Polen
Bildungsminister will Schuluniformen
12.12.2006
Der polnische Bildungsminister Roman Giertych von der national-katholischen LPR will Schuluniformen im kommenden Jahr zur Pflicht machen.
"Es muss Schluss sein mit der Modeschau an Schulen", sagte Giertych vor Journalisten. Jugendliche sollten sich mehr mit ihrer Schule identifizieren. Der Vorstoß ist auch eine Reaktion der LPR auf Berichte über sexuelle Belästigungen und Gewalt an Schulen.
Bildungsminister will Gesetz
Bisher hatte das
Bildungsministerium nur davon gesprochen, den Schulen die Möglichkeit zur
Einführung von Uniformen zu geben. Giertych möchte dies jetzt per Gesetz
durchsetzen. Beim großen Koalitionspartner, der rechtsliberalen PiS (Recht
und Gerechtigkeit), stößt diese strengere Variante des Gesetzesentwurfs auf
Skepsis. "Dieses Projekt ist nicht durchführbar: Wie sollten wir
Schüler bestrafen, die sich weigern, die Uniformen zu tragen?"
hieß es von PiS-Seite gegenüber der Tageszeitung "Rzeczpospolita".
Finanzierung ist Problem
Ein weiteres Problem ist die
Finanzierung. Ärmeren Familien solle bei der Anschaffung der Uniform
geholfen werden, so der Minister. Aber schon jetzt sind weitere Pläne
Giertychs für das kommende Jahr nicht durch den Haushalt gedeckt, wie etwa
die angekündigte Gehaltserhöhung für Lehrer um sieben Prozent. "Die
Gehaltserhöhung ist eine Fiktion, ein Marketingtrick", erklärte
der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft ZNP, Slawomir Broniarz, in der
Zeitung "Gazeta Wyborcza".
Nach dem Selbstmord einer 14-jährigen Schülerin in der nordpolnischen Stadt Danzig (Gdansk) im Oktober, die zuvor von Mitschülern sexuell misshandelt worden war, sind immer mehr ähnliche Fälle an die Öffentlichkeit gekommen. Als erste Maßnahme gegen diese Gewalt hatte die Regierung beschlossen, dass Gruppen aus Vertretern von Polizei, Schulaufsicht und Staatsanwaltschaft jede Schule besuchen und überprüfen sollten.