Zu brutal

Schule muss Kruxifix abhängen

14.12.2006

Eklat in einer bayrischen Schule: Ein Kruzifix mit dem gekreuzigten Jesus war Eltern zu brutal. Jetzt muss es weg. An die Stelle treten bunte Kreuze aus Tansania mit Fischen und Regenbögen.

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Elf Jahre nach dem umstrittenen Kruzifix-Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe ist ein neuer Konflikt um Kreuze in Bayerns Klassenzimmern mit einem Kompromiss beigelegt worden. In einer Schule in Baldham (Landkreis Ebersberg) werden Kruzifixe mit der Darstellung des gekreuzigten Jesus entfernt. Sprecher Ludwig Unger vom bayerischen Kultusministerium bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Münchner Merkur. Ein Elternpaar hatte an der als zu brutal empfundenen Kreuzigungsdarstellung Anstoß genommen. Stattdessen werden nun bunte Kreuze aus Tansania mit Fischen oder Regenbögen aufgehängt.

Kreuz ohne Körper
Beim Erzbischöflichen Ordinariat in München werden keine Probleme mit der Baldhamer Regelung gesehen. "Es gibt ganz viele Schulen, in denen Kreuze ohne den Korpus von Christus hängen", sagte Ordinariatssprecher Winfried Röhmel am Donnerstag der dpa in München. "Wir haben keine Situation, dass Jesus aus Schulen verbannt wird." Es gebe nicht eine Form als allgemein gültiges Symbol des Kreuzes. "Im Laufe der Jahrhunderte hat die Kreuzesdarstellung vielmehr ganz unterschiedliche Formen gezeigt."

Kruzifix-Urteil
Das Bundesverfassungsgericht hatte 1995 die staatliche Anordnung in der bayerischen Volksschulordnung zur Anbringung von Kreuzen als verfassungswidrig aufgehoben. Die Regelung verstoße gegen das Grundrecht auf Religionsfreiheit und die staatliche Neutralitätspflicht, befanden die Karlsruher Richter und lösten damit einen Sturm der Entrüstung im stark katholisch geprägten Bayern aus. Wenig später demonstrierten in München rund 25.000 Menschen, darunter auch Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), gegen das Urteil der Verfassungsrichter.

Fixer Platz über Tür
Im Dezember 1995 beschloss der Bayerische Landtag mit den Stimmen der CSU-Mehrheit und gegen die Stimmen von SPD und Grünen ein Kruzifixgesetz. Es schreibt auch nach dem Karlsruher Urteil Kreuze vor, enthält aber erstmals eine Regelung zum Umgang mit Konfliktfällen. Vereinzelt hatten in den Jahren danach hin und wieder Lehrer oder Eltern die Abnahme von Kreuzen in ihren Klassenzimmern verlangt. Grundsätzlich hat das Kreuz aber seinen festen Platz an Bayerns Schulen behalten - meistens hängt es über den Türen der Klassenzimmer.

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