkunden und sehe zudem aus wie 19.

Staatsaffäre
Eine Untersuchungskommission aus der Bundeshauptstadt Brasilia soll am 28. November in Abaetetuba eintreffen. „Wir werden die Situation der Polizeistationen und der Gefängnisse im ganzen Bundesstaat genau durchleuchten“, erklärte Kommissionsvorsitzende Luíza Erundina im Gespräch mit dem Sender Radiobrás. Es handle sich um einen „skandalösen Fall von Menschenrechtsverletzung.“ (muw)

Zur Vollversion des Artikels