Chaos in Mogadischu

20 Tote bei Anschlag in Somalia

03.08.2008

Somalia im Chaos: In Mogadischu explodierte eine Bombe - und riss mindestens 20 Menschen in den Tod. Die Opfer sind Straßenfegerinnen.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Ungeachtet eines UNO-Appells zu Frieden und Zusammenarbeit in Somalia sind am Sonntag in Mogadischu 20 Frauen bei der Explosion einer Bombe getötet worden. Mindestens 45 Frauen und Kinder wurden verletzt, einige davon schwer. Augenzeugen berichteten, die Opfer seien Straßenfegerinnen, die an einer der Hauptstraßen Mogadischus gerade mit der Arbeit begonnen hätten. Die Bombe war in einem Abfallhaufen versteckt.

Guerillakrieg
In der Nähe des Explosionsortes ist eine Kaserne äthiopischer Soldaten, die Anfang 2007 die Truppen der Übergangsregierung beim Sturz der Union der Islamischen Gerichte unterstützt hatten. Seitdem führen islamistische Rebellen einen Guerillakrieg gegen die Regierungstruppen und ihre äthiopischen Verbündeten.

Der UNO-Sonderbeauftragte für Somalia, Ahmedou Ould-Abdallah, hatte erst am Samstag die Konfliktparteien des Krisenstaates zur Zusammenarbeit und Fortsetzung des Friedensprozesses aufgerufen. In einer in der kenianischen Hauptstadt Nairobi herausgegebenen Erklärung zeigte er sich besorgt über die anhaltende Gewalt in Mogadischu, ungeachtet eines im Mai vereinbarten Friedensabkommens zwischen der Übergangsregierung und der Allianz der islamischen Opposition. Ould-Abdallah erinnerte daran, dass die Regierungsdauer der Übergangsverwaltung nur noch weniger als ein Jahr dauern werde.

Elf Minister zurückgetreten
Die Übergangsregierung in Somalia geriet unterdessen in eine schwere Krise: Elf Minister reichten am Samstag ihren Rücktritt ein, unter ihnen der Verteidigungs- und der Außenminister sowie der Minister für den nationalen Versöhnungsprozess. Sie begründeten ihren Rückzug mit eigenständigen Entscheidungen von Regierungschef Nur Hassan Hussein, der in der vergangenen Woche den Bürgermeister von Mogadischu entlassen hatte, ohne sich mit seinem Kabinett zu beraten.

"Die Behörden sollten sich auf den Friedensprozess konzentrieren", sagte Ould-Abdallah. Regierung und Opposition müssten sich "vorwärtsbewegen, um sicherzustellen, dass die (Friedens-)Vereinbarung sobald wie möglich umgesetzt wird". Mehrere radikalislamische Rebellengruppen hatten sich von dem Friedensabkommen, das eine 90-tägige Feuerpause und einen Zeitplan für den Abzug der äthiopischen Truppen vorsieht, distanziert.

Islamische Fraktionen bekämpfen die äthiopische Militärpräsenz in Somalia. Die Übergangsregierung ist jedoch vollständig von der Hilfe des Nachbarlandes Äthiopien abhängig, dessen Truppen Ende 2006 die bis dahin von islamischen Milizen kontrollierte Hauptstadt eingenommen hatten. Allein im vergangenen Jahr wurden nach Angaben internationaler Hilfs- und Menschenrechtsorganisation rund 6000 Zivilisten bei Kämpfen in Somalia getötet.

Zur Vollversion des Artikels