Porträt

Hardliner Mahmoud Ahmadinejad

22.08.2006

Der iranische Präsident liebt populistische Parolen.

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Am 3. August 2005 trat der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad sein Amt an. Seitdem hat er keine Gelegenheit verstreichen lassen, den Westen - allen voran Israel - in Grund und Boden zu verdammen. Ob er öffentlich den Holocaust anzweifelte oder den jüdischen Staat mit Adolf Hitler verglich - kaum ein Tag verging seit seiner Wahl, an dem Ahmadinejad mit seinen Parolen nicht die Schlagzeilen beherrschte. Die große außenpolitische Bühne bietet ihm dabei der Streit um das iranische Atomprogramm. Doch was international für Empörung sorgt, stärkt seine Position im Inland.

Wie kein anderer versteht es der frühere Teheraner Bürgermeister, die nationalistische und antiamerikanische Stimmung in der Bevölkerung zu bedienen und sich als Präsident der "kleinen Leute" zu präsentieren. Das zur Schau gestellte außenpolitische Selbstbewusstsein ist für Ahmadinejad zugleich eine innenpolitische Strategie: Der am 28. Oktober 1956 geborene Sohn eines Schmiedes aus der nördlichen Provinz Semnan, der sich einfach kleidet und keine Krawatten trägt, verdankt seine Wahl den einfachen Menschen im Land. Bei der Stichwahl am 24. Juni 2005 galt Ex-Präsident Akbar Hashemi Rafsanjani als der große Favorit, Sieger aber wurde überraschend Ahmadinejad.

"Reinheit" der Revolutionswerte
Seit jungen Jahren ist der Präsident glühender Anhänger der Islamischen Revolution unter Ayatollah Khomeini. Nach dem Sturz des Schahs 1979 war Ahmadinejad Offizier der Pasdaran, der Revolutionsgarden. Seinen Wahlkampf im vergangenen Jahr bestritt er mit der Forderung, die Liberalisierungen seines intellektuellen Vorgängers Mohammad Khatami rückgängig zu machen und zu den Wurzeln der revolutionären Ideale zurückzukehren. Immer wieder beschwört er die "Reinheit" der Revolutionswerte. Ahmadinejad stützt sich dabei auf die besonders konservative Fraktion der schiitischen Geistlichkeit.

Befürchtungen einer Radikalisierung der iranischen Innenpolitik bestätigten sich seit Ahmadinejads Amtsantritt jedoch nicht; von einer besonderen Strenge ist die Politik des Islamisten nicht geprägt. Die Versprechen, mit denen Ahmadinejad sich in den einfachen Bevölkerungsschichten beliebt machte, sind allerdings auch nicht erfüllt. Eine Erhöhung der Arbeitergehälter um 50 Prozent blieb ebenso aus wie die Erhöhung der Renten.

Stattdessen will Ahmadinejad die persische Sprache von westlichen Wörtern befreien. Einem Dekret zufolge soll ein Helikopter künftig als ein Gerät mit "drehbaren Tragflächen" umschrieben werden. Anstelle von Pizza soll in der Islamischen Republik nur noch von "dehnbarem Laib" gesprochen werden. Alle offiziellen Dokumente, Schulbücher und Zeitungen wurden aufgerufen, diese Regeln umzusetzen. Die neuen Bezeichnungen kreierte die Akademie Farhangestan - der Sprachhüter des Landes.

Gegensatz "Islam" - "Westen"
Für regelmäßige Empörung und Verwirrung sorgt Ahmedinadschad auf dem außenpolitischen Parkett: Gegen weltweite Kritik droht er dem Staat Israel mit der " Auslöschung" und nennt den Holocaust einen "Mythos", mit dem Israel seine Herrschaft über die Palästinenser rechtfertige. Credo seiner Außenpolitik ist der scharf konturierte Gegensatz zwischen " dem Islam" und "dem Westen".

Mit Erbitterung verteidigt Ahmadinejad auch das iranische Atomprogramm. Der Iran werde "niemals und mit niemandem über seine endgültigen Rechte verhandeln", erklärte er - UNO-Sanktionen hin oder her. Mit seiner Nukleartechnologie will der Iran seine Stellung als führende regionale Macht untermauern; nach Einschätzung westlicher Nahostexperten unterstützt er darum auch die gegen Israel kämpfende Hisbollah-Miliz im Libanon.

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