Mit 91 Jahren
Studieren im Ausland: "Erasmus"-Erfinderin gestorben
19.10.2025Die italienische Erziehungswissenschafterin Sofia Corradi, Initiatorin des erfolgreichen EU-Austauschprogramms "Erasmus", ist im Alter von 91 Jahren in Rom gestorben.
Das berichteten italienische Medien am Samstag unter Berufung auf ihre Familie. Ihre Angehörigen würdigten die Professorin der Pädagogik demnach für ihre "große Energie und intellektuelle wie emotionale Großzügigkeit".
Das EU-Programm "Erasmus" unterstützt Studenten und Uni-Lehrpersonal auf dem Weg ins Ausland und hilft, Praktika in Unternehmen zu finanzieren. Es begann 1987 auf Initiative Corradis, die sich fast zwei Jahrzehnte lang dafür stark gemacht hatte. In Italien ist sie daher auch als "Mamma Erasmus" bekannt. Sie möge diesen Spitznamen sehr, sagte sie kürzlich. "Es erinnert mich an die alten Familienrestaurants mit Namen wie "Mamma Teresa" oder "Mamma Rosa"".
Erasmus-Programm
Mehr als 16 Millionen Menschen haben das Programm bisher genutzt. Dieses mache die Teilnehmer zu besseren Menschen, weil es ein vollständiges Eintauchen in eine andere Kultur ermögliche, sagte die Römerin Corradi kürzlich.
Ihre Initiative ging auf eine eigene, weniger gute Erfahrung zurück: Während ihrer Studienzeit in Rom bekam sie seinerzeit die Möglichkeit, als Fulbright-Stipendiatin für ein Jahr an die Columbia University in New York zu gehen. Doch als sie zurückkehrte, weigerte sich ihre Hochschule, die dort abgelegten Prüfungen anzuerkennen. Sie fühlte sich nach ihren Worten damals so gedemütigt, dass sie sich schwor, Studienaufenthalte im Ausland für künftige Generationen einfacher zu machen. So entstand die Initiative für das "Erasmus"-Programm.
Ab Ende der 1960er-Jahre begann Corradi, auf politischer und akademischer Ebene für ein europäisches Austauschprogramm zu werben. Sie arbeitete als wissenschaftliche Beraterin bei der italienischen Rektorenkonferenz und brachte die Idee in zahlreiche internationale Konferenzen und Hochschulnetzwerke ein. Dabei überzeugte sie Schritt für Schritt Hochschulen, Bildungspolitiker und EU-Institutionen von der Notwendigkeit eines solchen Programms.
Italiens Außenminister Antonio Tajani würdigte Corradi in einer Erklärung für ihr Lebenswerk. Ihr sei "die Geburt der Generation Europa" zu verdanken, sie habe "das Leben von Millionen junger Menschen inspiriert, die gereist sind, studiert haben und verschiedene Kulturen kennengelernt haben", so Tajani.