"Schrottreaktor"

Temelin meldet wieder Panne im ersten Block

20.10.2008

In dem AKW wird es für Atomgegner dramatisch: Sie sehen Risse am Maschinengebäude, ein technisches Desaster und ernste Probleme.

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Im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin ist wieder eine Panne zu verzeichnen. Bei den Tests im ersten Block nach einer zweieinhalbmonatigen Pause wurde ein Problem an dem Durchfluss-Teil eines Niederdruck-Teils der Turbine festgestellt. Demnächst wird der betroffene Teil der Turbine geöffnet, um die Ursache festzustellen und Reparaturen vorzunehmen.

Austausch und Reparatur
Der erste Block war planmäßig seit Ende Juli außer Betrieb. In der Pause wurde ein Viertel der Brennstäbe ausgetauscht. Die Pause dauerte um gut eine Woche länger als vorgesehen, weil zwei von drei Systemen, welche die Wärme aus dem Reaktorblock abführen sollen, repariert werden mussten.

Schrottreaktor wird ausgebaut
Temelin wird unter anderem von österreichischen Atomgegnern als "Schrottreaktor" bezeichnet, weil das AKW westlichen Sicherheitsstandards nicht entspreche und es wirklich häufig zu Störfällen kommt. Der tschechische Energiekonzern CEZ plant trotzdem schon den Bau zweier weiterer Reaktoren und hat kürzlich ein Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahren eingeleitet.

"Risse am Maschinengebäude"
Die Abschaltung von Block 1 durch einen neuerlichen Turbinenschaden bestätigt für die Temelin-Gegner die Mängel an dem Meiler. "Die Vibrationen der Turbinen, die schon Risse am Maschinengebäude verursacht haben, konnten offensichtlich nicht in den Griff bekommen werden", kritisiert Manfred Doppler vom "Anti Atom Komitee".

"Ernsthaftes Problem"
Diese Vibrationen seien ein ernsthaftes Problem, weil sie auch negative Auswirkungen auf die Hochdruckleitungen haben können, die ohnehin einen gravierenden Sicherheitsmangel darstellen, der entgegen den Vereinbarungen im Melker Abkommen bis heute nicht beseitigt wurde, meint Doppler. Ein Versagen dieser Hochdruckleitungen könne einen schweren Unfall zur Folge haben.

"Technisches Desaster"
Auch aus Oberösterreich kommt harsche Kritik. Der Anti-Atom-Beauftragte des Landes, Radko Pavlovec, sieht ein "technisches und ökonomisches Desaster". Es sehe derzeit so aus, als könnten diese Turbinen nicht mehr repariert werden. Die Plattform atomstopp_oberoesterreich warnt vor einem "Sicherheitsrisiko". Genauso wie die Grünen. Alle Kritiker verlangen Aktivitäten von der Bundesregierung, insbesondere von ÖVP-Umweltminister Josef Pröll.

Pühringer gegen Ausbau
Oberösterreichs ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer will auf rechtlicher und politischer Ebene weiterhin Druck machen. Vor allem den geplanten Ausbau des Atommeilers will er verhindern. Pühringer findet dieses Projekt "völlig unverständlich".

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