Sudanesen in Libyen

Flugzeugentführer haben sich ergeben

27.08.2008

Die beiden Sudanesen hatten eine Maschine mit rund 100 Geiseln gekapert, aber keine politischen Forderungen gestellt. Schließlich gaben sie auf.

Zur Vollversion des Artikels
© EPA
Zur Vollversion des Artikels

Die beiden Entführer eines sudanesischen Passagierflugzeugs haben sich am Mittwoch auf dem Flugplatz der libyschen Oase Al-Kafra ergeben. Die beiden Täter befinden sich in der Gewalt der Behörden. Davor hatten sie alle 87 Passagiere und zwei Flugbegleiterinnen freigelassen, sechs weitere Besatzungsmitglieder aber noch festgehalten.

Keine politischen Forderungen
Die Entführer hatten die Boeing 737 der privaten sudanesischen Luftfahrtgesellschaft Sun Express am Dienstag auf einem Inlandsflug in die sudanesische Hauptstadt Khartum in ihre Gewalt gebracht. Die Männer, die nach Frankreich wollten, hatten zunächst keine politischen Forderungen gestellt. Das wollten sie erst in Frankreich tun.

Wollten nach Frankreich
Der Pilot der Maschine hatte dem Flughafendirektor von Al-Kafra per Funk eine Botschaft der Entführer übermittelt. Sie forderten, dass die Maschine aufgetankt wird und sie selbst nach Frankreich geflogen werden. Anschließend entwickelte sich ein Dialog, in dessen Verlauf sich die Entführer zur Freilassung der Passagiere bereiterklärten. Als Vermittler fungierte der Pilot.

Die Passagiere hatten eine schreckliche Nacht in diesem Flugzeug verbracht. Mehrere waren wegen der Hitze und des Sauerstoffmangels an Bord ohnmächtig geworden.

Befreiungsarmee oder nicht?
Die Entführer gehören nach eigenen Angaben der "Sudanesischen Befreiungsbewegung" (SLM) unter Führung von Abdul Wahid Nour, einer Splittergruppe der "Sudanesischen Befreiungsarmee" (SLA), aus Darfur an. Nour, der im französischen Exil lebt, dementierte aber, dass die Entführer zu seiner Organisation gehören. Nach libyschen Angaben waren unter den Passagieren fünf Lokalpolitiker aus Darfur, zwei ägyptische Polizeioffiziere, zwei Äthiopier und ein Ugandese.

In Darfur sind seit 2003 nach UNO-Schätzungen etwa 300.000 Menschen gewaltsam umgekommen. Dort terrorisieren regimetreue arabische Janjaweed-Reitermilizen die ansässige Bevölkerung. 2,5 Millionen Menschen wurden vertrieben, eine Viertelmillion flüchtete über die Grenze in das Nachbarland Tschad. Gegen den seit 1989 herrschenden sudanesischen Machthaber Omar al-Bashir hat der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehl wegen Völkermords beantragt. Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi hatte die Konfliktparteien bereits mehrfach zu Friedensgesprächen eingeladen.

Zur Vollversion des Artikels