Ausschreitungen

Polizist bei sizilianischem Derby getötet

02.02.2007

Nach dem Mord an einem italienischen Polizisten auf Sizilien steht Italiens Fußball still. Alle Spiele abgesagt, Regierung plant Krisensitzung.

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© EPA/ORIETTA SCARDINO
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Bilder der Ausschreitungen:

 

Italiens Fußball steht seit Freitagabend still. Ein toter Polizist, ein zweiter in Lebensgefahr und 71 Verletzte ist die traurige Bilanz der schweren Ausschreitungen am Rande des sizilianischen Derbys zwischen Catania Calcio und US Palermo. Noch am Freitag wurden vom italienischen Fußball-Verband (FIGC) sämtliche Liga-Spiele am Wochenende sowie das Länderspiel des Weltmeisters am Mittwoch gegen Rumänien abgesagt.

Krisensitzung
Die Regierung kündigte nun für Montag eine Krisensitzung an, in der über Wege aus der Gewalt beraten werden soll. "Wir müssen eine klare Botschaft aussenden, um diese Entartung des Sports zu stoppen, die unglücklicherweise so oft passiert", hieß es in einer ersten Erklärung von Ministerpräsident Romano Prodi.

Polizisten vom Fußball abgezogen?
Innenminister Giuliano Amato drohte, dass er keine Polizisten mehr in die Stadien entsenden werde. "Unter diesen Bedingungen werden wir nicht mehr für die Sicherheit der Matches sorgen. Das Leben der Polizisten darf nicht aufs Spiel gesetzt werden", sagte Amato. Die Polizeigewerkschaft Silp drohte mit Streik und machte die Klubs für den Tod des Polizisten verantwortlich. Sie würden nicht genug unternehmen, um Hooligans zu isolieren.

Gewerkschaft fordert ein Jahr Pause
Drastische Maßnahmen forderte der Präsident der italienischen Spielergewerkschaft AIA, Sergio Campana. Er stand für einen einjährigen Stopp der Meisterschaft ein. "Die Italiener müssen die Ernsthaftigkeit der Dinge begreifen. Hier ist jedes Maß überschritten worden", meinte Campana. Jeden Sonntag gäbe es Ausschreitungen, die Lage habe sich in den vergangenen Monaten verschlechtert.

Obduktion angeordnet
Die Staatsanwaltschaft von Palermo ordnete die Obduktion der Leiche des 38-jährigen Polizisten, Filippo Raciti, an, der bei den Krawallen vor dem Stadion Angelo Massimino in seinem Dienstwagen sitzend von einem Sprengkörper im Gesicht getroffen wurde. Kritisch ist noch der Zustand eines weiterer Polizisten, der mit schweren Verletzungen ins Spital eingeliefert wurde. Er war bei den Tumulten von einem Motorrad überfahren worden.

Neun Ultras verhaftet
In der Nacht auf Samstag wurden Dutzende von Ultras der beiden Klubs von der Polizei verhört. Neun Catania-Ultras, darunter vier Minderjährige, wurden festgenommen. Sie werden für die Krawalle, aber nicht für den Tod des Polizisten verantwortlich gemacht. Nach ersten Ermittlungen wurden die Ausschreitungen von Catania-Fans ausgelöst, die Palermo-Ultras mit Knallkörpern und Steinen angegriffen hatten. Die Staatsanwaltschaft leitete Untersuchungen ein.

Catania-Präsident zurückgetreten
Der Präsident des sizilianischen Fußball-Erstligisten Catania, Antonino Pulvirenti, hat nach dem Tod des Polizisten Filippo Raciti am Rande des Derbys gegen Palermo am Freitagabend seinen Rücktritt angekündigt. "Der Klub muss weiterleben, doch nach diesen Ereignissen kann ich nicht mehr weitermachen", sagte Pulvirenti.

Sein Klub hätte alles unternommen, um gewalttätige Ultras zu isolieren. "Wir tun das Mögliche. Unser Klub wurde kürzlich bei einem Gipfel über Sicherheit in den Stadien als beispielhaft bezeichnet", versicherte Pulvirenti, der vor drei Jahren Catania Calcio erworben hatte. Innerhalb von zwei Jahren führte er Catania in die Serie A, in der die Sizilianer seit 1983 gefehlt hatten.

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