Bergdorf eingekreist

Versteck der entführten Deutschen im Jemen entdeckt

15.12.2008

Rivalisierende Stämme liefern sich teils blutige Streitigkeiten im Jemen. Jetzt gerieten drei Deutsche zwischen die Fronten - und wurden entführt.

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Die Polizei im Jemen hat das Versteck ausfindig gemacht, in dem die am Sonntag verschleppte deutsche Familie festgehalten wird. Das sagte ein Beamter des Innenministeriums in der Hauptstadt Sanaa am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Das Haus in der östlich von Sanaa gelegenen Ortschaft Nabaah sei bereits eingekreist worden. "Sicherheitskräfte haben das Haus isoliert und alle Zufahrten gesperrt." Ein Angriff sei aber mit Rücksicht auf die Sicherheit der drei Geiseln nicht geplant, verlautete aus diplomatischen Kreisen. Die jemenitischen Behörden hätten zugesichert, keine gewaltsame Befreiung zu versuchen, hieß es.

"Keine Angst"
Die arabische Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" berichtete am Dienstag, die während eines Ausflugs zusammen mit ihren Eltern verschleppte deutsche Architektin Julia T. habe in einem Telefonat mit der Zeitung erklärt, es gehe ihr gut. Sie und ihre Eltern hätten keine Angst, weil sie den Jemen gut kennen. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass die Entführer das Telefonat zwischen den Journalisten und der Geisel mit anhörten.

Seit 10 Jahren im Jemen
Die Architektin arbeitet seit zehn Jahren im Jemen. In einem Projekt der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der lokalen Behörden hatte sie sich um den Erhalt historischer Gebäude gekümmert. Einer der Geiselnehmer sagte im Telefongespräch mit "Al-Sharq al-Awsat", alle früheren Versuche seines Clans, eine Einigung mit der Regierung zu erzielen, seien "in einer Sackgasse geendet". Deshalb habe seine Familie nun die Ausländer entführt.

Die Geiselnehmer vom Stamm der Bani Dhabian hatten die drei Deutschen außerhalb der Stadt Radaa in ihre Gewalt gebracht, um die Freilassung von zwei Mitgliedern ihres Clans zu erzwingen. Der Sohn und der Bruder des Anführers der Entführerbande, Abdu-Rabu Saleh al-Tam, sitzen wegen der Entführung von fünf jemenitischen Ingenieuren im vergangenen Jahr im Zentralgefängnis von Sanaa. Der Clan hatte die Ingenieure sechs Monate lang festgehalten. Für die Freilassung der drei Deutschen verlangt Al-Tam von der Regierung dem Vernehmen nach außerdem 40 Millionen Riyal (rund 160.000 Euro) Entschädigung für ein Grundstück in Sanaa, da sich die Familie nach einem Geschäft betrogen fühlt.

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