Demokraten

Clinton und Obama proben das Duett

16.01.2008

Die Rivalen signalisierten im TV den Willen zur Zusammenarbeit. Ist eine gemeinsame Kandidatur geplant?

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© EPA/ANDREW GOMBERT
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Gestärkt von ihrem Überraschungssieg in New Hampshire kanzelte die Kandidatin ihren Gegner ohne Nachsicht ab. Es mangle ihm an Kompetenz und Weitblick, urteilte Hillary Clinton, seine Politik sei geradezu "armselig". Nicht dem parteiinternen Rivalen Barack Obama galt diesmal freilich ihre Schelte, sondern dem Präsidenten, um dessen Nachfolge beide sonst so erbittert streiten: George W. Bush.

Lob von Clinton: Obama sei inspirierend
Für Obama hatte Clinton in der TV-Debatte der demokratischen Kandidaten am Dienstagabend in Las Vegas viel Lob übrig, er sei "inspirierend" und habe Tiefgang. Der US-Wahlkampf tritt in die nächste Phase: Nach bitterem internen Streit besinnen sich die Demokraten auf den eigentlichen Gegner, Bushs Republikaner.

"Weder Hautfarbe noch Geschlecht sollten im Wahlkampf eine Rolle spielen"
In den Tagen zuvor war der Schlagabtausch zwischen Anhängern von Clinton und Obama gefährlich eskaliert. Clinton musste sich gegen den Vorwurf wehren, die Leistungen des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King in einem TV-Interview herabgewürdigt zu haben. Aus Obamas Lager war gezielt Kritik an Clinton lanciert worden, Clintons Lager reagierte mit Spitzen gegen Obama, über alles legte sich der giftige Vorwurf des Rassismus - eine Belastungsprobe für die Demokratische Partei. Gleich zu Beginn der Debatte stellte Clinton klar: "Senator Obama und ich stimmen überein, weder Hautfarbe noch Geschlecht sollten im Wahlkampf eine Rolle spielen." Obama erwiderte knapp: "Das hat Hillary gut gesagt."

Kandidaten selbst erschrocken über Auseinandersetzung
In dem von schrillen persönlichen Vorhaltungen geprägten US-Wahlkampf bot die TV-Debatte ein faszinierendes, weil seltenes Schauspiel: Die Kandidaten wirkten so, als seien sie selbst ein wenig erschrocken über die Schärfe der jüngsten Auseinandersetzung. In den Wahlkampfteams gebe es "übereifrige und manchmal unkontrollierbare" Mitarbeiter, die sich gelegentlich im Ton vergriffen, sagte Clinton entschuldigend. Obama nahm vor den Fernsehkameras eine Aussage der vergangenen Woche zurück, in der er flapsig Zweifel an Clintons Liebenswürdigkeit geäußert hatte: "Das tut mir absolut leid", sagte er. "Es kam anders raus, als ich es gemeint habe."

Beide Kandidaten gleichauf
Das gegenwärtige Unentschieden im Wahl-Duell zwischen Clinton und Obama heizt den Kampfgeist unweigerlich an: Obama hatte die Vorwahl in Iowa gewonnen, Clinton die in New Hampshire, und am Samstag steht in Nevada die dritte Abstimmung bevor. Doch angesichts der guten Siegeschancen bei der Präsidentenwahl im November wollen die parteiinternen Rivalen um die Spitzenkandidatur auf eine unappetitliche Selbstzerfleischung erst einmal verzichten. In einem geschickten Schachzug schlug Clinton ihrem Senatskollegen Obama in der TV-Debatte sogar die Ausarbeitung eines gemeinsamen Gesetzesentwurfs vor, der Bushs Gestaltungsspielraum in der Irak-Politik einschränken soll. "Daran können wir gemeinsam arbeiten, Hillary", entgegnete Obama überrascht.

Gemeinsame Kandidatur?
Vielleicht bahnte sich hier schon jene Konstellation an, von der viele US-Demokraten träumen: Clinton als Spitzenkandidatin, Obama als Kandidat für die Vizepräsidentschaft. In der Debatte von Las Vegas fand die frühere First Lady jedenfalls wieder zu jener präsidialen Gelassenheit zurück, die sie nach der Niederlage gegen Obama in Iowa kurzzeitig verloren hatte. "Sie tritt auf, als wäre sie schon die Spitzenkandidatin", bemerkte Moderator Chris Matthews hinterher.

Clinton will Gesundheitsreform und Truppenabzug
In ruhigem Ton sprach Clinton über ihren Plan zur Gesundheitsreform, zum Rückzug der Truppen aus dem Irak und zur Ankurbelung der Wirtschaft. Innerhalb weniger Wochen ist die Rezessionsangst in den USA zum Wahlkampfthema Nummer eins geworden. Clinton könnte dabei von der Erinnerung an die erfolgreiche Wirtschaftspolitik ihres Mannes Bill profitieren.

Obama warnt vor Angstmache
Die einzige wirklich scharfe Reaktion von Obama rief sie hervor, als sie die Gefahr eines neuen Terroranschlags heraufbeschwor, dem nur ein Präsident mit jahrzehntelanger Erfahrung wie sie gewachsen sein könnte. "Jetzt beschwört sie das Gespenst eines neuen Anschlags, nur um politisch zu punkten", sagte Obama genervt.

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