Internet als Gefahr

Das Jahr des Hightech-Terrors

30.12.2010

Steigende Terrorgefahr durch kleine Gruppen von Radikalen, die online planen.

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© EPA
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In Kopenhagen wurde eine Attacke in letzter Sekunde verhindert, in England war ein Blutbad zu Weihnachten geplant, in Stockholm explodierte vor drei Wochen eine Bombe: Die Terror-Gefahr in Europa steigt. 2011 droht eine ganz neue Gefahr, warnen Experten: Eine neue Generation von Terroristen lebt oft jahrelang still mitten unter uns – und wird über Internet immer stärker radikalisiert. Online vernetzen sich die losen Gruppen, und irgendwann werden blutige Pläne in die Realität umgesetzt – der Terror 2011 wird mit Hightech geplant.

Dunkelziffer
Auch in Österreich ticken mehr als zehn solche Zeitbomben – die Dunkelziffer könnte weit höher sein. Völlige Sicherheit gibt es laut Experten nirgendwo. Nahost-Experte Udo Steinbach: "Die Kluft zwischen den Kulturen wird größer. Das ist eine echte Gefahr. Auch in Österreich.“

Terror 1: Athener City von Bombe erschüttert

Terror-Schock in Athen kurz vor Silvester: Autos brannten, eine riesige Rauchwolke lag über der Stadt, Einsatzfahrzeuge heulten durch die Gassen. Am frühen Morgen explodierte gestern ein Sprengsatz vor einem Gericht in der Innenstadt. Die Wucht der Explosion war gewaltig. Im Umkreis von 200 Metern zersprangen Fensterscheiben, der Knall war fast in allen Stadtteilen zu hören, über der Stadt hingen dunkle Rauchwolken. Die Bombe war auf einem Motorrad installiert, das direkt vor dem Eingang des Gebäudes geparkt war. Die Kraft der Bombe ließ die umliegenden Häuser erzittern: "Es gab ein tiefes Dröhnen und dann wackelte unser Haus“, erzählte Theodorus Ioannidis, der in einer Wohnung nur rund 200 Meter vom Tatort entfernt wohnt. "Die Explosion war ziemlich stark“, sagte ein Kioskbesitzer, der seinen Stand 100 Meter vom Explosionsort hat. "Die Druckwelle hat alle Waren aus meiner Auslage gefegt.“ Nur ein Warnanruf hat verhindert, dass es bei dem Anschlag Tote und Verletzte gab. Rund 40 Minuten vor der Explosion hatte ein Mann einer Zeitung und einem TV-Sender den Anschlag angekündigt. Er verriet, wo genau das Motorrad geparkt war und welches Kennzeichen es hatte. Die Polizei ließ darauf den gesamten Bereich um den Tatort räumen.

Augenzeuge: "Ein Glück, dass niemand umkam“

"Wir sind schnell aus dem Gebäude gegangen. Es ist nur durch ein Wunder niemand getötet worden“, sagte ein Augenzeuge. Zu dem Anschlag bekannte sich bisher niemand. Aber: Schon im November hatte eine Serie von Paketbomben-Anschlägen Athen erschüttert. Damals wurden die Bomben an Botschaften verschickt, einige explodierten. Auch an hochrangige Politiker wie Angela Merkel wurden die explosiven Pakete verschickt. Die Täter damals: linksextreme Anarchisten. Jetzt läuft die Suche nach den Silvester-Bombern von Athen auf Hochtouren.

Terror 2: Dänemark steht unter Schock

Kopenhagen. Ganz Dänemark im Terror-Schock: "Die Bedrohung für unser Land ist sehr ernst“, sagte Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen gestern. Die verhafteten Islamisten werden verdächtigt, Kontakte zu internationalen Terrornetzwerken zu haben. Wie berichtet, wurde am Mittwoch in Kopenhagen eine Terror-Attacke auf die Redaktion der Zeitung Jyllands-Posten (veröffentlichte 2005 die Mohammed-Karikaturen) in letzter Sekunde verhindert. „Sie wollten dort so viele Menschen wie möglich töten“, so der Chef des dänischen Geheimdienstes PET, Jakob Scharf.

Schwer bewaffnet
Drei der fünf Festgenommenen wurden am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt. In einer ersten Anhörung haben sie alle Vorwürfe zurückgewiesen. Und das, obwohl bei den Männern Maschinenpistole mit Schalldämpfer, Munition und Kabelbinder gefunden wurden. "Der Angriff war für die nächsten Tage geplant“, so Scharf.

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