US-Folterskandal
Abu-Ghraib-Soldatin England beschuldigt Rumsfeld
18.03.2008
Politiker soll von Misshandlungen in irakischem Gefängnis gewusst haben - Zu drei Jahren Haft verurteilt.
Die US-Soldatin Lynndie England, die mit Misshandlungsfotos aus dem irakischen Gefängnis Abu Ghraib bekannt wurde, hat schwere Vorwürfe gegen den damaligen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erhoben. "Ich bin immer noch davon überzeugt, dass auch Rumsfeld alles wusste", sagte die 25-Jährige dem Magazin "Stern" laut Vorabmeldung vom Dienstag. Er sie während ihrer Dienstzeit auch in Abu Ghraib gewesen. "Wie soll er nicht davon gewusst haben?"
"Die Gefangenen waren schon nackt"
Ihre
Militärpolizei-Einheit habe bei ihrer Ankunft im Jahr 2003 nur fortgesetzt,
was in dem Gefängnis anscheinend üblich gewesen sei, wurde England zitiert.
"Als wir im September eintrafen, waren die Gefangenen schon nackt, sie
trugen schon Frauenunterwäsche, sie waren schon in Stresspositionen gebracht
worden. Das lief schon eine ganze Weile so in Abu Ghraib, lange vor uns. Wir
übernahmen diese Praktiken von unseren Vorgängern."
"Ich tat, was ich tun musste"
England sagte dem Magazin
zufolge, sie habe sich bei ihren Taten nicht richtig schuldig gefühlt, weil
sie Befehle ausgeführt habe. "Weil ich tat, was ich tun musste."
Lynndie - eine Gefangene der Fotos
Dem Bericht zufolge lebt
England heute wieder in ihrem Heimatort Fort Ashby im Staat West Virginia.
Sie sei arbeitslos und noch immer eine Gefangene der Fotos: "Ich kann
nirgendwo hingehen, weil mich alle erkennen. Jeder erkennt mein Gesicht und
meine Stimme. Ich habe mein Haar gefärbt, aber trotzdem hat mich jeder
erkannt. Mich erkennen sie sogar, wenn ich Hut und Sonnenbrille trage",
sagte England.
Lächelnd auf Genitalien deutend
Die im Jahr 2004
veröffentlichten Fotos von Demütigungen der Gefangenen sorgten weltweit für
Empörung. Auf den Bildern ist unter anderen England zu sehen, wie sie
lächelnd auf die Genitalien eines Häftlings zeigt und einen Gefangenen an
einer Hundeleine führt. Wegen sechs Misshandlungsfällen wurde England zu
drei Jahren Haft verurteilt und nach Verbüßung der Hälfte im März 2007 aus
einem Militärgefängnis in San Diego entlassen.